Michael Fränkel

Michael Fränkel

Samstag, 28 Juni 2025 23:37

Kupferdiebe schlagen auf Friedhof zu

KASSEL. Auf dem Nordfriedhof haben Kupferdiebe einen hohen Schaden angerichtet.

In der Nacht zu Mittwoch, 25. Juni, begaben sich bislang unbekannte Täter zwischen Dienstagnachmittag und Mittwochmorgen zur Friedhofskapelle an der Straße „Am Felsenkeller“ und entfernten gewaltsam große Teile der seitlichen Kupferverkleidung des Flachdaches. Dabei entstand ein Sachschaden von rund 10.000 Euro. Der Wert des entwendeten Kupfers wird auf etwa 20.000 Euro geschätzt.

Die Täter nutzten für den Abtransport der Kupferbleche aller Wahrscheinlichkeit nach ein oder mehrere Fahrzeuge und konnten unerkannt flüchten. Anwohner gaben gegenüber den am Tatort eingesetzten Beamten des Polizeireviers Nord an, am Dienstagabend zwischen 20.30 und 21.30 Uhr Geräusche im Bereich des Friedhofs gehört zu haben. Zudem sollen sich in dieser Zeit ein blauer VW Polo sowie ein größeres schwarzes Auto nahe der Kapelle aufgehalten haben.

Die Ermittler des Kommissariats 21/22 der Kriminalpolizei Kassel bitten weitere Zeugen, die verdächtige Personen oder Fahrzeuge beobachtet haben, sich unter Tel. 0561/9100 zu melden. (ots/r)

Samstag, 28 Juni 2025 13:01

Feuer frisst sich bis zum Dachstuhl

DIEMELSTADT. In Rhoden hat ein Brand ein Wohnhaus schwer beschädigt.

Am Samstag, 28. Juni, gegen 7.10 Uhr kam es in einem zweistöckigen Wohnhaus zu einem Feuer. Beim Eintreffen der Feuerwehr hatten die vier Bewohner das Gebäude bereits verlassen. Ein 53-jähriger Mann kam mit Verdacht auf eine Rauchgasvergiftung ins Krankenhaus.

Das Feuer brach im ersten Stock im Küchenbereich aus und griff auf den Dachstuhl über. Der Sachschaden wird auf etwa 100.000 Euro geschätzt. Die weiteren Ermittlungen zur Brandursache führt die Kriminalpolizei in Korbach. (ots/r)

MARSBERG. Ein Porsche GT3 ist auf der Autobahn 44 bei einem schweren Unfall von der Fahrbahn abgekommen.

Am Donnerstag, 26. Juni, gegen 14.10 Uhr erhielt die Leitstelle des Hochsauerlandkreises einen Notruf durch das automatische eCall-Alarmsystem. Daraufhin wurden die Löschgruppen Meerhof, Oesdorf, Essentho sowie der Löschzug Niedermarsberg zur Einsatzstelle entsandt.

Vor Ort bot sich den Einsatzkräften folgendes Bild: Ein Porsche GT3 war aus bislang unbekannter Ursache von der Fahrbahn abgekommen, unter der Leitplanke hindurchgefahren, hatte mehrere kleine Bäume gekappt und war etwa zehn Meter tief eine Böschung hinab neben der Autobahn zum Stehen gekommen. Durch die Wucht des Aufpralls wurde der Motorblock vom Fahrzeug abgerissen, weitere Fahrzeugteile verteilten sich rund um die Böschung.

Trotz des heftigen Unfalls blieb der Fahrer dank des hohen Sicherheitsstandards des Fahrzeugs weitgehend unverletzt. Beim Eintreffen der Feuerwehr befand er sich bereits in Betreuung durch den Rettungsdienst.

Da keine Betriebsstoffe ausliefen oder anderweitige Umweltgefahren bestanden, beschränkten sich die Maßnahmen der Feuerwehr auf Sicherungsarbeiten im Umfeld des Unfallfahrzeugs. Im weiteren Verlauf übernahm die Polizei die Sicherung der Unfallstelle, sodass der Einsatz für die Feuerwehr nach etwa anderthalb Stunden beendet werden konnte.

Neben den alarmierten Feuerwehrkräften waren auch der Rettungsdienst Bad Wünnenberg, ein Notarzt aus Büren sowie die Autobahnpolizei im Einsatz.

eCall ist ein automatisches Notrufsystem, das bei einem schweren Verkehrsunfall automatisch einen Notruf an die Leitstelle absetzt oder auch manuell durch den Fahrer ausgelöst werden kann. Dadurch kann die Feuerwehr alarmiert werden, auch wenn die Leitstelle keinen Kontakt zum Fahrer herstellen kann oder dieser infolge des Unfalls bewusstlos und nicht mehr ansprechbar ist. Im Hochsauerlandkreis wird bei einem eingehenden eCall-Notruf das Einsatzstichwort „Unfall mit eingeklemmter Person“ ausgelöst.

Freitag, 27 Juni 2025 20:13

Unbekannte besprühen Feuerwehrauto

KASSEL. Während Feuerwehrkräfte im Vorderen Westen einem Bewohner zur Hilfe eilten, haben Unbekannte ein Einsatzfahrzeug mit Sprühfarbe beschmiert und dadurch einen Schaden von mehreren hundert Euro verursacht.

Die Tat ereignete sich am Mittwochabend, 25. Juni, gegen 20.10 Uhr in der Querallee. Die Feuerwehr musste einen Bewohner wegen eines medizinischen Notfalls über die Drehleiter aus einem der oberen Stockwerke eines Wohnhauses retten. Während des Einsatzes begaben sich bislang unbekannte Täter zu einem Feuerwehrauto, das in Höhe der Reginastraße auf der Fahrbahn stand, und besprühten eine Staufachabdeckung im hinteren Bereich des Fahrzeugs mit grüner Farbe. Anschließend flüchteten sie unerkannt.

Die weiteren Ermittlungen führt die Regionale Ermittlungsgruppe der Polizei Kassel. Zeugen werden gebeten, sich unter Tel. 0561/9100 zu melden. (ots/r)

Freitag, 27 Juni 2025 19:30

Badeunfall endet mit Lebensgefahr

WALDECK. Ein Mann hat am Edersee im Strandbad Waldeck beim Baden lebensgefährliche Verletzungen erlitten.

Im Rahmen einer Firmenfeier im Restaurant Strandhaus Edersee begaben sich zwei Personen zum Baden an den Strand und schwammen zu einer etwa 40 Meter vom Ufer entfernten Badeinsel. Einer der beiden, der sich wenige Monate zuvor einer schweren Herzoperation unterzogen hatte, benutzte die auf der Badeinsel angebrachte Rutsche, ruhte sich aus und rutschte erneut. Anschließend trieb er unvermittelt in Rückenlage hilflos im Wasser. Die andere Person, die sich währenddessen in der Nähe der Badeinsel aufgehalten hatte, kam hinzu und stellte fest, dass der Mann auf Ansprache nicht reagierte. Daraufhin hielt sie seinen Kopf über Wasser und schwamm mit ihm in Richtung Ufer, während sie um Hilfe rief.

Vom Restaurant kamen unverzüglich der Inhaber und eine Mitarbeiterin ans Wasser. Die beiden Schwimmer befanden sich zu diesem Zeitpunkt kurz vor dem Ufer. Mit Hilfe der Herbeigeeilten wurde der Mann auf ein SUP gehoben und an Land gebracht, wo sofort mit der Reanimation begonnen wurde.

Nach und nach trafen weitere Rettungskräfte ein. Der Mann wurde schließlich mit dem Rettungshubschrauber in das Klinikum Kassel geflogen. Aufgrund der zurückliegenden Herzoperation bestand Lebensgefahr.

An der Reanimation des Verletzten waren neben den Ersthelfern die DLRG, weitere Rettungskräfte sowie eine Mitarbeiterin der Wasserschutzpolizei beteiligt. (ots/r)

KASSEL. Am Donnerstag, 3. Juli, findet im Klinikum Kassel eine Patientenveranstaltung mit Experten und dem robotischen Assistenzsystem Da Vinci statt.

Das Klinikum Kassel setzt das chirurgische Assistenzsystem Da Vinci in verschiedenen Kliniken ein. Operateure steuern von einer im Operationssaal befindlichen Konsole die vier Roboterarme, welche mit einer hochauflösenden Kamera und unterschiedlichen, sehr feinen Operationsinstrumenten bestückt werden können. Die Operateure haben so die Möglichkeit, hoch präzise Operationsschritte auszuführen, können aber jederzeit an den Operationstisch wechseln und die Operation von dort fortführen, wenn dies geboten sein sollte.

Dieses robotische Assistenzsystem können Patienten und Interessierte in zwei Veranstaltungen am Donnerstag, 3. Juli, von 10 bis 11.30 Uhr und von 17.30 bis 19 Uhr auf der Konferenzebene des Klinikum Kassel (Ebene 8, Haus E) besichtigen und kennenlernen. Die Veranstaltungen werden von Chirurgen der Allgemein- und Viszeralchirurgie, der Gynäkologie und der Urologie begleitet. Sie berichten viel Wissenswertes über die neue Technologie. Und das Beste: Da es sich um ein Trainingssystem handelt, dürfen Gäste auf eigenen Wunsch auch selbst einmal an die Konsole.

Nach den informativen Vorträgen der Experten und der Übung an der Konsole haben die Teilnehmer Gelegenheit, eigene Fragen zu stellen. Die Teilnahme ist kostenlos und ohne Anmeldung möglich.

Link: https://www.gesundheit-nordhessen.de/

WARBURG. Bei einem Unfall im Kreuzungsbereich Industriestraße/Heidweg/Zum Heidhof wurden zwei Frauen leicht verletzt. Beide Fahrzeuge mussten abgeschleppt werden.

Der Unfall ereignete sich am Mittwoch, 25. Juni, gegen 16.30 Uhr. Eine 59-jährige Frau aus Borgentreich war mit ihrem Skoda Fabia auf der Straße Zum Heidhof unterwegs und wollte an der Kreuzung nach links in die Industriestraße abbiegen. Zur gleichen Zeit fuhr eine 27-Jährige aus Warburg mit ihrem Audi auf der Industriestraße in Richtung Papenheimer Straße.

Im Kreuzungsbereich kam es zur Kollision. Beide Fahrerinnen erlitten leichte Verletzungen und wurden mit Rettungswagen ambulant im Krankenhaus behandelt. Die Fahrzeuge waren nicht mehr fahrbereit und mussten abgeschleppt werden. Der entstandene Sachschaden beträgt rund 17.000 Euro.

BRAKEL. Ein gefährliches Überholmanöver auf der B 252 hat einen Autofahrer zum Ausweichen gezwungen und Sachschaden verursacht. Die Polizei sucht Zeugen.

Der Vorfall ereignete sich am Mittwoch, 25. Juni, gegen 8.15 Uhr zwischen Rheder und Siddessen. Ein 41-jähriger Mann aus Brakel war mit seinem schwarzen Renault Mégane in Richtung Siddessen unterwegs, als ihm ein blauer Lkw mit weißem Auflieger entgegenkam. Dieser wurde in dem Moment von einem bislang unbekannten Pkw überholt.

Um eine Frontalkollision zu verhindern, wich der 41-Jährige nach rechts auf einen angrenzenden Feldweg aus. Dabei touchierte er einen Stein, wodurch sein Fahrzeug beschädigt wurde. Der Schaden beläuft sich auf rund 2000 Euro.

Der überholende Pkw – möglicherweise ein schwarzer VW Golf – setzte seine Fahrt fort, ohne anzuhalten. Die Polizei Höxter bittet Zeugen, die Angaben zum Unfallhergang oder zu den beteiligten Fahrzeugen machen können, sich unter Tel. 05271/9620 zu melden.

Mittwoch, 02 Juli 2025 09:50

Ärzte warnen vor Hitzegefahren

BAD AROLSEN. Hitzewellen, wie in diesen Tagen wieder angekündigt, belasten besonders ältere Menschen. Ihr Körper reagiert anders auf hohe Temperaturen, was zu gesundheitlichen Problemen führen kann. Birgit Behrens, leitende Geriaterin am Krankenhaus Bad Arolsen, und ihre Kollegin Dr. Katarina Kopp, Chefärztin der Neurogeriatrie, erklären, warum ältere Menschen besonders gefährdet sind und wie sie sich während der heißen Tage schützen können.

Der Körper braucht ausreichend Flüssigkeit

„Ältere Menschen sind besonders anfällig für gesundheitliche Probleme bei extremer Hitze, weil der Körper nicht mehr so effizient auf hohe Temperaturen reagiert“, sagt Birgit Behrens. „Oft ist Flüssigkeitsmangel das Problem.“

Dr. Kopp ergänzt: „Besonders Menschen, die bereits an chronischen Vorerkrankungen wie Herz-Kreislauf-Problemen oder Diabetes leiden sowie ältere Menschen mit Schluckstörungen, etwa nach einem Schlaganfall oder bei Demenz, haben ein deutlich erhöhtes Risiko, nicht ausreichend zu trinken.“

Ältere Menschen haben weniger Durst

Der Durstreiz bei älteren Menschen funktioniert oft weniger stark. „Die Rezeptoren im Gehirn, die das Durstgefühl steuern, sind weniger empfindlich und altersbedingt vermindert“, erklärt die Neurogeriaterin. Dies führe dazu, dass viele ältere Menschen weniger trinken als sie sollten, selbst wenn sie bereits dehydriert sind.

Das Team der Bad Arolser Geriatrie empfiehlt mindestens 1,5 bis 2 Liter Flüssigkeit pro Tag, bei heißen Temperaturen kann der Bedarf sogar auf bis zu 3 Liter steigen. Menschen, die Medikamente einnehmen, die die Flüssigkeitsaufnahme beeinflussen, oder an Krankheiten leiden, die den Flüssigkeitsbedarf einschränken, sollten die individuelle Trinkmenge mit dem behandelnden Arzt besprechen.

Ein praktischer Tipp: „Es hilft, sich das gesamte Tages-Trinkpensum schon morgens übersichtlich – zum Beispiel in Halbliterflaschen – zurechtzustellen, um das eigene Trinkverhalten im Blick zu behalten. So kann man jederzeit nachvollziehen, wie viel man bereits getrunken hat und wie viel man noch trinken sollte“, rät Birgit Behrens.

Verhalten bei einer Hitzewelle

Während einer Hitzewelle ist es besonders wichtig, den eigenen Tagesablauf den hohen Temperaturen anzupassen. „Körperliche Anstrengungen sollten, sofern sie überhaupt zwingend erforderlich sind, ausschließlich auf die kühleren Morgen- und Abendstunden verlegt werden“, empfiehlt die leitende Geriaterin.

„Die Wohnung kann durch Außenbeschattung und morgendliches Lüften kühl gehalten werden. Zudem hilft das Tragen von luftiger, atmungsaktiver Kleidung, um die Körpertemperatur zu regulieren.“

Dr. Kopp fügt hinzu: „Für Menschen mit neurologischen Erkrankungen, insbesondere nach einem Schlaganfall oder bei Demenz, ist es besonders wichtig, für eine kontinuierliche Flüssigkeitszufuhr zu sorgen und auf zusätzliche Kühlmethoden wie Ventilatoren zurückzugreifen. Hier sind auch die Angehörigen und gegebenenfalls beauftragte Pflegende gefragt, für die Flüssigkeitszufuhr und entsprechende Kühlung zu sorgen.“

Hitzebedingte Beschwerden

Anzeichen einer beginnenden Dehydratation sind vor allem Müdigkeit, Konzentrationsstörungen, Schwindel und seltenere Toilettengänge. „Wenn diese Symptome auftreten, sollten Betroffene sofort ihre Trinkmenge erhöhen und gegebenenfalls einen Arzt oder Angehörige um Hilfe bitten“, sagt Birgit Behrens. „Besonders bei Symptomen wie Schwindel, Übelkeit, Erschöpfung oder Kurzatmigkeit muss schnell reagiert werden.“

Bei schwereren Anzeichen wie Bewusstseinseintrübung oder Atemnot ist natürlich sofortige medizinische Hilfe erforderlich. In solchen Fällen sollte der Rettungsdienst kontaktiert werden.

Tipps für Menschen ab 65 und ihre Angehörigen:

  • Vermeiden Sie körperliche Anstrengung in den heißesten Stunden.

  • Trinken Sie ausreichend Wasser und Tees.

  • Meiden Sie direkte Sonneneinstrahlung.

  • Passen Sie Ihre Medikation an die Hitze an – konsultieren Sie dazu unbedingt Ihren behandelnden Arzt.

  • Achten Sie auf hitzebedingte Beschwerden und reagieren Sie schnell.

Freitag, 27 Juni 2025 13:06

Experten klären über Inkontinenz auf

FRANKENBERG. Zum heutigen Tag der Inkontinenz sprechen wir mit Dr. Werner Stein, Chefarzt der Gynäkologie und Geburtshilfe, und Dr. Arkadiy Radzikhovskiy, Chefarzt der Allgemein- und Viszeralchirurgie am Kreiskrankenhaus Frankenberg. Sie sprechen über ein Thema, das noch immer viel zu oft verschwiegen wird, obwohl es Millionen Menschen betrifft: die Inkontinenz.

Guten Tag, Herr Dr. Stein und Herr Dr. Radzikhovskiy. Vielen Dank, dass Sie sich heute die Zeit nehmen, über das weitreichende Problem Inkontinenz zu sprechen und unseren Lesern einen Einblick in Behandlungsmöglichkeiten zu geben.

Harninkontinenz: Besonders Frauen betroffen

Herr Dr. Stein, geben Sie uns bitte zunächst einen Überblick über Harninkontinenz, die ja besonders Frauen betrifft?

Dr. Werner Stein: „Gerne. Harninkontinenz, insbesondere die Belastungsinkontinenz und Dranginkontinenz, ist ein sehr häufiges Phänomen. Aktuelle Schätzungen zeigen, dass in Deutschland rund 9 Millionen Menschen an Harninkontinenz leiden, wobei Frauen deutlich häufiger betroffen sind als Männer. Etwa ein Viertel der Frauen hat im Laufe ihres Lebens unwillkürlichen Urinverlust. Das kann vorübergehend sein, zum Beispiel nach einer Geburt, oder unbehandelt zu einem Dauerproblem werden. Grundsätzlich steigt der Anteil der Betroffenen mit dem Alter. Viele Frauen nehmen dies leider als altersbedingt hin, aber das muss definitiv nicht sein! Beckenbodensenkungen und die damit verbundene Harninkontinenz sind behandelbar.“

Das ist eine beeindruckende Zahl. Was sind denn Ihre ersten Ratschläge für Betroffene?

Dr. Werner Stein: „Das Wichtigste ist, das Thema nicht zu ignorieren. Schon bei den ersten Anzeichen kann man selbst aktiv werden. Oft bemerkt man beim Husten oder Niesen, dass man ein paar Tropfen Urin verliert. Spätestens jetzt, besser aber schon vorbeugend – zum Beispiel nach einer Geburt, nach operativen Eingriffen an der Gebärmutter oder vor den Wechseljahren – rate ich immer zu einfachen, aber effektiven Beckenbodenübungen. Diese lernen Sie in Kursen von Krankenkassen oder der Volkshochschule und integrieren sie nahezu überall und jederzeit in den Alltag. Machen Sie sie doch beispielsweise jedes Mal, wenn Sie an einer roten Ampel warten! Das hilft, das Training zur Routine werden zu lassen, was unerlässlich für den dauerhaften Erfolg ist.

Es gibt auch spezielle Trainingshilfsmittel wie Beckenbodentrainer. Bei Dranginkontinenz hilft auch ein Verhaltenstraining unter professioneller Anleitung. Lassen Sie sich von Ihrem Arzt beraten, welche Methoden sinnvoll sind. Neben diesen konservativen Ansätzen bieten wir in der Fachklinik in Frankenberg auch das gesamte Spektrum operativer Behandlungsmöglichkeiten an. Ihr Gynäkologe oder Hausarzt überweist Sie zur weiteren Abklärung an uns, wenn die konservativen Methoden ausgeschöpft sind. Unser Ziel ist es, jede Patientin individuell zu beraten und die beste Lösung für sie zu finden.“

Stuhlinkontinenz: Kein Grund zu schweigen

Herr Dr. Radzikhovskiy, Sie sind auf die Stuhlinkontinenz spezialisiert, ein Thema, das sogar noch stärker tabuisiert ist. Wie sieht die Situation hier aus?

Dr. Arkadiy Radzikhovskiy: „Sie haben Recht, die Stuhlinkontinenz ist leider immer noch ein großes Tabu. Dabei ist auch sie weit verbreitet. Schätzungen gehen davon aus, dass etwa 1 bis 5 % der erwachsenen Bevölkerung an Stuhlinkontinenz leiden, wobei die Dunkelziffer hier vermutlich noch höher ist, da viele Betroffene aus Scham schweigen. Es ist ein belastendes Leiden, das die Lebensqualität massiv einschränkt.“

Wie können Betroffene das Problem anpacken?

Dr. Arkadiy Radzikhovskiy: „Mein wichtigster Appell ist: Sprechen Sie darüber! Auch wenn es schwerfällt, ist der erste Schritt die offene Kommunikation. In vielen Fällen können wir Inkontinenz heilen oder die Situation zumindest nachdrücklich verbessern und damit die Lebensqualität deutlich steigern. Es gibt vielfältige Therapieansätze – von konservativen Methoden wie Ernährungsumstellung und Beckenbodentraining bis hin zu spezialisierten operativen Verfahren.

Immer offener trauen sich Betroffene und ihre Angehörigen, über dieses Thema zu sprechen, und erfahren, dass das Problem mit ärztlicher und pflegerischer Unterstützung und speziellen Hilfsmitteln angepackt werden kann. Moderne Techniken wie der ‚Darm-Schrittmacher‘ oder verschiedene Operationsverfahren mittels Schneiden, Veröden oder Laser-Therapie zeigen, wie weit die Medizin hier bereits ist.“

Es ist ermutigend zu hören, dass es so viele Behandlungsmöglichkeiten gibt. Abschließend: Was ist Ihre gemeinsame Botschaft zum Tag der Inkontinenz an die Bevölkerung?

Dr. Werner Stein: „Lassen Sie sich nicht von Scham abhalten, professionelle Hilfe zu suchen. Inkontinent zu sein, ist kein Schicksal, das man ertragen muss. Jede Inkontinenz ist behandelbar und kann spürbar gelindert werden, in den meisten Fällen ist sogar Heilung möglich.“

Dr. Arkadiy Radzikhovskiy: „Reden Sie mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin. Wir sind hier, um zu helfen und die Lebensqualität von Betroffenen wiederherzustellen. Wir sind als Beratungsstelle für Stuhlinkontinenz von der Deutschen Kontinenz Gesellschaft zertifiziert und können Sie mit Erfahrung und auf aktuellem Wissensstand der Forschung beraten und behandeln.“

Herzlichen Dank an Sie beide für dieses aufschlussreiche Gespräch.

Neustes 112-Video

Werbeprospekte

Anzeige
Anzeige