WALDECK-FRANKENBERG. Am 7. Mai startete das Projekt „Radfahren GEMEINSAM neu entdecken“ im Landkreis Waldeck-Frankenberg. Dabei werden in der Fahrradsaison 2025 testweise zwei Fahrrad-Rikschas kostenfrei zur Verfügung gestellt, um eine Fahrradmobilität für ältere und mobilitätseingeschränkte Menschen zu ermöglichen. Die Rikschas sollen in verschiedenen Einrichtungen und an unterschiedlichen Orten im Landkreis eingesetzt werden. Gesteuert werden die Fahrzeuge von ehrenamtlichen Fahrerinnen und Fahrern.
Erster Kreisbeigeordneter Karl-Friedrich Frese ist von dem Projekt begeistert und sagt: „Uns ist nicht nur der Ausbau des Radverkehrs wichtig, sondern vor allem auch Teilhabe – und beides lässt sich mit den Fahrradrikschas ideal verknüpfen.“ Das Projekt ermögliche es Menschen mit Handicap und älteren Mitmenschen, ebenfalls einmal mit dem Rad unterwegs zu sein – ein wichtiger Beitrag zur Förderung der Alltagsmobilität. Der Landkreis sei mit seinen Nahmobilitätskoordinatorinnen gerne als vermittelnde Instanz tätig, um das Angebot und somit mehr Teilhabe zu unterstützen. Besonders freue ihn, so Frese, dass das Land Hessen Waldeck-Frankenberg gleich mit zwei Rikschas für den Einsatz bis Ende Oktober ausgestattet habe.
Für das Land Hessen nahm Knut John den Dank des Landkreises entgegen, dass das Projekt nun in Waldeck-Frankenberg umgesetzt werden kann. John ist seit August 2024 als Landesbeauftragter für ländliche Räume im Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr, Wohnen und ländlichen Raum unter anderem für die Förderung von Alltags- und Nahmobilität zuständig. „Im urbanen Raum, also in unseren Städten, gehören die Fahrradrikschas längst zum alltäglichen Verkehrsbild – in den ländlichen Räumen dürften sie sich dagegen durchaus noch stärker etablieren“, erläutert John. Deshalb sei es für das Wirtschaftsministerium selbstverständlich gewesen, das Projekt mit einer Anschubfinanzierung von 120.000 Euro nach Nordhessen zu bringen.
Bis Ende Juni kommen jeweils eine Rikscha im Seniorenheim „Haus Ederaue“ in Edertal-Giflitz und im Wohn- und Pflegepark „Am Laupark“ in Bad Wildungen zum Einsatz. Von Juli bis Ende Oktober können die Rikschas weiteren Einrichtungen zugeteilt werden. Die Nahmobilitätskoordinatorinnen helfen beim Transport und bei der Einweisung der künftigen ehrenamtlichen Fahrerinnen und Fahrer. Diese müssen von den Einrichtungen aktiviert werden, denn die Rikschas sollen möglichst häufig mit Gästen unterwegs sein. Alle Ehrenamtlichen erhalten selbstverständlich eine Schulung, um sicher mit der Rikscha fahren zu können.
Als Einrichtungen kommen Senioren- und Pflegeeinrichtungen ebenso in Frage wie Seniorentreffs oder Seniorenbüros. Auch Vereine, Stadtteil- und Familienzentren sowie interessierte Organisationen oder ehrenamtlich engagierte Gruppen können sich an dem Projekt beteiligen. Sie alle vereint das Ziel, mobilitätseingeschränkten Menschen Freude und Wind im Haar schenken zu wollen.
Interessierte wenden sich bitte bis zum 20. Juni 2025 an Nahmobilitätskoordinatorin Martha Schweizer, Tel. 05631 954-2153, E-Mail martha.schweizer@lkwafkb.de. Weitere Informationen gibt es außerdem unter:
https://www.nahmobil-hessen.de/unterstuetzung/radfahren-gemeinsam-neu-entdecken/ oder https://radelnohnealter.de/
Hintergrund
Die Fahrten in der Rikscha bieten älteren und mobilitätseingeschränkten Menschen nicht nur einen Ausblick auf die Welt außerhalb der Einrichtung, sondern auch eine willkommene Abwechslung im Alltag. Gerade ältere Menschen haben vielfach nicht mehr die Möglichkeit, selbstständig Ausflüge zu unternehmen. Mit den Rikschas wird ihnen eine neue Art der Mobilität angeboten und das Miteinander zwischen den Generationen gestärkt.
Ziel der Aktion „Radfahren GEMEINSAM neu entdecken“ ist es, Seniorinnen und Senioren sowie in ihrer Mobilität eingeschränkten Menschen mehr Mobilität und Teilhabe zu ermöglichen. Dafür stellt das Land Hessen zusammen mit der Arbeitsgemeinschaft Nahmobilität Hessen (AGNH) und mit Unterstützung durch „Radeln ohne Alter Deutschland e.V.“ sozialen Einrichtungen wie zum Beispiel Seniorenheimen Fahrrad-Rikschas für das gemeinschaftliche Fahren zur Verfügung.
Radeln ohne Alter Deutschland e.V.
Der Verein „Radeln ohne Alter Deutschland e.V.“ übernimmt in Zusammenarbeit mit dem Landkreis die Koordinierung des Projekts, schult die ehrenamtlichen Fahrerinnen und Fahrer und berät die Einrichtungen bei der Durchführung der Aktion.
„Radeln ohne Alter“ setzt sich für die Teilhabe von Menschen mit eingeschränkter Mobilität am gesellschaftlichen Leben und gegen Vereinsamung und soziale Isolation älterer Menschen ein. Lokale Gruppen existieren in über 70 Städten und Gemeinden. Die Dachorganisation „Radeln ohne Alter Deutschland e.V.“ unterstützt sie in organisatorischen und technischen Fragen.
„Die Freude der Seniorinnen und Senioren ist für uns das Wichtigste bei der Aktion“, sagt Natalie Chirchietti, Geschäftsführerin des Vereins. „Immer wieder haben wir begeisterte Rückmeldungen von den Mitfahrenden erhalten, wie großartig der Ausflug mit der Rikscha war. Raus an die frische Luft, den Wind in den Haaren spüren – diese positiven Rückmeldungen beflügeln uns dabei, das Projekt ‚Radfahren GEMEINSAM neu entdecken‘ zusammen mit dem Land Hessen durchzuführen.“
Nahmobilitätskoordinatorinnen und STADTRADELN
Im Landkreis Waldeck-Frankenberg wirken Martha Schweizer und Nicole Sude seit dem Jahr 2023 als Nahmobilitätskoordinatorinnen. Ihr primäres Aufgabengebiet besteht darin, den Fuß- und Radverkehr im Landkreis zu verbessern und vor allem auch kleinere Städte und Gemeinden in diesem Bereich zu beraten und zu unterstützen. Neben Infrastrukturmaßnahmen sind auch Öffentlichkeitsarbeit und Kampagnen entscheidend, um die Nahmobilität zu fördern. Das STADTRADELN zählt dabei zu den bekanntesten Aktionen.
„In diesem Jahr verfolgen wir beim STADTRADELN den Ansatz, das Fahrradfahren als familienfreundliche und gesunde Aktivität zu bewerben“, so Martha Schweizer. Im Rahmen der Auftaktveranstaltung am 1. Juni in Edertal-Bergheim wird es ein Familienfest mit vielen inklusiven Angeboten geben, denn Familie besteht eben auch aus Personen, die nicht mehr zu hundert Prozent mobil sind. „Hier kam uns die Idee, auch eine Fahrrad-Rikscha mit Probefahrten zu präsentieren“, ergänzt Nicole Sude. Das Gefährt ist mit einem elektrischen Hilfsantrieb ausgestattet. Die Fahrgäste blicken nach vorn und genießen einen uneingeschränkten Ausblick. Als weiteres inklusives Angebot präsentiert die Paul-Zimmermann-Schule Korbach beim Familienfest am 1. Juni einen Fahrradparcours.