WALDECK-FRANKENBERG. Starkregen hat am Freitagabend viele Keller voll Wasser laufen lassen und mehrere Straßen überflutet. Bei der Rettungsleitstelle im Korbacher Kreishaus gingen ab etwa 21 Uhr zahlreiche Anrufe ein, woraufhin fast im Minutentakt viele Feuerwehren in Korbach, Waldeck, Edertal, Vöhl, Diemelstadt, Diemelsee, Volkmarsen, Bad Wildungen, Haina, Frankenau, Frankenberg, Burgwald und Rosenthal alarmiert wurden. Vor allem mussten die Einsatzkräfte - in Bad Wildungen, Frankenberg und Korbach war auch das THW ausgerückt - Keller auspumpen.
Umgestürzte Bäume blockierten unter anderem die Bundesstraße 251 zwischen Sachsenhausen und Meineringhausen, die Kreisstraße 126 zwischen Wangershausen und Rengershausen sowie die Landesstraße 3084 zwischen Alraft und Vöhl. In Gellershausen riss das Wasser große Steine mit sich, die auf der Frebershäuser Straße liegen blieben. In Kleinern wurde die Wesetalstraße überflutet, hier hatte das Wasser auch die Kanaldeckel hochgedrückt. Allein der Korbacher Feuerwehr lagen gegen 22 Uhr rund 30 Hilfeersuchen vor. Die Kameraden mussten aber auch sich selbst helfen, nachdem eine Flut- und Schlammwelle von einem Maisfeld aus vor und auch in das Gerätehaus von Rhena geschwappt war. Dies sei der für Korbach gravierendste Einsatz gewesen, sagte Stadtbrandinspektor Friedhelm Schmidt in der Nacht. In Rhena kamen - wie andernorts im Kreis auch - ein Radlader und ein Schlepper mit Frontlader zum Einsatz, um der Schlammmengen Herr zu werden.
Die Bundesstraße 253 in der Ortslage von Dainrode wurde überflutet, ebenso machte Regen die Alte Geismarer Straße zwischen Frankenberg und dem Stadtteil Geismar unpassierbar. Auf die Kreisstraße 67 zwischen Benkhausen und Schweinsbühl ging eine Schlammlawine von einem Maisfeld oberhalb der Fahrbahn nieder. Auch die Bundesstraße 252 bei Schmittlotheim war durch eine Schlamm- und Gerölllawine blockiert, hier schaffte ein Landwirt mit einem Frontlader Abhilfe. Vor allem Straßen in Waldgebieten waren nach dem Unwetter überzogen mit einer Mischung aus Blättern, Ästen, Steinen und Schlamm. In Bad Wildungen liefen eine Wohnung und ein Hotel voll Wasser, der Regen lief auch in die Tiefgarage des Maritim Hotels, wie Stadtbrandinspektor Udo Paul gegenüber 112-magazin.de berichtete. Autos wurden aber nicht in Mitleidenschaft gezogen, weil das Wasser nur etwa zehn Zentimeter hoch in der Tiefgarage stand. In Waldeck rückte die Feuerwehr zu einem Bordell aus, weil dort Wasser eingedrungen war.
Besonders betroffen war erneut der 800-Einwohner-Ort Willersdorf, wo es bereits in der Nacht zu Donnerstag schwere Überschwemmungen gegeben hatte. "Da ist praktisch der ganze Ort abgesoffen", sagte der Frankenberger Wehrführer Stefan Stroß. Allein in Willersdorf seien etwa 60 bis 70 von insgesamt 140 Einsatzkräften gebunden gewesen. Eine mit Holzpfählen abgestützte Scheune direkt am Buchbach sei vom Einsturz bedroht gewesen. Das Technische Hilfswerk habe mit Sandsäcken ein weiteres Haus gesichert. Die Frankenberger Feuerwehr besetzte die alte Leitstelle im Katastrophenschutzzentrum, um von dort auf einem eigens geschalteten Funkkanal die zahlreichen Einsätze im Bereich Frankenberg selbst zu koordinieren.
Durch Hemfurth-Edersee wälzte sich die dritte Schlammlawine innerhalb von nur zwei Wochen. Die aktuelle sei schlimmer noch gewesen als die am 15. Mai gewesen, erklärte Wehrführer Dirk Rübsam. Der Schlamm sei erneut von dem Maisfeld oberhalb des Ortes in die Straßen geflossen. Betroffen waren diesmal laut Rübsam auch sieben Keller von Wohnhäusern, die mit Schlamm und Wasser vollgelaufen waren. Darüber hinaus hatte die Wehr aus Hemfurth-Edersee noch die Kameraden aus Affoldern zur Unterstützung angefordert, da das Informationszentrum von E.ON Wasserkraft ebenfalls von Schlamm verwüstet zu werden drohte. Die Einsatzkräfte leiteten die Flut durch behelfsmäßige Dämme um. Außerdem wurde mit Hilfe eines Radladers der Gemeindeverwaltung eine verstopfte Regenrinne oberhalb am Berg gereinigt.
Allein am Freitagabend und in der Nacht zu Samstag bewältigten feuerwehren und THW rund 130 Einsätze. In vielen Fällen halfen Anwohner, Landwirte mit Schleppern und Mitarbeiter von kommunalen Bauhöfen. Schon am Samstagmorgen rückten in mehreren Städten und Großgemeinden erneut die Feuerwehren aus, um bei Aufräumarbeiten weitere Unwetterschäden zu beseitigen.