WOLFHAGEN. Nicht auf Betrüger am Telefon hereingefallen ist am gestrigen Montagnachmittag eine Seniorin aus Wolfhagen. Die 64 Jahre alte Frau hatte einen sogenannten Schockanruf erhalten, das miese Spiel der falschen Polizisten am anderen Ende der Leitung aber sofort durchschaut.
Durch ihre Mitteilung an die echten Polizeibeamten der Polizeistation Wolfhagen gelang einer Zivilstreife am Nachmittag die Festnahme des Geldabholers, der in Erwartung fetter Beute von der Bande zur Anschrift der Frau geschickt geworden war. Der festgenommene 33-Jährige aus Köln soll nun am heutigen Tag einem Haftrichter vorgeführt werden, der über die Untersuchungshaft entscheidet. Bei der Durchsuchung seines Pkw fanden Beamte später zudem einen fünfstelligen Bargeldbetrag und mutmaßlich hochwertige Schmuckstücke, die allem Anschein nach aus einer gleichgelagerten Betrugstat stammen dürften.
Da diese Tat offenbar noch nicht bei der Polizei angezeigt wurde, erhoffen sich die Ermittler der zuständigen EG SÄM der Kasseler Kripo nun durch die Veröffentlichung, Hinweise zur Herkunft der sichergestellten Wertsachen zu bekommen.
Begonnen hatte der Betrugsversuch gestern gegen 13.50 Uhr mit dem Anruf einer weinenden Frau, die sich als Tochter der 64-Jährigen auszugeben versuchte und das Telefonat sofort an eine angebliche Polizistin weiterreichte. Die falsche Beamtin schilderte dann, dass die vermeintliche Tochter einen schlimmen Unfall verursachte habe und zur Abwicklung des Unfalls nun eine Kaution von 80.000 Euro erforderlich sei.
Die Wolfhagerin durchschaute den Betrug, spielte das Spiel aber mit und stellte den Betrügern hochwertigen Schmuck in Aussicht. Die Bande schickte dann den 33-Jährigen zur Anschrift der Frau, den die Zivilbeamten der Wolfhager Polizei dort gegen 14.30 Uhr festnahmen. Der Tatverdächtige, der mit einem blauen VW Touran unterwegs war, ist nach derzeitigen Erkenntnissen bereits wegen dieser Betrugsmasche in Erscheinung getreten. In seinem Wagen fanden die Beamten dann das Bargeld und den mutmaßlich hochwertigen Goldschmuck. Dabei handelt es sich um 14 Ringe, drei Armbänder, zwei Anhänger und 14 Münzen. Einer der Halskettenanhänger ist äußerst markant: Dieser hat die Form eines kleinen aufklappbaren goldenen Buches, in dem sich vier schwarz-weiße, alte Porträtfotos verschiedener Personen befinden.
Die weiteren Ermittlungen führen nun die Beamten der EG SÄM der Kasseler Kripo, die für Vermögensstraftaten zum Nachteil älterer Menschen zuständig sind. Die Ermittler bitten um Hinweise zur Herkunft des sichergestellten Schmucks oder Bargelds unter Tel. 0561/9100 an das Polizeipräsidium Nordhessen. Darüber hinaus werden Zeugen, denen hier in der Region am gestrigen Montag oder an den Tagen davor ein blauer Touran mit Kölner Kennzeichen ("K-") verdächtig aufgefallen ist, gebeten, sich ebenfalls bei der Polizei zu melden. (ots/r)
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