ELPE. Zu einem schweren Verkehrsunfall wurden die Feuerwehren, Rettungsdienste und die Polizei am Donnerstagmorgen auf die K 16 zwischen Elpe und Gevelinghausen, nahe dem Abzweig nach Andreasberg alarmiert.
Gerade mal fünf Grad Außentemperatur hatte es am frühen Morgen um kurz vor sieben, als die Meldung bei der Leitstelle einging. Niedrige Temperaturen sind für Traumapatienten, also solche, die Verletzungen haben und stark bluten könnten, besonders gefährlich: Fällt die Körperkerntemperatur von normalerweise 37 Grad Celsius auf unter 35 Grad Celsius, wirkt sich dies und jede weitere Abkühlung rasant auf die gerade dann so dringende Blutgerinnung aus. Deshalb ist der Wärmeerhalt bei Unfallopfern – auch im Sommer und auch bei warmen Temperaturen – enorm wichtig.
Dieser Umstand und überhaupt die Schwere der möglichen Verletzungen sind den alarmierten Kräften durchaus bekannt.
Schnelle Hilfe
Bereits wenige Minuten, nachdem die Disponenten der Kreisleitstelle in Meschede die Feuerwehren aus Bigge-Olsberg, Gevelinghausen, Elpe und Siedlinghausen, sowie Rettungswagen aus dem Hochsauerlandkreis, inklusive dem Olsberger NEF in Marsch gesetzt hatten, trafen die ersten Kräfte auf der zwischen zwei Fichtenschonungen gelegenen Kreisstraße ein. Den Freiwilligen Helfern der Feuerwehren und den Hauptamtlichen Kollegen des Rettungsdienstes bot sich ein zermürbendes Bild vor Ort: Zwei Fahrzeuge waren scheinbar frontal kollidiert. Eine Person, so war es in der ersten Meldung angekommen, sei in ihrem Fahrzeug eingeklemmt worden. Die Wucht des Aufpralls war derart heftig, dass die beiden Fahrzeuge nach der Kollision wieder auseinandergeschleudert wurden. Der weiße Seat, der von einem 40-jährigen Mann aus Winterberg gefahren wurde, steht mit der Front in einer Böschung. Der rote Kleinwagen einer 41-jährigen Olsbergerin steht nahezu quer zur Fahrbahn.
Zum Glück doch nicht eingeklemmt
„Zum Glück war doch niemand eingeklemmt, und es musste nur die Tür des roten Wagens entfernt werden“, erklärt ein Polizeibeamter vor Ort. Das war vor unserem Eintreffen. Zwar waren wir schon an der Polizeiabsperrung eingetroffen wurden aber von der netten Polizeibeamtin gebeten, zu warten, bis die Verletzten nicht mehr in den Unfallfahrzeugen sind. Außerdem, so erklärte sie uns, sei ein Rettungshubschrauber etwa einen Kilometer von der Unfallstelle entfernt gelandet. Den könnten wir fotografieren – nicht aber aus dieser Richtung. Die Beamtin gibt uns den Tipp, eine kleine Umleitung zu fahren. Denn ansonsten stünden wir vor der Unfallstelle – der Hubschrauber weit dahinter. Da auch die ADAC Luftrettung GmbH, Betreiber vieler Rettungshubschrauber in Deutschland, immer auf Fotos angewiesen ist und diese auch gerne in Kalendern veröffentlicht, ist dies genau der richtige Tipp. So können wir den Hubschrauber abseits der Unfallstelle fotografieren und stören die Arbeiten vor Ort nicht.
Hubschrauber im Einsatz
Nach einigen Minuten Weg treffen wir an der Landestelle ein. „Hallo, Ihr seid schon angekündigt und dürft auch hier parken“, empfängt uns eine Feuerwehrfrau aus Olsberg. Wir gehen zum Hubschrauber, den der Pilot mitten auf einer Kreuzung gelandet hat. „Hallo, wir wissen schon, dass Ihr kommt. Ihr könnt gerne Fotos vom Hubschrauber machen“, so der freundliche Empfang eines Polizeibeamten. Beeindruckt sind wir über die Leistung des Piloten, der seinen „Christoph 8“ aus Lünen so genau in der Lücke positioniert hat, um einen der Verletzten auszufliegen. Nach kurzer Zeit kommt auch er zu uns. „Bitte macht kein Foto, wo ich drauf bin. Ich bin nicht wichtig. Ich bin nur der Busfahrer“, sagt er uns bescheiden und lächelnd. Seinem Wunsch werden wir gerecht. Keine Frage.
Einige Meter weiter steht der Rettungswagen aus Olsberg. Er hat die junge Frau an Bord, aus derem roten Kleinwagen der Motorblock gerissen wurde. Die Patientin wird in professioneller Zusammenarbeit der NAW Besatzung und des Hubschrauberteams für den Flug vorbereitet. Neben dem Hubschrauber steht die Trage – ausgestattet mit blauem Schonbezug, der unter der Einwirkung des kalten Windes an diesem Morgen auf den ersten Blick ein etwas anderes Bild abgibt.
Die Kameraden der Feuerwehr Olsberg sperren die Landestelle und die Straße ab, um ein gefahrloses Arbeiten zu ermöglichen und Beschädigungen am Hubschrauber zu vermeiden. Dann kommt der RTW zur Maschine gefahren. Für uns ist klar, dass wir jetzt weggehen. Hinter dem Löschfahrzeug der Olsberger Feuerwehr finden wir Platz, um den Umladevorgang ohne Kameras und Blicke abzuwarten. Dann kommt der „Busfahrer“ und startet seinen Christoph in Richtung der Zielklinik. Wie wir finden, einer der wichtigsten Männer in der gut funktionierenden Rettungskette an diesem Morgen.
Die Unfallstelle
Nun nehmen wir ein erstes Mal selbst die Unfallstelle in Augenschein. „Scheiße. Ich dachte, ich hätte schon alles gesehen“, fährt es meinem jungen Kollegen über die Lippen. „Schau mal, der Seat...“ Mein Kollege fährt auch einen Seat. Kurz ist es still. Die Wucht des Aufpralls wird jetzt erst noch mal richtig deutlich. Der weiße Seat ist in der Front nahezu komplett zerstört. Trotzdem konnte der Fahrer das Fahrzeug noch selbst verlassen, wie die Polizei uns mitteilte.
Der rote Kleinwagen ist ebenfalls schwer beschädigt. Sein Motorblock fehlt. „Der Motorblock liegt hier hinten“, ruft mir ein Feuerwehrmann zu. Er war einer von denen, die einige Minuten zuvor gemeinsam mit dem Rettungsdienst und dem Notarzt um das Leben der beiden Unfallopfer gekämpft haben. Nach dem Einsatz zur Rettung der Frau aus dem Pkw haben die Feuerwehrkameraden Ölbindemittel ausgebracht, während andere sich um Absperrmaßnahmen und die Absicherung des Landeplatzes kümmerten.
Späte Veröffentlichung - die Gründe
Die Polizei war ebenfalls mit einer Straßensperrung beschäftigt. Ebenso mussten sie den Unfallhergang klären. „Wir wissen noch nicht genau, wie es zu diesem Unfall kommen konnte. Dass es ein Frontalzusammenstoß im Gegenverkehr war, ist klar. Aber wir wissen nicht, warum und wir wissen nicht, wer aus welcher Richtung kam“, erklärt ein Polizeibeamter. Die Beamten haben auch die schwere Aufgabe, die Angehörigen der beiden schwer Verletzten zu informieren. In diesem Zuge hat der Polizeibeamte eine Bitte: „Wartet noch ein wenig mit der Veröffentlichung, damit die Leute das nicht im Internet erfahren“. Das ist keine Frage, dass wir das tun. In der Regel warten wir aus genau diesem Grund ohnehin mehrere Stunden mit der Veröffentlichung schwerer Unfälle und klären eine Veröffentlichung auch vorher noch einmal mit der Polizei ab. Wenn man einmal erlebt hat, wie Angehörige zu einem Unfallort eilen, weil sie durch Handyfotos von zufällig Vorbeikommenden Leuten im Internet darauf aufmerksam wurden, dann macht man es schon automatisch so, dass man sich rückversichert, ob die Familien benachrichtigt wurden. Unsere Leser verstehen sicher, wie es dann dazu kommt, dass ein solcher Bericht erst Stunden nach dem Ereignis veröffentlicht wird.
Oft taucht in diesem Kontext auch die berechtigte Frage auf, ob überhaupt Fotos von Unfällen veröffentlicht werden sollten. Diese Frage müssen wir für uns trotzdem ganz klar mit „Ja“ beantworten. Die meisten schweren Unfälle sind eine Folge überhöhter Geschwindigkeit. Und auch hier gilt, dass ein Foto mehr sagt, als tausend Worte. Wir gehen sogar in Fahrschulen, in Berufsschulen, oder auf öffentliche Veranstaltungen und stellen – manchmal auch in Zusammenarbeit mit der Polizei – eben genau solche Fotos aus, um ein Bewusstsein zu schaffen und um vielleicht nur bei einem Menschen im richtigen Moment eine richtige Reaktion auszulösen.
Auch ist es uns wichtig, die Leistung der Einsatzkräfte vor Ort nicht nur in Worten darzustellen. Unsere treuen Leser, und jeder der es möchte, sollen sehen, was die Polizeibeamten, die Rettungskräfte und die ehrenamtlichen Helfer vor Ort leisten, mit welchen Eindrücken sie dort konfrontiert werden. Die Einsatzkräfte vor Ort nicht zu stören, ihren Anweisungen strikt Folge zu leisten und die Betroffenen Menschen oder ihre Angehörigen nicht zu fotografieren und abzubilden, hat dabei stets oberste Priorität.
Ein Like unter unserem Artikel sehen wir auch hier als „Daumen hoch“ für die tollen Einsatzkräfte, wie beispielsweise den „Busfahrer“, und nicht zuletzt als beste Genesungswünsche für die Betroffenen.