Rotwildjagd

Montag, 22. Oktober 2012 16:18 geschrieben von  Migration

„Würdest du als Treiber zu einer Jagd mit in die Eifel kommen?“

Bevor ich richtig darüber nachdenken konnte…  „Findet am 23 November 2006 statt.“

„Ja sicherlich“ sagte ich, schaden kann es ja nicht…  
„Ach ja, nimm mal zur Sicherheit die Büchse mit. Man weiß ja nie.“
Als Durchgehschütze oder worauf spielte er an? Das traute ich mir nun wirklich nicht zu.
Den Jagdschein besaß ich seit einem Jahr und dann das. Nun gut, ich würde mich überraschen lassen.
Um Punkt 9 war der Wagen da, und die Fahrt ging los „Munition und Waffe sind dabei richtig?“ kam die Nachfrage.
„Ja sicher, alles dabei“ zu mehr war ich noch nicht in der Lage meine Gedanken kreisten seit gestern Abend dem bevorstehenden entgegen, was immer das sein mochte.


Nach ca. 45 Minuten Fahrt durch die Malerische Eifel fanden wir uns am Treffpunkt ein, die Autos wurden abgestellt und man begrüßte sich. Dann ging es  zum Schlachtplan über. Alle geländefähigen Autos waren bereits eingeteilt worden,  nun wurde gezählt und die Anwesenheit festgestellt. 2 Schützen fehlten, nach kurzem Gespräch zog ich die Büchse aus dem Auto…es fehlte nur noch 1 Schütze. Kurze Ansprache zur Freigabe, und ein kritischer Blick mir gegenüber, dann ging es los. Auf der Fahrt wurde ich schon mal  sanft darauf vorbeireitet, dass dies nicht der beste Platz war.

„Seit 3 Jahren ist hier nichts mehr gefallen.“ Nun das wollen wir doch mal sehen dachte ich mir.
Ich blickte auf eine tautriefende Wiese die sich, von dem Waldweg direkt unter mir bis 70m zu einem kleinen Flüsschen hinaus zog, nach dem Flüsschen stieg der Mischwald wieder leicht an, bis bei  150m mein Sichtfeld endete, nach rechts und links zog sich die Wiese in einem sanften Bogen, weiter als ich gucken konnte. Nun gut, meine Grenzen waren mir gesagt worden und da meine Nachbarn jeweils hinter der Kurve verborgen waren, konnte ich nicht viel falsch machen,
aber….hier soll seit Jahren nichts gefallen sein? Ich machte es mir halb vor einer Eiche auf meinem Rucksack sitzend bequemt, glaste die Gegend ab, spähte etwaige Wechsel aus und genoss den herrlichen Herbsttag.


In 200 m Entfernung auf rechter Seite zog ein Reh friedlich an meinem Nachbarn vorbei, der dort irgendwo abgestellt sein musste. Außer gelegentlichem Schussknall blieb es still. Gut vielleicht kam hier wirklich nichts vorbei…
Während ich darüber grübelte und nachdachte, was man sonst an so einem Samstag hätte tun können, sah ich eine Bewegung am oberen Rande des Wäldchens vor mir….eine 2te Bewegung. Schnell war der Tee zur Seite gestellt, das Gewehr im Anschlag. Vorsichtig sichernd kam ein Rudel Rotwild schräg von dem Hang auf mich zu. Hinten im Rudel machte ich ein Kalb und Alttier aus, welche offenbar zusammengehörten. Auf halber Höhe des Wäldchens verhoffen sie, jetzt oder nie dachte ich, ließ fliegen, satter Kugelschlag erklang, das Kalb trat aus und sackte zusammen und rutschte in Richtung Flüsschen herunter.


Das Rudel, offensichtlich verwirrt, stieß erst ein Stück vor, um dann zu versuchen, in gekommener Richtung zu entkommen.
Doch nicht alle Tiere flohen in den Wald.
Das Alttier des gefallenden Kalbes flüchtete halb schräg vorwärts  und kam schräg vor mir auf die Wiese.
Repetiert und schussbereit wartete ich, nur es wollte nicht still stehen bleiben.  


Auf dem Blatt mitfahrend pfiff ich, das  Tier verhoffte und rums, raus war die Kugel, quittiert von einem Satz nach vorne sprang das Alttier ab.
Es flüchtete in Richtung linker Nachbar… Ich wartete auf einen erlösenden Schuss seinerseits, wobei ich mir sicher war tödlich abgekommen zu sein. Doch mein unsichtbarer Nachbar  ließ nichts von sich hören. Schlief er denn?  Die Schritte des Alttiers wurden langsamer und genau am Rande meines Schussfeldes verhoffte es noch einmal, kurz überlegt, hoch anhalten, es war meine letzte Chance.
Das Tier brach im Knall zusammen und lag an Ort und Stelle.
Grenzenlose Erleichterung machte sich breit, das Kalb lag sicher im Flüsschen und sein Alttier auch.


Während des Schüsseltreibens (in welchem ich knapp an der Ehre des Jagdkönigs vorbeikam) fragte ich meinen Nachbarn, doch dieser meinte,
er hätte absolut nichts gesehen während dieser Jagd, es läge wohl an dieser Ecke, dass dort nichts kommen würde…


Quelle: Arno Pollmanns

Zuletzt bearbeitet am Montag, 22. Oktober 2012 16:21
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