FREIENHAGEN. Beim Versuch, den Hahn seines Nachbarn in die Luft zu sprengen, ist ein 38-Jähriger schwer verletzt worden. Wie Staatsanwaltschaft Kassel und Polizeidirektion Waldeck-Frankenberg am Dienstag gemeinsam berichtete, hatte am frühen Sonntagmorgen eine Explosion in der Ortsmitte von Freienhagen die Schlafenden gegen 3 Uhr aus dem Bett gerissen. Ein an einem Hühnerstall angebrachtes Rohrstück, gefüllt mit einem gebräuchlichen Explosivmittel, war zur Detonation gebracht worden.
Krähender Hahn sollte durch Explosion ruhig gestellt werden
Drei Freienhagener Männer im Alter zwischen 38 und 47 Jahren hatten in der Nacht zu Sonntag scheinbar zu tief ins Glas geschaut. Letztlich war dabei die Idee geboren, einen nächtlichen Störenfried, nämlich einen Hahn, durch eine nachhaltige Explosion zur Ruhe zu bringen. Schnell war eine entsprechende Vorrichtung zusammengebaut und vermutlich mit Schwarzpulver befüllt worden.
Offenbar mehrere Finger verloren
Tragischerweise detonierte die Gerätschaft beim Entzünden am Hühnerstall viel zu früh. Einer der Akteure, ein 38-jähriger, wurde dadurch erheblich an der rechten Hand verletzt. Der Mann musste schwer blutend und mit einer zerfetzten Hand ärztlich versorgt werden und befindet sich nun in stationärer Behandlung in Kassel. Nach Informationen von 112-magazin.de verlor der Mann mehrere Finger bei der nächtlichen Explosion.
Da laut Polizei zunächst der Umfang und die Zielrichtung des Geschehens unklar waren, erfolgte die Evakuierung und Durchsuchung eines Wohnhauses. Stallungen und eine Werkstatt wurden mit einem Sprengstoffspürhund durchsucht. Weitere gefährliche Gegenstände wurden dabei jedoch den Angaben zufolge nicht gefunden.
Die Kriminalpolizei ermittelt nun gemeinsam mit der Staatsanwaltschaft Kassel gegen die drei Männer aus Freienhagen. Traurige Bilanz des Ganzen: Ein schwerverletzter Mann, zwei getötete Hühner - jedoch nur geringer Sachschaden am Hühnerstall.
Angst um die acht Monate alte Tochter
Die Besitzer der Hühner, Hafije Peci und Alfonso Silva, "wären fast aus dem Bett gefallen, so laut war die Explosion", wie sie gegenüber 112-magazin.de berichten. Beide hatten in der Nacht weniger Angst um die Hühner als viel mehr um ihre Tochter Cheyenne. Das acht Monate alte Mädchen schlief in einem Zimmer, das an die Scheune angrenzt, in der auch der Hühnerstall liegt. Hätte die Explosion die Scheune in Brand gesetzt, hätte auch das Baby sterben können. Dazu kam es glücklicherweise nicht.
Streit mit dem Täter habe es zuvor nie gegeben - offenbar aber eine anonyme Beschwerde über den angeblichen Krach der Hühner. "Wir leben auf dem Land", sagt Hafije Peci verwundert. In der besagten Nacht hatte der Hahn übrigens nach Angaben seiner Besitzer überhaupt nicht gekräht - und der später Verletzte und seine Freunde hätten an anderer Stelle als zu Hause gegenüber gefeiert. "Er hätte einfach mit einem Luftgewehr auf den Hahn schießen sollen, dann wäre er an einer Bleivergiftung gestorben", sagt Alfonso Silva. Für derlei gefährliches Vorgehen wie am frühen Sonntagmorgen hat er jedoch kein Verständnis.
Der 38-Jährige, der nach unseren Informationen in der Schützengilde aktiv ist, lag am Dienstag immer noch in einem Kasseler Krankenhaus. Angehörige wollten sich gegenüber 112-magazin.de zu dem Fall "auf Anraten unseres Anwalts" nicht äußern.