Mit geklautem Bike auf Diebestour: Mann in Haft

Dienstag, 23. Oktober 2012 17:13 geschrieben von  Migration

LICHTENFELS/KORBACH. Gut zwei Wochen nach der Festnahme eines mutmaßlichen Seriendiebs hat die Kripo am Dienstag Details zu dem Fall bekannt gegeben. Dem verhafteten 30-Jährigen werden 30 Einbrüche und Diebstähle in fast allen Lichtenfelser Stadtteilen und zahlreiche weitere Fälle im angrenzenden Hochsauerlandkreis zur Last gelegt.

"Unser Täter suchte Geld", sagte am Dienstag Erste Kriminalhauptkommissarin Susanne Gumpricht zum Motiv des aus Lichtenfels stammenden und zuletzt wohnsitzlosen Mannes. Dennoch ließ der am 10. Oktober in einem Lichtenfelser Stadtteil von der Kripo Festgenommene seit Sommer so ziemlich alles mitgehen, was ihm in die Finger kam: Handys, Navigationsgeräte, Speicherkarten, ein Nachtsichtgerät, Digitalkameras, Jacken, ein Rucksack, Feuerzeuge, Taschenlampen, Fahrradtrinkflaschen oder auch Lebensmittel, vor allem aber Bargeld und EC-Karten. "Die Menschen in Lichtenfels waren sehr aufgeregt", sagte die Ermittlerin weiter.

Nachdem ab Sommer die ersten Taten im nördlichen Lichtenfels bei der zuständigen Polizeistation in Korbach und die Verbrechen aus den südlichen Stadtteilen bei der Polizei in Frankenberg angezeigt worden waren, hätten die Ermittlungsgruppen beider Stationen rasch eine Serie erkannt und auch das für Drogen und Mehrfachintensivtäter zuständige Dezernat K 30 der Kripo hinzugezogen. "Es war nicht auszuschließen, dass es sich bei den Taten um Beschaffungskriminalität handelt", erklärte die Leiterin des K 30 weiter. Dass der 30-Jährige aber die Taten vor allem beging, um sein nacktes Überleben zu sichern, stellte sich erst später heraus. "Es handelte sich tatsächlich um Armutskriminalität", sagte am Dienstag Polizeisprecher Volker König. Verwunderlich dabei war, dass der Serientäter einen Großteil seiner Beute gar nicht "versilberte", sondern in seiner Unterkunft in einem Lichtenfelser Stadtteil "bunkerte". Ein Bekannter des 30-Jährigen hatte dem Wohnsitzlosen Unterschlupf gewährt. Der ehemalige Schulfreund wusste nach Kripoangaben nichts von den kriminellen Aktivitäten. "Er war sehr überrascht von der Festnahme", sagte Gumpricht.

Überrascht von der Festnahme
Überrascht von der Festnahme war aber auch der Verhaftete selbst. Nachdem die Kripo zahlreiche Hinweise, unter anderem auf einen Radfahrer, erhalten und intensive Ermittlungen geführt hatte, erfolgte am 10. Oktober nachmittags der Zugriff - in der Nacht zuvor war in eine Gartenhütte in Münden eingebrochen worden. Die Beute, ein Flachbildfernseher und ein Receiver, fanden die Ermittler im Zimmer des Festgenommenen. Er räumte den nächtlichen Einbruch und mehrere weitere Taten ein. Der Mann gab bei seiner polizeilichen Vernehmung an, dass mehrere von ihm durchsuchte Autos überhaupt nicht verschlossen gewesen wären. Dieser Umstand und auch die Tatsache, dass in einigen Autos die spätere Beute von außen sichtbar lag, veranlasste Polizeisprecher König am Dienstag zu einem Appell: "Man sollte Dieben keine Gelegenheit bieten". Waren die vom Täter ausgeguckten Fahrzeuge verschlossen, so schlug er Scheiben ein oder öffnete die Knöpfchen mit einer selbst gebauten Schlinge. Der Täter verfügte zudem über zahlreiche andere Werkzeuge. Seine Tatorte, unter anderem das Rathaus in Goddelsheim, kundschaftete der Seriendieb tagsüber mit einem (geklauten) Fahrrad aus. In der Nacht kehrte er ebenfalls mit dem Mountainbike zurück, um zuzuschlagen und die Beute im Schutze der Dunkelheit abzutransportieren. Der Stehl- und Sachschaden beläuft sich allein in Lichtenfels auf rund 10.000 Euro.

"Serie wäre immer weiter gegangen"
Wären nicht so viele Hinweise aus der Bevölkerung eingegangen und hätte die Polizei nicht so intensiv ermittelt, "so wäre die Serie immer weiter gegangen", zeigte sich die Leiterin des K 30 überzeugt. An den Ermittlungen waren auch die Operative Einheit (OPE) der Korbacher Kripo sowie Kräfte der Bereitschaftspolizei aus Kassel für verdeckte Ermittlungen und Observationen beteiligt. Während für die hiesigen Ermittler die 30 Taten in Lichtenfels geklärt sind, geht die Arbeit der Kripo auf der anderen Seite des hessisch-westfälischen Landesgrenze weiter: Im Hochsauerlandkreis nämlich sind derzeit noch zahlreiche Eigentumsdelikte ungeklärt, von denen viele jedoch dem 30-Jährigen zugeschrieben werden - vor allem in Medebach, Hallenberg und Winterberg. Die Polizei hofft nun, dass sich Geschädigte melden und ihr Eigentum wiedererkennen. Viele der Asservate liegen bei der Kripo in Korbach und müssen noch den verschiedenen Tatorten zugeordnet werden. "Der mutmaßliche Täter weiß in vielen Fällen nicht mehr, wo er etwas gestohlen hat", erklärte Gumpricht.

In Nordrhein-Westfalen war übrigens mit Haftbefehl nach dem Wohnsitzosen gefahndet worden. Seit seiner Festnahme sitzt er in Untersuchungshaft. Vermutlich befassen sich zwei Gerichte mit der nun geklärten Serie von Diebstahlsdelikten - eines in Hessen und eines in NRW. Dem Mann droht eine Haftstrafe.

Zuletzt bearbeitet am Mittwoch, 24. Oktober 2012 06:50

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