Es ist Nacht. Es ist kalt und es regnet, Nebel zieht über die feuchten und glatten Straßen. Die enge und abschüssige Kreisstraße ist durch die Polizei abgesperrt worden. Hier hat sich ein schwerer Verkehrsunfall ereignet, die Unfallstelle muss zur Beweissicherung fotografiert und vermessen werden. Doch es ist Nacht, die Bremsspur nur sehr schlecht zu erkennen.
Die Unfallstelle muss ausgeleuchtet werden. Mindestens einhundert Meter enge Straße müssen erhellt werden, es dürfen keine Schatten entstehen, keine Stative aufgebaut werden. All das würde die Polizei, Gutachter und Fotografen bei ihrer Arbeit stören. Kurzum: Die eierlegende Wollmilchsau müsste erfunden werden, um diese Anforderungen zu erfüllen. Oder doch nicht? Beim THW, jener Bundesinstitution mit den blauen Einsatzfahrzeugen die leider im Alltag allzu oft vergessen wird, gibt es diese Möglichkeit, den Anforderungen gerecht zu werden.
Doch nicht nur das Beleuchten von Einsatzstellen ist eine Aufgabe, die das THW mit seiner Ausrüstung und den Helfern optimal erfüllen kann: Kompliziert festgefahrene Transporter wieder auf den richtigen Weg bringen, ohne noch mehr Schaden anzurichten, Sandsackwände gegen bedrohliche Fluten errichten, Wohnungen in Minutenschnelle vom Wasser befreien, Menschen eine Brücke bauen die sie auch mit Fahrzeugen befahren können, Konstruktionen bauen, die ein Haus am Einsturz hindern, Menschen aus besonderen Höhen und Tiefen retten, in der ehrenamtlichen Arbeit immer bis ans Limit zu gehen – das sind die Talente, die man beim THW findet.
Am Samstag, da konnten sich die Bürger von Bad Berleburg von der Professionalität der Helfer überzeugen. Und mehr noch: Am Samstag zeigten nur die Jugendlichen in der Öffentlichkeit ihr Können. Den Betrachtern fiel dabei etwas auf: Bis auf die andere Kleidung und die Körpergrößen der kleinen Helfer unterschied sich nichts von den Arbeitsweisen der erwachsenen THW-Helfer. Beim Bezirkswettkampf des Geschäftsführerbereich Olpe auf dem Marktplatz in Bad Berleburg zeigten vier Jugendgruppen in den Aufgaben ihr Können.
Kettenzüge, Fuchsschwanz, Schraubzwinge, Bohrmaschinen, Notstromerzeuger oder Flutlichtstrahler: Die Kleinen kannten alle dieser Geräte und Werkzeuge exzellent, konnten sie absolut beeindruckend einsetzen und die ihnen gestellten Aufgaben mit Bravour lösen. Da fiel es nicht auf, das hier Kinder am Werk waren. Sie kannten die Beladung ihrer schweren Einsatzfahrzeuge auf Anhieb, es machte einfach Spaß, dem Treiben zuschauen zu dürfen.
Dabei im Licht der Öffentlichkeit zu stehen, machte den Kindern keinerlei Probleme. Ruhig und Souverän meisterten sie ihre Aufgaben mit dem gewohnten Perfektionismus.
Die Ortsverbände aus Hückeswagen (I und II), Gummersbach, Olpe und Bergneustadt waren in Bad Berleburg im Einsatz und ihre Leistungen wurden dabei durch die strengen Augen der Schiedsrichter ausgewertet. Bei der anschließenden Siegerehrung erhielten alle Mannschaften Medaillen für die erfolgreiche Teilnahme. In Bad Berleburg trifft sich die THW-Jugend übrigens jeden dritten Samstag im Monat beim THW Haus in der Sauerlandstraße (B 480) in Raumland. Wer mitmachen möchte, ist herzlich Willkommen.
Was war am Samstag eigentlich mit den heimischen THW-Helfern los, denen aus dem OV Bad Berleburg? Die waren schon um kurz nach fünf in der Frühe im Einsatz und deshalb von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt. Sie hatten nämlich den Marktplatz in hellem Licht erscheinen lassen, eine Bühne aufgebaut, Zelte errichtet, das Bürgerhaus für die Siegerehrung vorbereitet und sich um jede Menge organisatorische Aufgaben und die Ausrichtung des Bezirksjugendwettkampfes gekümmert. Hoch motiviert, gewohnt professionell und leise, um die schlafende Bevölkerung nicht zu wecken. Deshalb hat sie am frühen kaum jemand bemerkt. Wie so oft, wenn sie hoch motiviert, professionell und leise Arbeiten. Immer im Dienste des Nächsten.