STORMBRUCH . Nun hat sich der Sommer verabschiedet und es wird langsam herbstlich am Diemelsee.
Das Getreide der Bauern ist geerntet und die Nil und Kanadagänse laben sich an den Resten der Frucht auf den Feldern.
Die Buchen und Eichen werfen bereits seit einigen Tagen ihre Mast ab und in mir werden alte Erinnerungen geweckt. Vor zwei Jahren hatten wir einen ebenso reich gedeckten Tisch durch die Bucheckern und Eicheln, so dass die Sauen sich aus den Fichtendickungen in NRW in die Eschenseite verabschiedeten. Hier fanden sie tonnenweise Futter, teils lagen die Eicheln auf dem Waldboden 2 cm hoch. Wer hatte da schon an´s Kirren gedacht ? Wohl niemand. Heute ist es wieder so und ich beschließe in den Morgenstunden des 07.09.2011 auf Sauen zu jagen.
Natürlich regnet es in strömen als ich mich um 04:00 Uhr aus dem Bett quäle. So richtig Lust habe ich bei diesem Wetter nicht. Aber, gesagt, getan, einen Kaffee aufgebrüht, Zähne geputzt und den Waffenschrank aufgeschlossen. Die Hunde stehen schon Gewehr bei Fuss und als ich meine Mauser 03 aus dem Schrank hole, wissen die beiden, was die Stunde geschlagen hat. Voller Erwartung springen sie in den Geländewagen, die Waffe verstaut, die Muntion in der Tasche , den Lodenmantel übergeworfen und schon sind wir in der Dunkelheit bei starkem Wind auf dem Weg in´s Revier. Bis zur Jagdhütte sind es etwa 10 Minuten.
Dort angekommen lade ich die Waffe, nehme meine Hunde und setzte mich auf einen Holzstapel und warte bis es heller wird. Ich prüfe den Wind und bin mir sicher, dass ich bei diesem Wechselwind kein Jagdglück haben werde. Die Vögel beginnen ihr Morgenlied und so mache ich mich auf den Pirschgang durchs Revier um zur Hohen Leiter zu gelangen.
Die Wege liegen voller Eicheln und man kann deutlich erkennen, dass hier die Sauen in den letzten Tagen ordentlich Mast aufgenommen haben. Eine Fuchsfähe kreuzt meinen Weg und verschwindet in den Buchenrauschen. 50 Meter vor mir hat Förster Schwalm in diesem Frühjahr einige Buchen schlagen lassen. Dort werde ich mich positionieren und einen Halt einlegen. Die Hunde sind eingespielt und wissen sofort, dass sie sich ablegen müssen. Hier muss ich nichts mehr sagen. 10 Minuten werden zur Ewigkeit und ich setze meinen Weg fort.
Die Uhr zeigt mittlerweile 6:30 an, ich muss mich beeilen um die Leiter an dem Eichenwäldchen zu erreichen. Nur die alte Hündin bockt , bleibt stehen und will nicht weiter. Sie windet in Richtung Hütte und signalisiert mir dass dort Wild steht. Aber da kommen wir doch gerade her denke ich mir und da sehe ich, dass einige Überläufer 4 oder 5 Stück den Weg überqueren . Diese Saubande hat mich doch tatsächlich in´s Leere laufen lassen.
Nun werde ich lebendig. Die Schwarzkittel müssen durch einen Schlauch an der Waldkante um in den Einstand zu gelangen. Die Hunde lasse ich ablegen. Dazu den Lodenmantel und das Glas .Die Hunde müssen warten. Mit meinen 50 Lenzen und der Waffe geht´s im Laufschritt paralel zur Waldkante . Ausser Athem gelange ich an den Waldsaum und werfe mich in das nasse Gras. Wenn die Bande in den Einstand wechseln will, muss sie in ca. 50 Metern an mit vorbei. Der Wind steht ungünstig und ich weiss, das dass trotzdem mein Vorteil sein wird. Nun heisst es warten.
Und sie kommen... Mein Puls hat sich in den 3 Minuten beruhigt. Die Mauser angebackt, den Sicherungshebel umgelegt und das Leuchtabsehen eingeschaltet. Nun schiebt sich die erste Sau in meine Richtung, die Grösse passt, ca. 35 Kg. und.....bleibt abrupt stehen, sie hat Wind bekommen. Das ist meine Zeit. Der Leuchtpunkt steht auf der zweiten Sau und im Abdrücken erkenne ich, dass sie zeichnet. Die restlichen 4 Sauen sind von der Bildfläche verschwunden. Die Bühne ist leer.
Immer das gleiche Prozedere, die gleichen Gedanken, das gleiche Zittern in den Gliedern. Hat der Schuss tödlich gesessen ? Wo ist der Schweiss ? Verdammtes Jagdfieber... Ich suche nach Schweiss in dem Laub, finde aber nicht das geringste Tröpfchen. Verdammt, ich hab doch gesehen, das die Sau fiel. Weit und breit nicht`s zu sehen. Macht nicht `s, der Tag ist eh versaut, zur Arbeit kann ich jetzt nicht, muss die Sau nachsuchen.
Nach 5 Minuten Fussmarsch komme ich bei den braven Hunden an. Der Schuss hat auch bei Ihnen einen Adrenalinschub verurschat. Auch die Zittern am ganzen Körper. Die junge Hündin in den Wagen, die Alte an den Schweissriemen gelegt, finden wir den Anschuss mit dem Schweiss sehr rasch, heller Schweiss, das bedeutet mindestens einen Lungentreffer. Die Hündin arbeitet die Wundfährte sehr langsam aber zielorientiert, der erste Haken wird genommen, der zweite und nach ca. 100 Metern stehen wir an der toten Sau. Ich lobe meine treue Hündin und mache mich auf den Weg zum Auto. Dort wartet die kleine und ab geht es zur Sau um diese aufzubrechen und zu versorgen. Das Herz und die Leber gehört den Hunden, der Rest ist mein Eigentum.
Bericht und Fotos : Klaus Rohde