BAD BERLEBURG. Wenn der Einsatz am Samstagmorgen real gewesen wäre, hätte die hervorragende Arbeit der Feuerwehr der Stadt Bad Berleburg und der Hubschrauberbesatzungen der Polizei Nordrhein-Westfalen dazu geführt, dass das weitläufige Waldgebiet zwischen der Lenne in Bad Berleburg in Richtung Dotzlar und Arfeld gerettet worden wäre. Eindrucksvolle Bilder boten sich am Samstagmorgen den Beobachtern und Zuschauern der Großübung.
Die in der Vergangenheit immer größere Anzahl an großen Wald- und Flächenbränden hat die Stadt Bad Berleburg und die Feuerwehr schon vor längerer Zeit veranlasst, Einsatzfahrzeuge und Einsatzmaterialien entsprechend aufzustocken, zu verbessern und zu optimieren. Immer stärker einsetzende Trockenheit in der Vegetation begünstigt derartige Einsatzszenarien. So kam es beispielsweise in den trockenen und heißen Sommer der letzten Jahre bereits mehrfach zu Wald- und Flächenbränden im Stadtgebiet Bad Berleburg, wie beispielsweise im Westerzetal, am Spielacker Richtung Stöppel, oder im Hopplerbach.
Die Feuerwehr Schwarzenau hatte zum Beispiel Faltbehälter für Löschwasser bekommen, aus denen ein Hubschrauber Wasser aufnehmen kann, hatte diese aber bisher noch nicht im Einsatz erproben können.
Am Samstagmorgen übten alle Feuerwehren der Stadt Bad Berleburg mit rund 200 Einsatzkräften gemeinsam mit der Polizeifliegerstaffel Nordrhein-Westfalen den Ernstfall. „Dabei war vor allem die Logistik eines solchen Einsatzszenarios im Fokus“, erläutert Sebastian Fischer, der die Übung im Vorfeld mit seinen Kameraden Thomas Weber und Thorsten Koch in enger Absprache mit Stadtbrandinspektor Matthias Limper ausgearbeitet und geplant hat.
Löschwasser an die entlegensten Orte bringen
Eine der Hauptaufgaben der Feuerwehren war es, das dringend benötigte Löschwasser an die entlegenen Stellen im Wald zu bringen. Hydranten oder offene Gewässer zur Löschwasserentnahme gibt es dort in unmittelbarer Nähe nicht. Somit war der Einsatz am Samstag vor allem für die Tanklöschfahrzeuge, die große Mengen Löschwasser transportieren können, relevant. Prinz Gustav zu Sayn-Wittgenstein Berleburg, Eigentümer des größten Teils der beübten Waldfläche, war selbst vor Ort, um sich ein Bild zu machen: "Es ist für die Fahrer der Tanklöschfahrzeuge sehr schwer, ein Fahrzeug mit großem Wassertank über die Forstwege zu steuern. Gerade bei dem kaputten Zustand, wie sie aktuell wegen der Holzabfuhr sind. Deshalb war für uns sofort klar, dass wir die Flächen zur Übung zur Verfügung stellen. Auch in Zukunft können sich die Feuerwehren jederzeit an uns wenden, um die schwierigen Fahrten über solche Forstwege zu üben, wir stellen die Wege in Absprache mit den Revierleitern immer sehr gerne zur Verfügung", erklärte der Prinz.
Am Samstag wurde der erste Teil der Tanklöschfshrzeuge – vornehmlich die mit Straßenfahrgestellen – eingesetzt, um Löschwasser aus der Odeborn in der Limburgstraße zu entnehmen und in einem Pendelverkehr zur Lenne zu fahren. Von da aus wurde das Wasser entweder in zwei große Faltbehälter gefördert, aus denen der Polizeihubschrauber „Hummel 5“ Löschwasser mit einem Außenlastbehälter, dem so genannten Bambi Bucket, aufnahm und in Absprache mit der Feuerwehr an der fiktiven Brandstelle abwarf, oder es wurde in andere Faltbehälter in der Nähe gepumpt, von denen aus mit langen Wegstrecken etliche Kilometer Feuerwehrschläuche verlegt in den Wald führten. Um das Wasser auch den Berg hoch pumpen zu können, waren bei diesen langen Wegstrecken immer wieder Pumpen oder Fahrzeuge zwischengeschaltet.
Im Wald selbst gab es einen weiteren Pendelverkehr mit Tanklöschfahrzeugen, diesmal vornehmlich mit den Allradfahrzeugen. Sie befüllten im Wald stehende Faltbehälter und sorgten somit dafür, dass die Einsatzkräfte, die direkt an den Brandherden standen, wie beispielsweise die Kameraden aus Richstein, das benötigte Löschwasser vor Ort hatten. Hier merkte Prinz Gustav an, dass es sehr wichtig sei, dass die Einsatzfahrzeuge mit leistungsfähiger Navigation ausgestattet sein müssen. "Wenn etwas im Bereich Casismirstal, im Paulsgrund, oder in Rehseifen passiert, dann sind das richtig weitläufige Gebiete. Die muss man erst mal finden können. Da braucht es Ortskenntnisse und gute Navigation".
Die Löschangriffe erfolgten am Samstag mit verschiedenen Strahlrohren, die an sinnvollen Punkten aufgestellt wurden und somit autark löschen konnten, ohne dass sie die ganze Zeit bedient werden mussten. Außerdem lockerten die Kameraden mit Haken den weichen Waldboden auf, um an tieferliegende Wärmenester zu gelangen. Auch spezielle Löschrucksäcke, die die Feuerwehrleute auf dem Rücken tragen, kamen zum Einsatz. Diese wurden mit Wasser befüllt und der Träger des Rucksacks konnte das Löschwasser als feinen Sprühnebel gezielt auf die gewünschten Stellen pumpen.
Piloten der Polizei Nordrhein-Westfalen große Hilfe
Eine wahre Hilfe für die Feuerwehrleute waren die Piloten Tim Pittelkow und Andreas Lehmkuhl mit ihren Operatoren und dem Hubschrauber vom Typ H145. In Minutenschnelle brachten sie das Löschwasser aus dem Faltbehälter an der Lenne punktgenau in die weitläufigen Waldstücke. „Wir können 820 Liter Wasser pro Flug aufnehmen. Hier nicht ganz so viel, weil die Faltbehälter nicht so tief sind, dass das Bambi Bucket sich quer legen und komplett füllen kann. Hier nehmen wir etwa 600 Liter pro Durchgang auf“, erklärt Tim Pittelkow. Bei einer Seillänge von 6,80 Metern müssen die beiden Piloten Fingerspitzengefühl beim Befüllen des Bambi Buckets beweisen. Um ihre Kollegen einzusprechen und zu lotsen, stehen während des Vorgangs zwei Operatoren durch Gurte gesichert auf der rechten und linken Kufe und beobachten das Bambi Bucket und die Umgebung. „Pro Turn benötigen wir etwa zwei Minuten, wenn der Wassertank nah genug am Einsatzort aufgestellt wird“, so Tim Pittelkow. Im Einsatzgebiet setzten die Polizeiflieger das Löschwasser dann punktgenau ab. „Das waren richtige Streifen und da waren höchstens 20 cm zwischen. Das sah aus, als ob jemand Gülle gefahren hätte, das mich sehr beeindruckt“, zeigte sich Förster Hendrik Engelhard von der Wittgenstein Berleburg´schen Rentkammer als Revierleiter begeistert von den Einsatzmöglichkeiten vor Ort. Seine Amtskollegin Johanna Brinkschulte von der Bad Laaspher Rentkammer, deren Revier ebenfalls beteiligt war, ließ sich von den Feuerwehrleuten die Löschrucksäcke näher erklären und war ebenfalls vom Einsatz der Kameraden und auch der Hubschrauberbesatzung begeistert: „Es ist wirklich beruhigend zu wissen, dass es das alles gibt und dass diese Menschen da sind, wenn es ernst wird“, zeigte sie sich anerkennend.