PADERBORN. Am Sonntagnachmittag meldete sich ein aufmerksamer Zeuge bei der Polizei und teilte mit, dass die Fahrer von vier Fahrzeugen soeben mit quietschenden Reifen in das Parkhaus am Technologiepark gefahren waren, nachdem zuvor ein Mann aus dieser Gruppe die Zufahrtsschranke zum Parkhaus hochgebogen hatte. Die Schranke wurde dabei beschädigt.
Mit einer über weite Entfernung hin deutlich wahrnehmbaren Geräuschkulisse seien die drei BMW und ein VW Golf dann die Parkebenen hinaufgefahren. Das Parkhaus, das neun Parkebenen umfasst, ist öffentlich und kann gegen eine Gebühr von Jedermann benutzbar werden. Die sofort eingesetzten Polizeibeamten hörten, während sie noch die Schranke in Augenschein nahmen, vom Dach des Parkhauses aufheulende Motoren und quietschende Reifen.
Bereits auf dem Weg nach oben stellten die Beamten auf den einzelnen Parkdecks frische Drift- und Abriebspuren fest. Diese Spuren lassen darauf schließen, dass die Autos mit der für die Örtlichkeit höchst möglichen Geschwindigkeit durch das Parkhaus gefahren wurden. Die zu hörenden Driftgeräusche und die quietschenden Reifen machten dabei deutlich, dass die Fahrzeuge im Grenzbereich geführt worden waren. Das bedeutet, dass es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zu einem Verkehrsunfall gekommen wäre, wenn die gefahrene Geschwindigkeit nur minimal höher gewesen wäre: Weder Fahrer noch Fahrzeug können sich ab einem gewissen Zeitpunkt gegen die gültigen Gesetze der Physik stemmen.
Auf der obersten Etage des Parkhauses wurden acht Personen angetroffen. An den Steuern der Fahrzeuge saßen zwei Männer aus Paderborn, 18 und 21 Jahre alt, sowie zwei Frauen im Alter von 19 Jahren aus Salzkotten und München. Darüber hinaus befanden sich als Beifahrer noch vier Männer im Alter von 19, 22, 26 und 49 Jahren in den drei BMW, die augenscheinlich der Tuningszene zuzuordnen waren und dem VW Golf. Auf dem Parkdeck waren zudem Stative einer Kameraausrüstung aufgebaut; offensichtlich hatten die Personen die Fahrmanöver gefilmt. Den angetroffenen vier Fahrern wurde der Tatvorwurf eines illegalen Fahrzeugrennens gemacht.
Das Quartett zeigte sich den eingesetzten Polizeibeamten gegenüber arrogant und überheblich, die Maßnahmen und das Einschreiten wurden ins Lächerliche gezogen. Nach Rücksprache mit der zuständigen Staatsanwaltschaft wurde die Beschlagnahme der mitgeführten Videoausrüstung, der Handys als Beweismittel und der genutzten Pkw als Tatmittel angeordnet. Weiterhin wurden die Führerscheine der zwei Frauen und zwei Männer sichergestellt.
Ermittlungsverfahren gegen die vier Tatverdächtigen wegen des Verdachts der Teilnahme an einem illegalen Autorennen und Erschleichens von Leistungen wurden eingeleitet. Gegen einen weiteren Mann, einen 19-jährigen Paderborner, der als Beifahrer mit in einem der Fahrzeuge gesessen hatte, wurde ein Ermittlungsverfahren wegen Sachbeschädigung eingeleitet, da dieser die Schranke des Parkhauses hochgebogen hatte. (ots/r)
- Anzeige -