KORBACH. Als logistische Meisterleistung bezeichnet THW-Zugführer Dirk Gernand das Verbringen eines Zuges vom Güterbahnhof Korbach zum THW-Standort in der Briloner Landstraße. Von Freitag 17 Uhr bis Samstagmorgen 5 Uhr dauerte der Transport, der mit Absicherung der Polizei, Mitarbeitern der Bahn, einem Spezialtrasportunternehmen und 22 Einsatzkräften vom THW Ortsverband Korbach realisiert werden konnte.
Bis
es soweit war, mussten die Einsatzkräfte allerdings hart schuften.
Bereits vor fast zwei Jahren hatte Zugführer Dirk Gernand vom THW die
Idee, einen ausrangierten, aber voll funktionsfähigen Triebwagen
"umzubetten" und auf das Gelände des THW zu transportieren. Intensive
Gespräche mit der Deutschen Bahn schlossen sich diesen Vorstellungen an.
Zu beachten war auch der Transportweg mit dem "Sonderzug" auf einem
Spezialtransporter vom Güterbahnhof über die Flechtdorfer Straße, weiter
über die Straße Am Mühlwege und weiter über die Straße Im Alten Felde
und schließlich über die Briloner Landstraße zum Bestimmungsort auf das
THW-Gelände. Insbesondere der Conti-Kreisel stellte für den
Transportführer eine Herausforderung dar.
Intensive Vorarbeiten
Zunächst
wurde der Triebwagen am Freitag gegen 17 Uhr am Güterbahnhof getrennt
und in zwei Abschnitten spiegelverkehrt verladen. Die Firma Brass
stellte dafür den Verladeplatz zur Verfügung. Die Firma
Universaltransport übernahm mit dem speziell für solche Vorhaben
gebauten Tieflader den Transport. Zur Absicherung hatte sich der Leiter
Verkehrsdienste Waldeck-Frankenberg Volker König, mit mehreren
Streifenwagen positioniert und die Straßen abschnittsweise sperren
lassen. Begleitet wurde der Zug von einem Notfallmanager der Deutschen
Bahn. Bereits zwei Wochen vorher mussten im Standort des THW das
Gleisbett, Schwellen und die Schienen verlegt werden. Dazu wurde der
Untergrund ausgekoffert, etwa 300 Tonnen Gleisschotter aufgetragen, 83
Schwellen und 51 Meter Gleis verlegt.
Erst Rückwärts, dann vorwärts zum Ziel
Mit Fingerspitzengefühl und fahrerischem Können setzte der Fahrer den Auflieger vom Güterbahnhof durch den Kreisverkehr in die Flechtdorfer Straße zurück, um anschließend vorwärts seinen Weg über die vorgegebene Streckenführung zu manövrieren.
VT 628 (Serie 2) voll funktionsfähig
Der komplette Zug ist nach Angaben von Dirk Gernand voll funktionsfähig. Mittlerweile haben sich zum Üben am Objekt Bereitschaftspolizei, die Bundespolizei, Feuerwehren, andere Ortsvereine des THW und Notärzte zu Weiterbildungen angemeldet. Geübt werden können unter anderem Einsätze mit Spezialkräften bei Geiselnahmen, Weiterbildungen bei Aufgleisarbeiten durch das THW oder Evakuierungs- und Rettungsmaßnahmen durch Feuerwehrkräfte. Der im Jahr 1986 gebaute Triebwagen hat nun einen neuen, sinnvollen Platz gefunden. Insgesamt 45,4 Meter lang ist der Zug, der 84 Sitzplätze anbietet und ein Gewicht von 63 Tonnen auf die Schiene bringt. Den Transport bezahlt haben die Mitglieder des Helfervereins des THW Korbach. Die Firma Fisseler unterstützte die Arbeiten, indem sie technisches Gerät zur Verfügung stellte. Ebenso setze sich der Chef der Kurhessenbahn für die Abgabe des Zuges an das THW ein. (112-magazin)