Überlebt dank Florian Sander: Lebenshilfe lobt Lebensretter

Mittwoch, 06. Februar 2013 05:39 geschrieben von  Migration

KORBACH/TWISTE. Die kalte Januarnacht hätte ein 22-Jähriger mit geistigen Behinderungen nach einem Sturz mit seinem Fahrrad wohl nicht überlebt - wäre da nicht ein aufmerksamer Feuerwehrmann gewesen, der auf dem Weg zum Handballtraining eine kleine, aber wohl entscheidende Beobachtung gemacht hätte. Knapp vier Wochen nach dem Vorfall lobte die Lebenshilfe den Lebensretter und machte ihn zum Ehrenmitglied.

Rückblick: Mit seinem Fahrrad machte sich Jens Elsner, Mitarbeiter des Lebenshilfe-Hofgutes Rocklinghausen bei Twiste, am Nachmittag des 9. Januar auf den Weg nach Korbach. Doch weit kommt der 22-Jährige nicht: Mitten im Feld zwischen Twiste und dem Mühlhäuser Hammer stürzt der junge Mann mit geistigen Behinderungen, zieht sich eine schwere Knieverletzung zu und bleibt schließlich auf dem kalten Boden liegen. Nach Einbruch der Dunkelheit versucht der Verletzte, mit der Steckleuchte seines Fahrrads auf sich aufmerksam zu machen - er hält die Lampe hoch und leuchtet in Richtung Bundesstraße.

Das sieht - mehr oder weniger aus dem Augenwinkel - der 25-jährige Twister Florian Sander, der an diesem Abend auf dem Weg zum Handballtraining in Berndorf ist. "Ich dachte, da wäre ein Spaziergänger mit seinem Hund und einer Taschenlampe unterwegs", sagte Sander später über seine Beobachtung, der er zunächst keine größere Bedeutung beimisst. Was der 25-jährige Feuerwehrmann nicht weiß: Als er nach Mitternacht vom Training zurück nach Twiste fährt, ist das Licht längst erloschen, weil die Batterie der Klemmleuchte leer ist. Doch der Verletzte liegt noch immer dort, inzwischen lebensgefährlich unterkühlt. Eine Suche der Lebenshilfe, die noch am Abend die Polizei hinzugezogen hatte, war bis zu diesem Zeitpunkt nicht von Erfolg gekrönt. Gegen 0.45 Uhr fordert die Polizei schließlich über die Leitstelle mehrere Feuerwehrwehren zur großflächigen Suche nach dem Vermissten an.

Nachts "fiel bei mir der Groschen"
Als Florian Sander und die etwa 50 anderen Feuerwehrleute kurz nach der Alarmierung am Hofgut eintreffen und von der Polizei die Situation erklärt bekommen, "fiel bei mir der Groschen". Sofort seien er und seine Kameraden Felix Köppelmann und Pascal Meus mit einem Einsatzfahrzeug zu dem Gebiet gefahren, in dem am Abend das Licht zu sehen war. Nach kurzer Suche mit einem starken Strahler fanden die drei Brandschützer den Verletzten am Boden liegend vor. "Ich habe noch nie jemanden so stark zittern sehen", erinnert sich Sander an den Moment. Sofort forderten die Feuerwehrleute einen Rettungswagen und den Notarzt an. Bis zu deren Eintreffen legten die Einsatzkräfte mehrere Decken um Jens Elsner und nahmen ihn zu dritt in den Arm, um ihn zu wärmen. Noch in der Nacht wird der 22-Jährige im Arolser Krankenhaus am Knie operiert. "Er hätte die Nacht nicht überlebt", sagte später Notarzt Dr. Shahin Cyrus gegenüber 112-magazin.de.

Dass das Unglück doch noch ein glückliches Ende nahm, hat die Lebenshilfe veranlasst, Florian Sander zum Ehrenmitglied zu ernennen und sich mit einem Präsentkorb voller leckerer Produkte aus dem CorVita bei dem SHK-Anlagenmechaniker für seine lebensrettende Beobachtung zu bedanken. "Das war eine Alptraumsituation für uns", sagte Hofgutleiter Bernd Kramer in einer Feierstunde, in der sich Retter und Geretteter gut vier Wochen nach dem Vorfall wiedersahen. "Wir sind heilfroh, dass alles gut ausgegangen ist", ergänzte Kramer, und auch Florian Sander unterstrich, dass es "für uns Feuerwehrleute sehr wichtig war, dass die Suche ein glückliches Ende fand". Und nicht zuletzt sei es auch für ihn mehr als schön, dass er die Nacht überlebte, sagte Jens Elsner bei dem Treffen in der "KostBar" im CorVita. Er ist derzeit noch krankgeschrieben, trägt eine Schiene am Bein, kehrt aber schon bald zur Arbeit im Kartoffelschälbetrieb auf dem Hofgut Rocklinghausen zurück.

Lob und Dank auch von der Polizei
Lebenshilfe-Vorstandsmitglied Christoph Hille dankte dem Lebensretter und den übrigen Einsatzkräften ausdrücklich. Die Feuerwehrleute hätten mit ihrem Einsatz das Motto gelebt, für das die Lebenshilfe stehe - nämlich den Blick auf andere zu richten und den schwächeren Mitgliedern der Gesellschaft zu helfen. "Ich habe nur das getan, wofür ich ausgebildet wurde", entgegnete ein bescheidener Florian Sander. Dass das jedoch weit mehr als ehrenamtlicher Dienst in der Feuerwehr war, ließ ihn inzwischen auch Hubertus Hannappel, Leiter der Polizeidirektion Waldeck-Frankenberg, wissen. Er lobte den Twistetaler in einem Dankesschreiben für sein vorbildliches Verhalten und dankte den Feuerwehren für ihren Einsatz.


112-magazin.de berichtete über den nächtlichen Einsatz:
Verletzter Behinderter nach Stunden gefunden (10.01.2013)

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Zuletzt bearbeitet am Mittwoch, 06. Februar 2013 11:13

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