BAD WILDUNGEN. Eine Großübung nach angenommener Explosion in der ehemaligen Molkerei hat die mehr als 130 beteiligten Einsatzkräfte und Notfalldarsteller als Opfer am Samstag vor eine Herausforderung gestellt - bis auf kleine Probleme gab es bei dem mehrstündigen Katastrophen-Szenario keine Schwierigkeiten. Für den Ernstfall sind die Helfer der verschiedenen Organisationen gewappnet, die Zusammenarbeit funktionierte reibungslos.
Schreiende Opfer, unter herabgestürzten Betonteilen verschüttet oder in einem von Trümmern begrabenen Auto eingeklemmt, mehrere Brandherde, durch Dunkelheit und Rauch eingeschränkte Sicht in dem Großkomplex an der Itzelstraße, versperrte Rettungswege und jede Menge weitere Schwierigkeiten, vor denen die Einsatzkräfte am Samstag standen, machten die Großübung zu einer echten Herausforderung - echt auch in der Hinsicht, dass es eine solche Explosion mit schlimmen Folgen in der Realität durchaus auch in Bad Wildungen und Umgebung geben kann. "Dieses Übungsszenarrio war keineswegs realitätsfern", bekundete am Samstagmittag nicht nur der Wildunger Feuerwehrsprecher Udo Paul. Auch Reinhold Best, Zugführer des Katastrophenschutzzuges der Wildunger Feuerwehr, der Leitende Notarzt Mathias Noll, der Organisatorische Leiter Rettungsdienst, Kai Schulz, sowie Zugführer Björn Münch vom THW Bad Wildungen, bekräftigten die Einschätzung des Sprechers. Nicht aus Spaß an der Freud, sondern zur wichtigen Vorbereitung für einen Ernstfall in dieser Größenordnung sahen die eingesetzten Kräfte die Übung. Ähnliche Ernstfälle mit einem sogenannten Masseanfall an Verletzten habe es auch in der Region schon gegeben, erinnerten die Führungskräfte - in diesem Frühjahr beispielsweise habe es einen Großeinsatz in Homberg gegeben, nachdem in einer Firma eine äußerst gefährliche Chemikalie ausgetreten war.
Die Übung am Samstag sah eine Explosion in der ehemaligen Molkerei vor. Dadurch war es in dem Szenario zu einem Brand gekommen, außerdem hatte dir Druckwelle der Explosion ein Mehrfamilienhaus teilweise zerstört. Das Haus musste evakuiert werden. Eingesetzt waren der Katastrophenschutzlöschzug der Feuerwehr Bad Wildungen zur Brandbekämpfung und technischen Hilfeleistung, die DRK-Kreisverbände Bad Wildungen und Frankenberg/Eder mit einem Sanitätszug und einem Betreuungszug zur Versorgung und Betreuung der Verletzten und Betroffenen sowie zum Aufbau und Betrieb eines Behandlungsplatzes sowie eines Betreuungsplatzes, zwei Notärzte, darunter einer in der Funktion des Leitenden Notarztes, der Organisatorische Leiter Rettungsdienst zur Sichtung der Verletzten und Abtransport der Verletzten in verschiedenen Krankenhäuser, der THW-Ortsverband Bad Wildungen mit zwei Bergungsgruppen zur technischen Rettung von Verletzten. Für eine realistische Unfall- und Notfalldarstellung sorgten Mimen des DRK, die nicht nur wirklichkeitsnah geschminkt waren, sondern auch durch lautes, flehentliches oder wimmerndes Rufen auf ihre ernste Lage hinwiesen und um Hilfe riefen.
Während Feuerwehrleute die Brände löschten und im Auto eingeklemmte Verletzte mit hydraulischem Gerät befreiten, gingen THW-Kräfte und Bergwächter in das Gebäude vor. In der ehemaligen Molkerei waren beispielsweise mehrere Verletzte, auch in schwer zugänglichen Bereichen, verteilt. Um sich den Weg zu ihnen zu bahnen, mussten die Technischen Helfer unter anderem Stahltüren öffnen oder mit schwerem Gerät Durchgänge in Stahlbetonwänden schaffen. Eine Verletzte wurde gar von Einsatzkräften der Bergwacht abgeseilt. Zeitgleich kümmerten sich die Retter und Ärzte um die Verletzten. Für den Ernstfall wären neben den bodengebundenen Kräften auch mindestens zwei Rettungshubschrauber angefordert worden.
In einer ersten Bilanz waren sich die Führungskräfte der beteiligten Organisationen einig darüber, dass die Zusammenarbeit einwandfrei funktioniert habe. Zu Beginn der Übung habe es lediglich kleinere Probleme in der Kommunikation gegegeben, da die Funkgespräche während der Übung auf besonderen Kanälen geführt werden mussten, diese aber teilweise nicht funktioniert hätten. Der Komplex der ehemaligen Molkerei sei für eine Großübung dieser Art ideal gewesen, bekräftigen die Teilnehmer. Man habe sehr viele Anforderungen wirklichkeitsgetreu üben können. Der THW-Zugführer brachte es auf den Punkt: "Hier kann man auch mal was kaputtmachen", sagte er mit einem Augenzwinkern. Die hier vorgefundenen Möglichkeiten böten sich bei Übungen nicht immer.