Bergwacht trainiert Windenrettung bei Bad Wildungen

Montag, 15. September 2025 16:11 geschrieben von  Matthias Böhl
Polizeihubschrauber "Ibhis" aus Egelsbach und "SAR 41" aus Nörvenich trainierten mit den Bergrettern der Bergwacht Hessen die Windenrettung in unwegsamem Gelände. Polizeihubschrauber "Ibhis" aus Egelsbach und "SAR 41" aus Nörvenich trainierten mit den Bergrettern der Bergwacht Hessen die Windenrettung in unwegsamem Gelände. Fotos: Matthias Böhl, 112-Magazin

BAD WILDUNGEN. Sechs neue Luftretter der Bergwacht Hessen sind nun einsatzbereit und können ab sofort allein verantwortlich mit dem Hubschrauber zu Windenrettungen ausgeflogen werden. Viele weitere haben ihr jährlich erforderliches Windentraining erfolgreich absolviert. Trainingsintensive Tage im Wildunger Land, die sich einmal mehr gelohnt haben.

Bereits seit vielen Jahren verfügt die Bergwacht Hessen über eine Vielzahl an sogenannten ARS, Air Rescue Specialists. Die Frauen und Männer rüsten sich im Notfall mit Gurtzeug, Schutzausrüstung und Luftrettungs-Bergesäcken oder Evakuierungsdreiecken aus und werden mit Hubschraubern an Orten, die für den regulären Rettungsdienst nur sehr schwer oder gar nicht erreichbar sind, abgewincht, um Patienten zu versorgen und anschließend mittels Windenrettung in den Hubschrauber aufgewincht und ausgeflogen. Ihr Einsatz kann sowohl in unwegsamem Gelände erfolgen, das mit Fahrzeugen nicht erreichbar ist, aber auch in großen Höhen oder Tiefen, ebenso bei Hochwasserlagen. So haben die Teams der Bergwacht Hessen in Kooperation mit der Landes- und Bundespolizei bei der Flutkatastrophe im Ahrtal vielen Menschen das Leben gerettet.

Um im Einsatzfall immer routiniert vorgehen zu können und damit das nötige Wissen immer wieder abgerufen und trainiert werden kann, sind regelmäßige Trainings unabdingbar. So muss jeder ARS jedes Jahr mindestens eine Windenübung unter verschiedenen Voraussetzungen durchführen, um seine „Lizenz“ aufrechtzuerhalten. Dabei erfolgen Rettungen liegend im Bergesack, bei dem die ARS zunächst zum Patienten abgewincht werden, diesen dann notfallmedizinisch versorgen und ihn anschließend in einem Bergesack lagern, der dann mit der Winde aufgewincht werden kann. Dabei ist immer ein Retter an der Seite des Patienten, der dafür sorgt, dass der Winchvorgang und das anschließende Absetzen reibungslos und in enger Abstimmung mit dem Windenoperator des Hubschraubers verläuft.

Je nach Hubschraubermuster erfolgt der Flug mit Außenlast, wo der Retter und der Bergesack an der Kufe anliegen, oder als Transport, bei dem Retter und Bergesack in der Maschine untergebracht sind. Eine weitere Möglichkeit der Rettung erfolgt mit dem sogenannten Evakuierungsdreieck, das man sich bildlich wie eine große Windel vorstellen kann. Darin wird der zu Rettende fixiert und gemeinsam mit seinem Retter in sitzender Position in den Hubschrauber verbracht. Dieses Verfahren findet zum Beispiel bei Hochwasserlagen Anwendung, wo die Menschen oft unverletzt sind.

Um die Übung und das Training genau dieser Verfahren, sowie die Kommunikation im Team gemeinsam mit den Hubschrauberbesatzungen, ging es seit Mitte der letzten Woche in Braunau bei Bad Wildungen. Seit Donnerstag waren die Luftretter der Bergwacht Hessen, die Besatzungen der Polizeifliegerstaffel Hessen und am Freitag auch erstmals die Besatzung des SAR-Kommandos aus Nörvenich in Braunau zu Gast, um Windenrettungsverfahren zu trainieren. Dabei hatten die Frauen und Männer der Bergwacht Bad Wildungen verschiedene Standorte rund um Braunau ausgesucht, an denen Verletztendarsteller positioniert wurden, um mit Windenverfahren gerettet zu werden. Um für alle Beteiligten einen hohen Trainingseffekt zu haben, gab es für die jeweiligen Teams realitätsnahe Einsatzszenarien mit Koordinaten, sodass die Einsatzstelle gesucht und das geeignete Rettungsverfahren genau abgestimmt werden mussten.

Neben der Landespolizei und dem SAR-Kommando trainieren auch die Besatzungen der Bundespolizei Fliegerstaffel Fuldatal regelmäßig mit der hessischen Bergwacht. In diesem Zusammenhang war Gerd Windhausen, dem technischen Leiter der Bergwacht Hessen, ein großes Dankeschön an alle an den Übungen Beteiligten wichtig. Ebenso richtete er einen großen Dank an die Anwohner und einen Landwirt seiner Wildunger Heimat, die vier Tage lang Fluglärm mitbekamen oder im Vorfeld eine große Wiese mähten und während der Übung als Landebasis zur Verfügung stellten.

Zuletzt bearbeitet am Montag, 15. September 2025 20:31

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