Geriatrie: Dr. Gernhardt spricht über Herausforderungen

Mittwoch, 18. Juni 2025 19:45 geschrieben von  Michael Fränkel
Dr. med. M. Gernhardt, Chefarzt der Geriatrie am Kreiskrankenhaus Frankenberg Dr. med. M. Gernhardt, Chefarzt der Geriatrie am Kreiskrankenhaus Frankenberg Foto: Kreiskrankenhaus Frankenberg gGmbH

FRANKENBERG. In einem kurzweiligen Vortrag gab Dr. med. Dr. theol. Matthias M. Gernhardt, Chefarzt der Klinik für Geriatrie am Kreiskrankenhaus Frankenberg, dem Publikum einen anschaulichen Einblick in die Altersmedizin. Dabei betonte er: „Altwerden ist nichts für Feiglinge.“

Lebenserwartung im Wandel
Ein Blick auf die Lebenserwartung in Deutschland machte die Entwicklung deutlich. Im Jahr 1900 lag sie bei Frauen im Schnitt bei 48,3 Jahren und bei Männern bei 44,8 Jahren. Heute erreichen Frauen im Durchschnitt 83,4 Jahre, Männer 78,5 Jahre. In Deutschland leben aktuell 26.615 Menschen, die über 100 Jahre alt sind. Die älteste bekannte Deutsche wurde 113 Jahre alt, Jeanne Calment aus Frankreich sogar 122 Jahre und 164 Tage. Entscheidend sei aber nicht allein die Anzahl der Lebensjahre – vielmehr komme es auf die körperliche und geistige Fitness an, so Gernhardt.

Herausforderungen im Alter
Mit dem Alter nehmen gesundheitliche Beschwerden zu. Bewegung fällt schwerer, Gelenke und Wirbelsäule verursachen Schmerzen, Prothesen ersetzen oft verschlissene Gelenke. Auch Herz-Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen treten vermehrt auf – etwa Bluthochdruck, Herzinfarkte, Schlaganfälle oder Diabetes. Allein die Zahl der Diabetes-Erkrankten hat sich in Deutschland seit dem Jahr 2000 mehr als verdoppelt und liegt mittlerweile bei über 9 Millionen. Hinzu kommen kognitive Einschränkungen – von leichter Vergesslichkeit bis hin zu Demenz. Aktuell sind etwa 1,8 Millionen Menschen betroffen. Bis 2050 wird mit bis zu 2,8 Millionen Demenzkranken gerechnet.

Viele Krankheiten, viele Medikamente
Typisch für ältere Patienten ist die sogenannte Multimorbidität – also das gleichzeitige Auftreten mehrerer Erkrankungen. Daraus ergibt sich oft eine sogenannte Polypharmazie: die dauerhafte Einnahme von fünf oder mehr Medikamenten. In der Geriatrie wird daher jeder Fall individuell geprüft. Ziel ist es, Behandlungen zu priorisieren und unnötige oder riskante Medikamente zu reduzieren.

Geriatrische Frührehabilitation
Ein zentrales Element der Altersmedizin ist die Frührehabilitation. Hier arbeiten Mediziner, Therapeuten, Psychologen und Pflegekräfte eng zusammen. Patienten sollen aktiv in die Behandlung einbezogen werden, zum Beispiel durch „aktivierende Pflege“. Ziel ist, Körperpflege, Ernährung und Mobilität wieder selbstständig zu bewältigen, um möglichst bald in die gewohnte häusliche Umgebung zurückkehren zu können.

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