WILLINGEN. Wer in unwegsamem Gelände auf schnelle Hilfe angewiesen ist, der muss hierzulande nicht lange warten: Per Helikopter fliegt die Polizei im Ernstfall geschulte Rettungskräfte ein. Die Zusammenarbeit übt die Fliegerstaffel der hessischen Polizei in dieser Woche mit der Bergwacht.
Es ist laut über dem Weltcuport in dieser Woche, doch wer im Ernstfall das Geräusch des Hubschraubers vom Typ Eurocopter EC 145 hört, der kann sicher sein: Jetzt ist Hilfe nah. Auch bei widrigen Witterungsverhältnissen und vor allem an Stellen, die mit Rettungsfahrzeugen nicht zu erreichen sind, lassen sich vom Helikopter aus Rettungskräfte abseilen. Diese versorgen den Verletzten oder Erkrankten am Boden, "verpacken" ihn im Bergesack und lassen sich mit ihrem Patienten wieder nach oben winchen, wie das Hochziehen per Seilwinde heißt. Der Helikopter fliegt dann die Stelle an, an der der Rettungswagen oder ein anderes Fahrzeug steht.
25 Luftretter der Bergwacht trainieren den Einsatz
An "Fremdpersonal" für solche Rettungseinsätze sind an Bord der Helikopter der hessischen Polizeihubschrauberstaffel lediglich die Höhenretter der Berufsfeuerwehr Wiesbaden sowie Mitglieder von vier Bergwachtgruppen - darunter Willingen und Bad Wildungen - zugelassen. Mit 25 Luftrettern der vier Bergwachten üben die 15 Piloten in dieser Woche in wechselnden Kombinationen - und mit unterschiedlichen Aufgabenstellungen: So gilt es unter anderem, Helfer auf eine Brücke im Kyrillpfad oder an der Mühlenkopfschanze hinab zu winchen und sie wieder aufzunehmen. Dabei schlüpfen Bergwacht-Mitglieder auch in die Rolle der "Verletzten" und lassen sich im Bergesack zum "Heli" hinaufziehen. Anspruchsvollste Übung in dieser Trainingswoche ist die Rettung aus einer Gondel der Seilbahn: Dabei seilt sich ein Bergwacht-Helfer auf das Dach der Gondel ab und klinkt sich dort mit dem Karabiner ein.
"Das ist der gefährlichste Augenblick, denn der Hubschrauber ist für einen Moment fest mit der Seilbahn verbunden", erklärt Pilot und Fluglehrer Klaus Boida, der bei der in Egelsbach stationierten Staffel für die Aus- und Fortbildung verantwortlich ist. Sollte der Helikopter in diesem Moment von einer Böe erfasst werden, könne es zu riskanten Situationen kommen. Generell verfüge die EC 145 aber über so gute Schwebeflug-Eigenschaften, dass sie regelrecht "am Himmel zementiert ist", sagte der 51-jährige Pilot.
"Man bekommt den Retter schnell dorthin, wo er gebraucht wird", sagt Jörg Wilke von der Seilbahngesellschaft über die Vorteile des Helikopter-Einsatzes. Um beim Training an der Seilbahn keine Gefahren für Passagiere entstehen zu lassen und den Betrieb der Bahn nicht einzuschränken, starten Polizei und Bergwacht zu diesen Übungen erst am späten Nachmittag nach Ende des Bahnbetriebs.
Drei Helikopter, ein Flugzeug, 24 Piloten, sieben Techniker
Im Durchschnitt drei "scharfe" Windeneinsätze vom Polizeihubschrauber aus fliegen die hessischen Beamten pro Jahr. Nach Angaben von Fluglehrer Boida sind diese Einsätze erst möglich geworden, als die Staffel von der alten BO 105 auf die wesentlich leistungsstärkere EC 145 umsattelte. Hauptaufgaben der fliegenden Polizisten sind Suchflüge nach Vermissten, Fahndungsflüge nach Straftätern, Dokumentationen von Unfallstellen oder Tatorten aus der Vogelperspektive, das Einfliegen und Abseilen von Spezialkräften (SEK) oder die Überwachung von Gewässern in Zusammenarbeit mit der Wasserschutzpolizei. Dazu steht der Staffel seit März 2012 auch ein Aufklärungsflugzeug zur Verfügung. Die Staffel besteht aus 24 Piloten und sieben Technikern, die in vier Dienstgruppen rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr einsatzbereit sind. "Wir bieten einen 24-Stunden-Service aus der Luft an", sagt Klaus Boida nicht ohne Stolz.