Damwild ausgesetzt? - Waldbauern schlagen Alarm

Donnerstag, 24. April 2025 09:46 geschrieben von  Wolfgang Räuber
Bis auf wenige Meter konnte sich dieser Fotograf den Tieren bei Deisfeld nähern. Bis auf wenige Meter konnte sich dieser Fotograf den Tieren bei Deisfeld nähern. Foto: privat / nh

WILLINGEN/DIEMELSEE. In den Gemeinden Willingen und Diemelsee ist eine große Anzahl Damwild aufgetaucht - woher das Wild kommt, ist Gegenstand von Ermittlungen.

Dass sich Damwild in den letzten Jahren vom Twistetal bis nach Korbach ausgebreitet hat, ist kein Geheimnis. Nach grober Schätzung sollen sich in den Wäldern bis zu 80 Stück dieser Schalenwildart aufhalten - dem "Jagddruck" der Jagdausübungsberechtigten konnte sich das Wild anscheinend geschickt entziehen. Zum Leidwesen der Waldbauern, die ihre Neuanpflanzungen mit Einzelschutz oder Gatterung teuer bezahlen mussten. Dort wo die Pflanzen nicht geschützt wurden, sind enorme Verbiss- und Fegestellen zu beobachten.

Bereits im März wurde im Bereich des Dommel bei Ottlar Damwild gesichtet. Zunächst waren sich die Jäger unsicher, wie man mit dem Wild umgehen soll. Die zuständige Jagdbehörde wurde um Rat gefragt, dort hieß es "Bejagung nach den gesetzlichen Vorschriften". Der Gesetzgeber hat die Bejagung in Hessen für Schmaltiere und Spießer vom 1. April bis zum 31. Mai festgelegt. Alttiere und Hirsche dürfen vom 1. August bis 31. Januar bejagt werden. So fiel ein "Spießer" einem Waidmann im April auf, der gesteckt werden konnte. Bei näherer Begutachtung stellte sich dann heraus, dass es sich nicht um einen jungen Spießer, sondern um einen älteren Hirsch handelt. Dem Tier hatten man vorher das Geweih abgesägt. Vermutlich vor dem Transport in die neue Freiheit.

Für die Kommunalwald Waldeck-Frankenberg GmbH und Hessenforst ist diese Nachricht ein Desaster, zumal Förster und Waldarbeiter seit Jahren mit der Aufforstung beschäftigt sind. Auch die privaten Waldbauern sorgen sich um ihre neu gesetzten Bäume. Ohnehin sind die jungen Wälder durch hohes Rehwildvorkommen und dem damit einhergehenden Verbiss in Bedrängnis. Dass nun auch noch Damwild hinzukommt, dürfte die Situation in Willingen und Diemelsee weiter verschärfen. Mittlerweile wurde Damwild in den Gemarkungen Ottlar, Hemmighausen, Eimelrod und Deisfeld gesichtet. Insgesamt sollen sich 23 Stück Damwild in den Gebieten aufhalten. Wird nicht zeitnah gehandelt, dürfte die Population stark zunehmen.

Da das Wild sehr zutraulich, ja fast handzahm ist, gehen einige Waldbauern davon aus, dass das Damwild ausgesetzt wurde. Die ermittelnden Behörden werden aufgefordert, alles dafür zu tun, die Hintergründe dieser Auswilderungsaktion aufzuklären. Sollte sich der Verdacht bestätigen, müssen die Verantwortlichen mit hohen Geldstrafen rechnen.

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Zuletzt bearbeitet am Donnerstag, 24. April 2025 10:52

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