Wer soll Dich nach der Party fahren?

Samstag, 18. Februar 2017 09:22 geschrieben von  Migration

WALDECK-FRANKENBERG. "Ein alkoholisierter Autofahrer überholt trotz Gegenverkehrs und rammt ein mit sechs Personen überfülltes Fahrzeug in die Böschung. Drei der Insassen sterben noch am Unfallort. Die Erstversorgung der Überlebenden wird mehrere Stunden dauern. (...) Der alkoholisierte Unfallverursacher überlebt den Zusammenstoß. Spät in der Nacht wird er mit dem Hubschrauber ins Krankenhaus gebracht."

Diese Zitate stammen von Thomas Schadt, einem Kameramann und Filmautor, der Mitte der 90er Jahre den Siegener Rettungshubschrauber Christoph 25 bei seinen Einsätzen begleitete und dazu die Dokumentation "Eiserne Engel - Luftrettung in Deutschland" erstellte.

Dieser letzte Einsatz in der Dokumentation erzählt die tragische Geschichte aus dem hessischen Hinterland. Dort sterben infolge eines entsetzlichen Alkoholunfalls drei junge Menschen in den Trümmern ihres Autos. Weiter berichtet der Kameramann: "Unsicher bewege ich mich über dieses Schlachtfeld. Ich versuche vergeblich Bilder und Töne zu verarbeiten, die für andere längst zum Alltag geworden sind. Ich frage mich, was ich trotz meiner Kamera hier suche und beschließe an dieser Stelle, die Dreharbeiten zu beenden." Diese Szenen sind auch dem erfahrenen Kameramann Schadt zu viel geworden. Preisgekrönt mit der erstklassigen Dokumentation "Der Autobahnkrieg" wurde der Filmprofi auch mit den Eisernen Engeln berühmt. In einem Interview, das im Anschluss an die Dokumentation in der ARD ausgestrahlt wird, berichtet Schadt über seine Eindrücke bei dem schweren Verkehrsunfall im Landkreis Marburg-Biedenkopf.

Dieser Alkoholcrash, der drei junge Menschen das Leben gekostet hatte, wurde einem Millionenpublikum präsent. Dieser Einsatz hatte nicht nur den Filmemacher selbst, sondern auch viele seiner Zuschauer entsetzt und geschockt. Angehörigen den Boden unter den Füßen weggezogen, das Leben für immer und höchstdramatisch verändert. Hier wurde der Bevölkerung durch die Fernsehdokumentation fast die ganze Härte eines solchen Ereignisses vor Augen geführt und näher gebracht. Vielleicht hat das damals zum Nachdenken angeregt. Vielleicht.

Fahren unter Alkoholeinfluss kann verheerende Folgen haben
Vielleicht hat das aber auch dafür gesorgt, dass man sich Gedanken macht, ob der Kameramann das so hätte zeigen und kommentieren müssen. Vielleicht hat es sogar dazu geführt, den Kameramann als "abartig" oder als "Aasgeier" zu bezeichnen. Das weiß ich nicht. Fest steht aber eines: Es hat die Wirklichkeit gezeigt und das, ohne dabei die Persönlichkeitsrechte der Beteiligten zu verletzen. Und es hat einen Ruck ausgelöst in den Menschen, die den Filmbeitrag, der leider spät in der Nacht gesendet wurde, gesehen haben. Es hat einmal kurz aber prägnant vor Augen geführt, welche Gefahren von einer Alkoholfahrt ausgehen und welche verheerenden Folgen es haben kann, wenn man sich nach Alkoholgenuss hinters Steuer setzt.

Oftmals führen solche Berichte - egal ob in bewegten Bildern oder in Printmedien auch zu Protesten. Dahingehend, dass der Sachverhalt nicht korrekt oder überzogen dargestellt worden sei. Oder es wird direkt verlangt, dass im Internet erschienene Beiträge sofort entfernt werden sollten. Warum? "Weil es eine Unverschämtheit ist, das so zu schreiben." Oder "es eine absolute Frechheit ist, eine solche Überschrift zu wählen." Man muss sich dann sogar fragen lassen, ob man "etwa noch nie mal ein paar Bier getrunken hat und dann ins Auto gestiegen ist." Es wird mit Anwälten gedroht, sollte man diesen Artikel nicht stornieren. Wohlgemerkt: Es wird erst dann berichtet, wenn es bereits zu Ausfällen oder Unfällen gekommen ist. Eine "normale" Trunkenheitsfahrt, die von der Polizei gestoppt wird, wird häufig gar nicht erwähnt. Und dann gibt es noch eine hohe Dunkelziffer.

Promillefahrer sehen sich häufig als Opfer
Fahrer, die unter Alkohol erwischt werden oder einen Unfall verursacht haben, sind immer Opfer. Dies habe ich in vielen Jahren Einsatzdokumentation in der Freizeit gelernt. Schuld sind immer die anderen. Die Polizei, andere Verkehrsteilnehmer und in jedem Falle der, der es öffentlich macht. Dass der Fehler beim Alkoholfahrer selbst liegen könnte, ist absurd zu behaupten. Da treten Väter mutig für ihre Söhne ein, die sich nach einem Unfall mit der Luxuskarosse zu Fuß aus dem Staub machen und so lange gedeckt werden, bis ein Alkoholtest keinen Wert mehr ergeben wird; es bäumt sich am Neujahrsmorgen am Telefon ein Mann auf, dessen Sohn im vollen Kopf einen Q5 aufs Dach gelegt hat. Dass dort unschuldige Menschen wegen der "Sauferei" hätten verletzt werden oder gar sterben können, so wie bei dem von Kameramann Schadt beschriebenen Unfall in Marburg-Biedenkopf - das ist egal. "Sie nehmen das sofort raus!" hallt es durch den Telefonhörer. Da werden Geschäftsleute am Telefon unsachlich, weil deren Ehefrauen alkoholisiert gegen einen Baum fahren und eine Gefahr für Andere darstellen. Dass dort hätten Radfahrer, andere Autos oder Fußgänger sein können - reine Schutzbehauptung des unverschämten Textautors.

Alkoholunfälle wären zu 100 Prozent vermeidbar. Viele Menschen könnten noch leben, viel Leid könnte verhindert werden, wenn alle Menschen so viel Grips und Anstand im Kopf hätten, zu wissen, dass es nur einen Weg gibt: Kein Alkohol beim Autofahren!

{source}
<script type="text/javascript"><!--
google_ad_client = "ca-pub-6679455915258683";
/* 468x60 Unter Artikel Banner */
google_ad_slot = "7735614807";
google_ad_width = 468;
google_ad_height = 60;
//-->
</script>
<script type="text/javascript"
src="http://pagead2.googlesyndication.com/pagead/show_ads.js">
</script>
{/source}

Zuletzt bearbeitet am Samstag, 18. Februar 2017 09:55

Neustes 112-Video

Werbeprospekte

Anzeige
Anzeige