Teurer Tannenbaum: Jäger kassiert Dieb ab

Mittwoch, 23. Dezember 2015 08:46 geschrieben von  Migration

FRANKENBERG/SACHSENBERG. Als verfahrene Situation könnte man den folgenden Bericht beschreiben: In den frühen Morgenstunden wurde ein Jagdpächter auf einen Pkw aufmerksam, der sich gegen 5.15 Uhr in einem Waldgebiet zwischen Schreufa und Sachsenberg festgefahren hatte. Der Jäger saß im letzten Mondlicht an einer Wiese und wollte dem Schwarzwild nachstellen. Gestört durch das ständige Aufheulen des Motors und der durchdrehenden Reifen, begab sich der Waidmann zu dem etwa 150 Meter entfernten Ford-Fahrer und erkundigte sich nach dessen Beweggründen, zu dieser Zeit einen verschlammten Waldweg zu befahren.

Der 28-jährige Ford-Fahrer musste nicht viel erklären: Aus dem Kofferraum seines Autos ragte noch die Spitze eines frisch geschlagenen "Tannenbaums". Die Sache war also klar, hier handelte es sich um einen klassischen Fall von Diebstahl. Bevor der Jagdpächter die Polizei anrufen konnte, wurde der Waldfreveler aus Frankenberg kleinlaut und räumte den Diebstahl ein. Er bot sich an, den Baum bezahlen zu wollen, außerdem würde er dem Jagdpächter mit 50 Euro das Herausziehen seines Pkw´s vergüten. 

Der Waidmann stellte eine eigene Rechnung auf: 200 Euro für das Bergen des Ford, dafür das keine Anzeige erstattet wird 100 Euro und 200 Euro für den Weihnachtsbaum. Zusammen also 500 Euro, die der Dieb sofort bezahlen sollte. Ließe sich der Frankenberger nicht auf den Deal ein, so versicherte der Jäger dem 28-Jährigen, müßte er die Polizei umgehend verständigen, die mitsamt einem Bergungsunternehmen anrücken würde. Nach kurzer Überlegung sagte der 28-Jährige zu, die 500 Euro bezahlen zu wollen. Da sich in seinem Portmonee aber nur 120 Euro befanden, wollte er den Rest noch am gleichen Tag vorbeibringen.

Darauf ließ sich der Jäger nicht ein. Gemeinsam bestiegen die beiden Männer den Geländewagen des Jägers und fuhren nach Sachsenberg zu einer Bankfiliale. Dort holte der 28-Jährige das Geld ab und überreichte dem Jäger die komplette Summe. Auch der Jäger hielt sein Wort und zog den Ford mit Seilwinde und Allrad aus dem verschlammten Rückeweg heraus. Einen Teil des Geldes wird der Jagdpächter dem Waldbesitzer, in dessen Fichtenkultur der Baum geschlagen wurde, vorbeibringen. Die 200 Euro für das Bergen des Ford möchte der Jäger selbst behalten. Die 100 Euro für die unterlassene Anzeige werden einer gemeinnützigen Institution zugeführt.

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Zuletzt bearbeitet am Mittwoch, 23. Dezember 2015 12:29

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