Raserjäger tritt in der Freizeit selbst das Gas voll durch

Samstag, 08. März 2014 16:42 geschrieben von  Migration

BURGWALD/BAD WILDUNGEN. Im Dienst macht er Jagd auf Raser, in seiner Freizeit tritt Rüdiger Kraus selbst gern das Gaspedal bis zum Bodenblech durch: Der Polizist aus Burgwald liebt den Rausch der Geschwindigkeit und fährt mit seinem 260 PS starken Opel sogenannte Bergrennen.

Der Motor röhrt, wenn der 47-Jährige den rechten Fuß leicht nach unten bewegt. "Alles klar, los geht's", ruft der mit Helm und Rennoverall geschützte Mann am Steuer seinem neben dem Wagen stehenden Bruder zu. Der hebt den Daumen. Ein letzter Blick auf die Instrumente und Rüdiger Kraus legt den ersten Gang ein, gibt Gas und lässt die Kupplung kommen. Augenblicke später bereits ist der 840 Kilogramm leichte Wagen bereits auf Tempo 160. Runde für Runde dreht der Hobby-Rennfahrer aus Burgwald auf dem Verkehrsübungsplatz bei Mengeringhausen, immer wieder "fliegt" das Auto an den Zuschauern vorbei.

Nach fünf, sechs schnellen Platzrunden stoppt der mit einem gigantischen Heckspoiler ausgestattete Opel C-Kadett, der mit sattem Sound brodelnde Motor wird zum Schweigen gebracht, und Kraus befreit sich aus der festen Umklammerung des Schalensitzes. Draußen setzt er den Helm ab, zieht die feuerfeste Haube ab - und gibt den Umstehenden den Blick auf ein angestrengtes, aber zufriedenes Gesicht frei: Der erste Testlauf mit dem "neuen" über 30 Jahre alten Auto ist geglückt. Rüdiger Kraus, sein Bruder Hans-Jürgen und Vater Johann - selbst eingefleischter Motorsportler und ehemaliger Slalomrennfahrer - sind erleichtert.

Drei Jahre harte Arbeit liegen hinter den Männern aus Burgwald. 1800 Stunden haben der 47-Jährige, der Dienst als Polizist auf der Wache in Bad Wildungen versieht, sein Bruder und der Vater in den "Kraus-Kadett RK1-16V" investiert. Aus einem beschädigten Gebrauchtwagen in schlechtem Zustand ist ein Rennwagen geworden, "an dem eigentlich nichts mehr im Originalzustand ist", erzählt der Besitzer, "ich wollte ein absolutes Unikat". So haben Kraus und seine Mitstreiter zahlreiche Teile wie Türen und Hauben, Stoßfänger und Spoiler selbst aus leichtem Kunststoff nachgebaut und ersetzt. Insgesamt sind in dem Kadett rund 500 individuell gefertigte Teile verbaut. Im Motorraum liegt ein 2,0 Liter großes und 260 PS starkes Spezialtriebwerk, riesige Ansaugstutzen sorgen dafür, dass das Aggregat ausreichend Luft für die gewünschte Höchstleistung bekommt. Bei höchster Beanspruchung gibt sich der 16-Ventiler nicht mit weniger als 60 Litern Sprit auf 100 Kilometern zufrieden.

"Tempo ist meine Leidenschaft, ich liebe den Rausch der Geschwindigkeit"
Der Innenraum ist nackt, lediglich der Fahrersitz, Rennlenkrad, Überrollbügel, ein spezieller Schalthebel für das Sechsganggetriebe und futuristisch anmutende Instrumente haben hier ihren Platz gefunden. Wer Wert auf Komfort legt, ist mit diesem Wagen falsch beraten. Rüdiger Kraus geht es auch um etwas ganz anderes: "Tempo ist meine Leidenschaft, ich liebe den Rausch der Geschwindigkeit", sagte der Rennfahrer. In sogenannten Bergrennen will sich der 47-Jährige ab dem Frühjahr mit Gleichgesinnten messen.

Nach einem weiteren Testlauf auf einer Rennstrecke in Frankreich Ende März und einem Proberennen am 10. und 11. Mai beginnt Ende Mai die eigentliche Saison mit einem Rennen an der Mosel. Im Abstand von 30 Sekunden gehen die Teilnehmer mit ihren PS-starken Autos an den Start auf eine rund anderthalb Kilometer lange Strecke, die aus dem Tal auf einen Berg führt. "Man fährt nur gegen die Uhr", erklärt Kraus den Wettkampfmodus. Am Schluss werden die mit Lichtschranken gemessenen Zeiten der einzelnen Fahrer verglichen, der schnellste ist der Tagessieger. Am Ende der Saison, die zehn Läufe an sechs Wochenenden umfasst, wird der Gesamtsieger gekürt.

"Ich wünsche mir vor allem, dass der Wagen hält und mir nichts passiert", sagt Rüdiger Kraus auf die Frage danach, welches Ziel er sich für die Saison gesteckt hat, "die Ergebnisse sind sekundär". Der 47-Jährige spricht dabei aus Erfahrung: Sein früherer Rennwagen, ebenfalls ein Opel, fand 2010 sein jähes Ende an der Leitplanke der Rennstrecke in Jura. "So etwas kann immer passieren", sagt Kraus, wenngleich die Veranstalter sehr auf Sicherheit achten. So finden alle Rennläufe ausschließlich auf abgesperrten Strecken statt. Auch sämtliche Tests führen Rüdiger und Hans-Jürgen auf Verkehrsübungsplätzen wie auf dem Hagen bei Mengeringhausen oder Rennstrecken wie im französischen Chambley durch.

Obwohl er selbst seinen Wagen bis aufs Äußerste fordert und nach maximaler Beschleunigung lechzt, drückt er im Dienst bei Rasern kein Auge zu: "Wer sich im öffentlichen Straßenverkehr nicht an die Geschwindigkeitsbeschränkungen hält, gefährdet sich und andere", sagt der Polizist, "und da hört der Spaß eindeutig auf". Wer "Tempo liebt, soll wie ich auf die Rennstrecke gehen".


Mehr Informationen über Rüdiger Kraus und seinen Renn-Opel gibt es hier:
Kraus Motorsport - Bergrennen auf Opel Kadett C Coupe

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Zuletzt bearbeitet am Samstag, 08. März 2014 18:14

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