Maisjagdseminar mit Helmut Hilpisch - Unfälle vermeiden

Samstag, 25. August 2012 17:58 geschrieben von  Migration

DREISLAR/MÜNDEN. Bei einem Seminar zum Thema Maisdrückjagden hat der renommierte Berufsjäger Helmut Hilpisch einheimische und aus der Region angereiste Jäger informiert.

Eingeladen hatte Wild und Hund, die Interessengemeinschaft Schwarzwild übernahm die Organisation im Schwerspatmuseum in Dreislar und dem Jagdrevier in Münden. Hilpisch referiert vor 29 Teilnehmern mit einer Powerpoint-Präsentation. Wildmeister Hilpisch erklärt, wie ein Maistreiben vom Anfang bis zum Ende organisiert wird, wie die Schützen abgestellt werden, spricht die rechtlichen Grundlagen und Risiken an, bezieht die Unfall-Verhütungsvorschriften ein und schildert, wie sich Schwarzwild während der Jagd verhält. Im Besonderen wird in seinem Vortrag auf die Jagdleitung und die Jagdorganisation verwiesen. Das Seminar wird in einen theoretischen und einen praktischen Teil gegliedert.

Berufsgenossenschaften: Ginge es nur nach den Berufsgenossenschaften, wären Maisjagden bereits seit Jahren verboten. Allein in Deutschland, so Hilpich, kommt es jährlich zu 30 Jagdunfällen an Maisschlägen, davon drei bis sieben mit tödlichem Ausgang. Allein die Lobby der Landwirte, deren Wildschaden ohne Maisjagden in astronomische Höhen schnellen würde, verhindert das Verbot. Allerdings, so Hilpisch, werden die Maisschläge immer unübersichtlicher und größer. Der größte Maisschlag befindet sich derzeit in Brandenburg und hat einen Umfang von 500 Hektar. Da ist eine erfolgreiche Jagd nicht möglich. Zu den häufigsten Unfallursachen gehören:

Fehlende -und mangelhafte Planung und Organisation
Falsches Abstellen der Schützen
Schießen ohne Kugelfang
Schießen in den Maisschlag
Verlassen des Standes ohne Genehmigung des Jagdleiters
Durchgehschützen mit Langwaffen
Keine ausreichende Warnkleidung

Planung einer Maisjagd: Der Erfolg einer Maisjagd hängt, so Hilpich, von einer guten Planung ab. Dazu gehört, dass der Jagdleiter das Revier und die räumlichen Begebenheiten sehr gut kennt. Kopierte Revierkarten, in denen die Stände eingezeichnet und nummeriert sind und Drückjagdböcke, die ein erhöhtes Sicht -und Schussfeld bieten, sollten zum Standard gehören und schnell verfügbar sein. Der Rettungspunkt muss in der Revierkarte ebenso angegeben sein. Im Straßenbereich müssen sogenannte Warntafeln auf die Drückjagd hinweisen. Wichtig: Jeder Schütze und jeder Treiber muss ein Exemplar der Revierkarte besitzen.

Das Angehen an den Maisschlag: Zu den größten Fehlern gehört das laute Angehen der Schützen, Treiber und Hunde an den Maisschlag so der Wildmeister. Wenn man es ganz gründlich vermasseln will, fährt man mit den Autos direkt an den Rand des Maisschlages und geht dann auch noch mit dem Wind an, damit auch die letzte Sau sich auf die Situation einstellen kann. Richtig ist, die Einweisung mit Hilfe der Revierkarten aus großer Entfernung durchzuführen und gegen den Wind den Maisschlag angehen. Die Pkw Kolonne muss in ausreichendem Abstand unsichtbar abgestellt werde. Erst wenn die Anstellschützen stehen, begibt sich die Hunde und Treiberwehr auf den Weg - ebenfalls gegen den Wind.

Das Anstellen der Schützen: Immer wieder, so der Berufsjäger, sieht man Maisdrückjagden, in denen Schützen in kurzen Abständen direkt an den Mais platziert werden. Hier ist die Erfolgsaussicht eine Sau zu strecken gleich Null, dafür aber die Gefahr, einen Jagdunfall zu produzieren sehr hoch. Die Schützen sollten an Fernwechseln abgestellt werden, diese können ruhig bis zu 500 Meter vom Maisschlag entfernt stehen. Die Erfahrung so Hilpich zeigt, dass die Sauen, die aus den Maisschlägen auswechseln die ersten 50 Meter in hohem Tempo absolvieren. Da bedarf es schon eines Kunstschützen wie Buffallo Bill, einen sicheren Schuss anzutragen. Die Sau hat auf Grund ihrer physischen Voraussetzung keine Möglichkeit über eine längere Distanz ein hohes Tempo zu laufen und kommt dem Schützen an dem Fernwechsel oft sehr langsam auf sichere Schussdistanz. Zusätzlich kann das Stück Schwarzwild genau angesprochen werden. Also, hier ist mit weinigen Schützen an strategischen Punkten eine Maisjagd am erfolgreichsten.

Die Hunde: Weniger ist oft mehr, so Hilpich und bezieht sich auf seine Erfahrungen mit "schnellen Hunden" Deutsch - Drahthaar und Co haben bei Maisjagden nichts verloren. Diese sind zu unbeweglich und werden schnell von schweren Sauen geschlagen. Zu seinen Favoriten gehören kurzläufige Hunde, Terrier und auch der Deutsche Wachtelhund. Hier sind wenige einzeljagende Hunde, die den nötigen Respekt vor den Sauen mitbringen, trotzdem aber die erforderliche Schärfe besitzen und wendig sind das richtige Mittel um die Rotten zu sprengen. Darüber hinaus müssen die Hunde laut jagen, stumme Hunde gehören nicht in den Mais. Die eingearbeitete Meute, die mit bis zu 30 Hunden einen Maisschlag verstänkert und dazu noch viel Geld kostet ist eher kontraproduktiv. Grundsatz: Die erste halben Stunde entscheidet über den Erfolg bei der Maisjagd. Wurde in der Zeit keine Sau aus dem Schlag gedrückt wird es sehr schwierig, fast unmöglich die Rotten zu sprengen und Beute zu machen.

Die Schützen: Sinnvoll ist es, sich einen Pool von ausgesuchten Schützen aus der näheren Umgebung anzulegen. Die Telefonnummern oder E -Mail Adressen sollten vorher ausgetauscht und die Trefffpunkte bereits festgelegt sein. Immer wieder so Hilpisch kommt es vor, dass der " jagdliche Volkssturm " aufgeboten wird und Heerscharen von Jägern, die mit Drilling und Co. anreisen die komplette Jagd bereits im Ansatz zunichte machen. Grundsätzlich sollten die Jäger in Schießkinos ihre Fertigkeiten mit der Waffe festigen, dazu zählt nicht nur die Handhabung der Waffe sondern auch das Ansprechen von alten oder jungen Sauen. Denn eines ist klar, die Maisjagden werden ausschließlich auf Frischlinge durchgeführt. Die Gewichtsobergrenze sollte 40 Kilogramm betragen. Wir schießen grundsätzlich braun vor schwarz, so Hilpisch.

Die Treiber: Die Treiberwehr besteht aus volljährigen Männern und Frauen. Kinder oder Jugendliche haben hier nichts verloren so Hilpisch. Geführt wird die Treiberwehr von dem Treiberführer, dieser untersteht grundsätzlich dem Jagdleiter. Die strategische Umsetzung im Maisfeld bespricht der Treiberführer im Vorfeld mir dem Jagdleiter. Als Waffe werden die Saufeder oder das Waidblatt und eventuell die Kurzwaffe empfohlen. Ein ausgewachsener Mann muss in der Lage sein so Hilpisch, eine 40 Kg Sau mit der kalten Waffe abzufangen. Langwaffen wie Repetierer oder Pump Guns dürfen bei Maisjagden nicht geführt werden. Abgesehen davon, dass diese Waffen zu unhandlich sind, besteht ein hohes Risiko damit einen Jagdunfall zu provozieren.

Die Sauen: Immer wieder, so Wildmeister Hilpisch, hört man von den schlechten Augen der Sauen. Das ist absolut falsch, die Sauen, die am äußeren Rand des Maisschlages die Schützen sehen, werden das Maisfeld auf keinen Fall verlassen. Die kleinste Bewegung wird von Sauen wahr genommen. Und, die Sauen kommunizieren miteinander. Informationen werden schnell weitergegeben und die Leitbache, die das Spiel bereits kennt fordert die Rotte auf die Nerven zu behalten. Je länger die Maisjagd dauert umso besser stellt sich die Rotte auf die Situation ein.

Der Jagdleiter: Der Jagdleiter ist in der Regel der Beständer (Jagdpächter) selbst. Er ist rechtlich gesehen der Ansprechpartner bei Jagdunfällen, da er die Verantwortung für die Jagdgesellschaft hat. Er kann aber auch eine andere versierte Person mit der Jagdleitung beauftragen, dies muss allerdings öffentlich bei der Begrüßung angesprochen werden. Der Jagdleiter hat ohne Ausnahme das Sagen während der Jagd. Seinen Anweisungen ist uneingeschränkt Folge zu leisten. Selbst der Jagdpächter untersteht dem Jagdleiter während dieser Zeit. Sollten sich Wild oder Jagdunfälle ereignen, hält sich die Polizei und die Staatsanwaltschaft an den Jagdleiter.

Bei Jagdunfällen: In Deutschland sind die sogenannten Rettungspunkte (Grünes Schild mit weißem Kreuz) zum Beispiel KB - 208 seit einiger Zeit an markanten gut zugänglichen Straßen positioniert. Der Rettungshubschrauber oder der Notarzt fährt nicht wie so oft vermutet in die Wälder und Felder und sucht den Unfallort, sondern fährt oder fliegt grundsätzlich die Rettungspunkte an. Jeder Schütze sollte also die Rettungspunkte kennen um bei Jagdunfällen schnell die Notrufnummer 112 zu wählen und den RP angeben. Nur so ist eine koordinierte Rettungsaktion erfolgreich durchzuführen. Mit der Antwort "Wir sind hier bei Münden am Maisfeld und ein Schütze hat einen Schuss abbekommen" kann der Rettungsdienst nichts anfangen, da es allein in Münden und Umgebung 20 bis 30 Maisschläge gibt. Hier sollten die 5 W eingesetzt werden:

Wann: Um 12:50 Uhr
Wer: Junger Mann
Wie: Angeschossen
Wo: Rettungspunkt KB - 208
Was: Oberschenkeldurchschuss / Starke Blutung

Nach Abgabe dieser Meldung wird der Verletzte sofort nach der Erstversorgung zum Rettungspunkt transportiert. Wichtig: Eine Verbandstasche sollte bei Gesellschaftsjagden immer zur schnellen Verfügung stehen. Hat z. B. eine Sau einen Treiber geschlagen muss dieser sofort "erstversorgt" werden.

Fazit: Am Ende des Seminars waren sämtliche Teilnehmer um einige Erfahrungen reicher. Es wurde bereits bei Helmut Hilpisch nachgefragt, ob denn weitere Seminare wie zum Beispiel die Wildbretversorgung oder ein Anschussseminar möglich seien. Mit großer Erwartung sehen wir der hoffentlich positiven Antwort von Wildmeister Hilpich entgegen. Hilpich bedankte sich bei Alfons Brocke für die organisatorische Meisterleistung und bei den Mündener Pächtern für das zur Verfügung gestellte Revier.

Zuletzt bearbeitet am Montag, 27. August 2012 07:42

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