Großfeuer zerstört Zuhause zweier Familien - Ursache unklar

Samstag, 18. Januar 2020 15:19 geschrieben von  Migration
Das Haus der beiden Familien wurde komplett zerstört. Das Haus der beiden Familien wurde komplett zerstört. Fotos: Matthias Böhl, 112-Magazin

BROMSKIRCHEN. „Das ging innerhalb weniger Minuten. Da war einfach nichts mehr zu retten“, ein Anwohner steht auf der Hauptstraße in Bromskirchen. Fassungslos blickt der Mann auf ein Fachwerkhaus in der Ortsdurchfahrt. Das Haus wurde ein Raub der Flammen. „Ich war gerade zum Bäcker unterwegs, da sah man die Flammen von zu Hause aus weit in den Himmel schlagen. Größer, als die umstehenden Häuser“, schildert er mir.

Dies, so Bromskirchens Gemeindebrandinspektor Andreas Kautz vor Ort, sei auch die Ausgangslage beim Eintreffen der ersten Kräfte gewesen. „Das Haus stand bei unserem Eintreffen schon im Vollbrand“, schildert er. Nur wenige Minuten benötigten er und seine Kameraden aus Bromskirchen zur Einsatzstelle. Unterstützung bekamen sie von den Kameraden aus Somplar, Allendorf und Frankenberg. Außerdem wurden mehrere Rettungswagen und der Notarzt, sowie die Polizei zur Einsatzstelle nach Bromskirchen in die Hauptstraße beordert. „Gott sei Dank waren schon alle Leute aus dem Haus ins Freie gelangt“, zeigte sich Andreas Kautz vor Ort erleichtert.

Das Zuhause vieler Familien erhalten

Die Hauptaufgabe seiner Kameraden sei es nicht mehr gewesen, das brennende Gebäude zu löschen. „Wir konnten nicht ins Gebäude, das wäre viel zu gefährlich gewesen“, erklärt er.

Die Ehrenamtlichen hatten eine andere, in diesem Moment noch wichtigere Aufgabe und die ist ihnen auch gelungen: Alle umstehenden Gebäude konnten vor den Flammen bewahrt werden und somit haben die Feuerwehrleute am Samstagmorgen vielen, vielen Leuten ihr zu Hause erhalten. Viele Hydranten, auch außerhalb des Ortes, mussten dafür angezapft werden und viele Meter Schlauchleitung verlegten die Feuerwehrleute weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit.

„Das Haus, was da hinten quer zur Straße steht, geht fast direkt ans Brandgebäude“, schildert mir der Anwohner am Gehweg, als er mit dem Finger in die Richtung zeigt, wo viele Feuerwehrleute Nachlöscharbeiten durchführen. Dieses Haus und die vielen anderen in der engen Bebauung haben die Einsatzkräfte gerettet. Der Mann fühlt mit den beiden rumänischen Familien, die in dem abgebrannten Gebäude wohnten. So, wie viele andere Anwohner, die an diesem Morgen entsetzt mit ansehen, wie die Familien ihr zu Hause verloren haben.

"Mit Propangas geheizt"

„Ausweispapiere, Kleidung, alles weg“, schildert mir ein junger Mann. Er und sein Vater wohnen direkt im Nachbargebäude, nur wenige Meter entfernt. „Es war leider eine Frage der Zeit“, schildert der Vater die Situation dort. Die Familien hätten nahezu alles, was brennbar gewesen wäre, in den Ofen gesteckt und später, weil keine Heizung im Haus sei, mit Propangas geheizt. Diese Schilderung des Nachbarn lässt einige schlucken. Sie könnte aber erklären, warum während des Einsatzes immer wieder kleine Explosionen im Gebäudeinneren zu hören waren. Auch die Scherben und die Dichtungen der Fenster, die bis weit in die gegenüberliegenden Hofeinfahrten geflogen waren, könnten ein Indiz dafür sein, dass es beim Heizen mit dem Propangas zu dem Unglück gekommen ist. Um dies endgültig zu klären, hat die Kriminalpolizei aus Korbach Brandermittler vor Ort eingesetzt. Sie äußerten sich verständlicherweise noch nicht zu einer möglichen Ursache. Ihre Arbeit beginnt nun erst. Aus verkokelten Gegenständen, Zeugenaussagen und Gegebenheiten vor Ort müssen die Experten nun Spuren lesen, um die Ursachenfrage klären zu können.

Hausbewohner verletzt ins Krankenhaus

Vier Menschen, so schreibt die Polizei in ihrer Meldung, seien bei dem Brand verletzt worden. Auch zwei Kinder seien betroffen. Drei Menschen seien als leicht verletzt einzustufen, eine Frau jedoch sei schwer verletzt worden. Lebensgefahr bestehe glücklicherweise nicht, steht in der Polizeimeldung. Vor Ort hört man die Menschen sagen, die Verletzten seien allesamt zur Uniklinik Marburg gebracht worden. Dies bestätigt auch Einsatzleiter Andreas Kautz. Den Schaden am Gebäude beziffern die Polizeibeamten laut der Pressemeldung mit rund 100.000 Euro.

Derweil sind Andreas Kautz und seine Kameraden weiterhin mit Nachlöscharbeiten beschäftigt. „Das wird wohl noch ein paar Stunden dauern“, schätzt der Gemeindebraninspektor die Situation ein, während er sich das Gebäude von der Seite, wo die Frankenberger Drehleiter die Löscharbeiten durchführt, ansieht. Andreas hat immer nur kurz Zeit für ein, zwei Statements zwischendurch. Dann wird er wieder abgerufen, weil irgendwo eine Entscheidung, oder sein kompetenter Rat benötigt wird.

Anwohner unterstützen die Feuerwehr

Ich bekomme mit, dass die Anwohner nicht, wie oft vorverurteilt, nur da stehen und zuschauen. Die Menschen sind betroffen. Sie helfen „ihrer“ Feuerwehr: Da werden Garagen, Gasthäuser, Keller und Werkstätten geöffnet, in denen sich die Wehrleute nach dem Einsatz ausruhen können. Es wird Kaffee gekocht, Getränke gereicht, Brote und Brötchen geschmiert. Dass jemand hier die Einsatzkräfte stört, in die Gefahrenstelle läuft, oder sich daneben benimmt – das sehe ich nicht. Vielmehr überwiegt die Anerkennung für die Leistung der Feuerwehrleute am Ort, die viele aus dem Dorf, der Nachbarschaft, oder von der Arbeit kennen.

Aktuell sind auch die Nachlöscharbeiten abgeschlossen. Der Tag ist aber nach Beendigung der Löscharbeiten zumindest für die Bromskirchener Kameraden noch nicht vorbei. „Wir haben heute Abend Jahreshauptversammlung. Das wird wahrscheinlich ein wenig knapp“, erzählt mir Andreas Kautz.

Zuletzt bearbeitet am Samstag, 18. Januar 2020 15:43

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