BAD WILDUNGEN. Um ihre vielfältigen ehrenamtlichen Aufgaben zum Schutze der Bevölkerung noch besser zu erfüllen, hat die Bad Wildunger Feuerwehr einen neuen Einsatzleitwagen bekommen. Die offizielle Übergabe erfolgte am Freitagabend vor und in der Wandelhalle - einen passenderen Ort hätte man kaum wählen können, steht das neue Auto doch symbolisch für den Wandel in der Feuerwehr vom analogen ins digitale Zeitalter.
Dieser Wandel ist nicht nur an den digitalen Funkgeräten zu erkennen, sondern wird bei einem Blick ins Fahrzeuginnere so richtig deutlich: Während im alten Einsatzleitwagen zum Beispiel Hängeordner mit Karten und Informationen auf Papier zu finden waren, stehen wichtige Informationen für den Ernstfall nun in digitaler Form und auf insgesamt vier PC-Monitoren zur Verfügung: Lagepläne von Hydranten im Stadtgebiet, Straßen- und Gebäudekarten, Informationen über die exakte Lage von Forstrettungspunkten und vieles mehr lässt sich per Mausklick in Sekunden abrufen und darstellen - auch auf einem Tablet-Computer, der sich natürlich außerhalb des Fahrzeugs nutzen lassen kann (weitere technische Details siehe unten).
"Für die Allgemeinheit"
Vor Feuerwehrleuten, Kommunalpolitikern und weiteren Gästen betonte Bürgermeister Volker Zimmermann, es sei "faszinierend und beeindruckend", die technische Entwicklung zu betrachten, die auch vor der Feuerwehr nicht Halt mache. Dass mit dem neuen Einsatzleitwagen nicht nur ein besserer Schutz der Bevölkerung möglich sei, sondern die Neuerungen auch dem Schutz der freiwilligen Einsatzkräfte einhergehe, "haben Sie sich verdient", sagte der Rathauschef an die Adresse all derer, die in der Badestadt an 365 Tagen im Jahr und rund um die Uhr uneigennützig für Menschen in Not ihre Zeit, ihr Wissen und sogar ihr Leben einsetzten. Deutlich machte Zimmermann in diesem Zusammenhang auch, dass der neue ELW "für die Allgemeinheit zur Verfügung steht." Dank richtete der Verwaltungschef im Zusammenhang mit der Anschaffung des Mercedes Sprinters an die städtischen Gremien und deren Vertreter.
Ein angespanntes Verhältnis zwischen Feuerwehr und Kommunalpolitik, wie es anderswo herrsche, finde man in der Badestadt glücklicherweise nicht vor, sagte Stadtbrandinspektor Ralf Blümer. In Wildungen blicke man auf eine lange und gute Zusammenarbeit zurück. Dies bedeute aber nicht automatisch, dass es keine Diskussionen - beispielsweise um die Anschaffung neuer Fahrzeuge - gebe. Dennoch - oder gerade deswegen - finde man gemeinsam stets zu einem guten Ergebnis, sagte der ranghöchste Wildunger Brandschützer in der Wandelhalle. Mit der Anschaffung dieses bereits 2011 beantragten und zum Jahresende 2016 ausgelieferten Fahrzeugs sei ein "wichtiges Projekt zum Abschluss gebracht" worden, sagte Blümer.
Für das Ehrenamt stark machen
Er bezeichnete das Ehrenamt in der Badestadt als eine tragende Säule in der Wildunger Sicherheitsarchitektur. Der Stadtbrandinspektor dankte allen freiwilligen Feuerwehrleuten für ihren Dienst und im Zusammenhang mit der Anschaffung des neuen Einsatzleitwagens für die Bereitschaft, sich in Schulungen mit dem Fahrzeug und seinen umfangreichen technischen Möglichkeiten vertraut zu machen. An alle Gäste gerichtet formulierte Ralf Blümer den Appell, Werbung für das Ehrenamt im Brandschutz zu machen. "Heute klappt das alles noch, aber was ist in zehn Jahren", fragte er - und machte deutlich: "Wir müssen dem drohenden Auslaufen der ehrenamtlichen Hilfe entgegnen."
Für die Kreisverwaltung sei es schwer, Baugenehmigungen zu erteilen in Kommunen, in denen es nicht eine solch gut aufgestellte Wehr wie in Bad Wildungen gebe, sagte der stellvertretende Kreisbrandinspektor Bernd Berghöfer und lobte damit den Brandschutz in der Badestadt. Das neue Fahrzeug trage wesentlich zu weiteren Verbesserungen bei. Der Vertreter des Landkreises äußerte den Wunsch, dass die Kameraden gut mit dem neuen ELW umgehen mögen. "Aber das bin ich ja eigentlich von Bad Wildungen gewohnt."
Von Technik 4.0 sprach der Wildunger Wehrführer Alexander Paul. Er blickte auf die Jahrtausendwende zurück, als er von der Jugendfeuerwehr in die Einsatzabteilung wechselte und damals ein neuer ELW angeschafft wurde. Die Ausstattung des nunmehr 17 Jahre alten Fahrzeugs entspreche in keiner Weise mehr den Anforderungen, verdeutlichte Paul, der seit zwei Jahren Wehrführer in der Wildunger Kernstadt ist. Stellvertreter ist sein damaliger Kamerad aus der Jugendfeuerwehr, Michael Ritte. Sie beide nahmen symbolisch das Fahrzeug von Bürgermeister Zimmermann entgegen.
Feuerwehr durch Spenden oder Mitgliedschaft unterstützen
Vereinsvorsitzender Christian Heck übergab am Abend vier moderne Atemschutzmasken mit Sprechfunkeinrichtung an die Einsatzabteilung. Diese insgesamt 4000 Euro teuren Dräger-Masken seien aus Spendengeldern und Mitgliedsbeiträgen bezahlt worden, wofür Heck dankte. Um die Arbeit des Feuerwehrvereins zu unterstützen und Anschaffungen wie die Atemschutzmasken zu fördern, seien neue Mitglieder ebenso willkommen wie Einzelspenden, erklärte Heck im Anschluss an die Veranstaltung gegenüber 112-magazin.de. Kontaktdaten finden Interessierte auf der Homepage der Wildunger Wehr (hier klicken).
Nach der Übergabe ließen es sich Bürgermeister Zimmermann und weitere Interessierte nicht nehmen, einen genauen Blick ins Innere des Einsatzleitwagens zu werfen. Hier erklärte und zeigte Klaus-Günter Krebs einige wesentliche Details. Beeindruckt und amüsiert zugleich waren die Gäste aber vor allem vom Klingelton des Autotelefons an Bord - beim Anruf erklingt das Waldecker Lied...
Nachfolgend die technischen Details:
Die Basis des neuen Fahrzeugs bildet ein Mercedes Benz Sprinter 316 D, der von der Firma Schäfer aus Oberderdingen-Flehingen zu einem hochmodernen Einsatzleitwagen ausgebaut wurde. Das 163 PS starke Fahrzeug verfügt über vier Sitzplätze und dient damit sowohl dem Personentransport als auch der Besprechung und Kommunikation an der Einsatzstelle. Während im Straßenverkehr alle Personen in Fahrtrichtung blicken, lässt sich das Fahrzeug an der Einsatzstelle blitzschnell in einen Besprechungsraum umwandeln. Fahrer- und Beifahrersitz werden hierzu jeweils um 180, die beiden hinteren Plätze jeweils um 90 Grad gedreht.
Während im vorderen Bereich zwei individuelle Arbeitsplätze zur Lagebesprechung entstehen, verfügen die hinteren Arbeitsplätze über je einen Rechner mit zwei Monitoren, diverse Telefon- und Funkanlagen, Drucker, Scanner und Faxgerät. Zur Kommunikation nach außen baut der ELW über einen Router mit Mobilfunkzugang sein eigenes W-Lan auf und verfügt für größere Besprechungen über ein Whiteboard sowie diverse Dokumentations- und Ausrüstungsmaterialien.
Funkmast lässt sich sechs Meter hoch ausfahren
Die komplette Funkanbindung des Einsatzleitwagens erfolgt über das System LARDIS, das unabhängig vom Funkgerätehersteller zusätzlich im ELW verbaut ist. Dieses Sytem dokumentiert sowohl den Funkverkehr mit der Leitstelle und anderen Fahrzeugen als auch den Einsatzstellenfunk der unterschiedlichen Kräfte. Eine Besonderheit dieses Systems ist seine ortsunabhängige Arbeitsweise. Bei Großschadenslagen ist es beispielsweise möglich, alle Informationen des ELW abzugreifen und in einen naheliegenden Stabs- oder Konferenzraum zu übermitteln. Zur weiteren Ausstattung des ELW gehört ein bis zu sechs Meter ausfahrbarer, pneumatischer Mast mit Wetterstation und Funkantenne. Auch ein Außenlautsprecher für Durchsagen, ein Megafon, diverses Warn- und Absperrmaterial sowie Feuerlöscher, CO-Warngerät und weitere Messgeräte gehören zur Ausstattung.
Zur optimalen Arbeit und Dokumentation verfügen die verbauten Rechner über die speziell für Feuerwehren und Hilfsorganisationen entwickelte Software FIREBOARD. Hierbei wurden die Module Einsatzführung, Lagekarte und Ausnahmezustand implementiert und können so in jedem Einsatz individuell aufgerufen werden. Die hinterlegten Karten verfügen über Informationen sämtlicher Brandmeldeanlagen in Bad Wildungen, über Karten zum Hydrantennetz, Straßensperrungen, Forstrettungspunkten und vielem mehr. Auch Landkarten oder anderweitige Navigationsmöglichkeiten sind entweder bereits hinterlegt oder können mithilfe des Internetanschlusses in kurzer Zeit recherchiert und genutzt werden.
Um im Einsatzfall möglichst schnell betriebsbereit zu sein, können alle Systeme bereits während der Anfahrt zum Einsatzort gestartet und hochgefahren werden. Der Einsatzleiter kann während der Fahrt über ein Tablet vom Beifahrersitz aus alle Systemdaten aufrufen und sich somit bestens auf die Lage vor Ort vorbereiten.
Link:
Feuerwehr Bad Wildungen
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