EDERSEE. Um den Wald im Nationalpark Kellerwald-Edersee noch besser zu schützen und für die Nachwelt zu erhalten, dürfen künftig keinerlei Kraftfahrzeuge mehr in das Gebiet hineinfahren. Diese Regelung umfasst auch Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr, was nicht nur den Vöhler Gemeindebrandinspektor Bernd Schenk auf die - im Kellerwald nicht wachsende - Palme bringt. "Da ist mal wieder eine Entscheidung am grünen Tisch getroffen worden und wir müssen es ausbaden", ist Schenk erbost.
Denn die Regelung aus Wiesbaden, die der höchste Brandschützer der Gemeinde Vöhl am Mittwochabend in der Wehrführer-Sitzung zu verkünden hatte, geht nach seiner Meinung weit an der Realität vorbei und hat mit Schutz von Wald nichts mehr zu tun. Der Schaden, der durch verzögerte Einsatzzeiten beispielsweise bei einem Waldbrand eintrete, sei doch weit größer als die Gefahr, die von den Fahrzeugen für Flora und Fauna ausgehe. "Wenn man älteren Fahrzeugen, zum Beispiel dem in den 70ern zugelassenen Ford Transit der Feuerwehr Harbshausen, die Einfahrt in den Nationalpark verwehrt, weil der ein bisschen tropft, kann ich das noch verstehen", zeigt sich Schenk kompromissbereit. Ein generelles Verbot für Feuerwehrfahrzeuge hält er aber für völlig überzogen. Aus den aktuellen Einsatzfahrzeugen mit neuester Technik "tropft weder Öl noch sonstwas".
Regelung nicht zu Ende gedacht
Was genau bedeutet der Erlass? Die Wehren aus den Anliegergemeinden - Vöhl, Edertal, Bad Wildungen mit seinem Stadtteil Frebershausen und Frankenau mit Altenlotheim - müssen bei einem Brand oder einer Personensuche im Nationalpark die Fahrzeuge an den bekannten Park-Schildern mit gelber Eule stehen lassen. Von dort aus heißt es dann im wahrsten Sinne des Wortes, die Beine in die Hand zu nehmen. Doch weniger die Beine als vielmehr die schweren Ausrüstungsgegenstände stellen für Bernd Schenk das eigentliche Problem dar: "Haben Sie schon mal eine Tragkraftspritze drei Kilometer durch den Wald getragen", stellt der Feuerwehrchef eine rethorische Frage Richtung Wiesbaden. Dies sei, mal ganz abgesehen von der verlorenen Zeit, "meinen Männern nicht zumutbar". Und zu Ende gedacht ist die Regelung nach Ansicht des Gemeindebrandinspektors auch nicht: "Kernstück einer Tragkraftspritze ist und bleibt ein Verbrennungsmotor". Die Gefahr, den Waldboden mit Kraftstoff zu verunreinigen, bestehe auch dabei.
Bis sich ein Politiker im Kellerwald verläuft...
Der Vöhler Feuerwehrchef rechnet damit, dass ihm einige der freiwilligen Einsatzkräfte nun den Rücken kehren werden. "Wir bilden unsere Leute in Lehrgängen intensiv an hochmodernen Fahrzeugen aus - damit sie dann zu Fuß zum Einsatz gehen", sagt Schenk kopfschüttelnd. Die Technik sei eine ausgezeichnete Möglichkeit, vor allem junge Männer für die ehrenamtliche Tätigkeit in den Wehren zu interessieren. "Wandern können sie auch mit ihren Familien oder Freunden". Alle Argumente hätten aber bislang in Wiesbaden nicht zu einer Einsicht geführt. "Das Geschrei möchte ich hören, wenn einer der Politiker sich mal im Kellerwald verläuft und wir ihn nicht schnell genug finden, weil wir uns an das neue Einfahrt-Verbot halten", sagt Schenk. Das weitläufige Gebiet des Nationalparks sei nun mal zu Fuß nicht in adäquater Zeit zu durchstreifen, gibt der Gemeindebrandinspektor zu bedenken - und erinnert an diverse Rettungsaktionen, bei denen verirrte Wanderer oder Radfahrer aus dem Parkgebiet zurück in die Zivilisation gebracht wurden.
Elektrofahrzeuge eine Alternative?
Während Bernd Schenk auf Verständnis bei den Kameraden hofft und auf weitere Gespräche mit den zuständigen Stellen setzt, fährt zum Beispiel der Frankenauer Stadtbrandinspektor Andreas Ernst eine harte Linie: "Wir sind zum Löschen da. Und das funktioniert eben nur mit unseren Fahrzeugen. Die neue Regelung interessiert mich nicht". Er werde auch künftig mit seinen Kameraden in den Nationalpark hineinfahren, wenn Hilfe gefordert ist. "Was wollen die in Wiesbaden denn dagegen machen? Uns einen Strafzettel verpassen?", sagt Ernst mit einem Augenzwinkern. Laufen und "Schläuche durch die Gegend tragen werde ich jedenfalls nicht", macht der Frankenauer Feuerwehrchef deutlich. Um Umwelt- und Brandschutz in diesem Gebiet in Einklang zu bringen und damit auch die Gemüter wieder zu beruhigen, regt Andreas Ernst elektrobetriebene Fahrzeuge an. Bis dahin müsse es aber eine Sonderregelung für die Wehren geben, fordert er.
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