DIEMELSEE. Ich habe mir für 04.00 Uhr in der Früh den Wecker gestellt, werde aber von allein um 03.55 Uhr wach. Den heißen Kaffe schlürfe ich genüßlich auf der Sofacouch . Die Hunde stehen ebenfalls auf und schauen mich etwas verschlafen an. So richtig fit sind sie heute nicht, da meine Frau gestern 25 Km mit ihnen gelaufen ist. Nun, die Mauser M03 im Kaliber 300 WSM aus dem Waffenschrank, die Hunde in den Jimny und den Lodenmantel nebst Glas auf den Beifahrersitz gelegt, geht die Fahrt über die Diemelbrücke nach Stormbruch, Richtung Bontkirchen. Die Waldzunge ist mein Ziel, hier wechseln die Sauen -aus der Eschenseite kommend - über die Gemeindestraße in die Fichtenschonungen um den Tag zu verschlafen. Es ist heute sehr nebelig, ein Zeichen dafür, das es heute sehr schön werden wird. Ich biege von der Gemeindestraße in den Waldweg ab, lasse mein Auto gleich in der Waldeinfahrt stehen. Die kleine Hündin nehme ich mit, sie folgt nun schon ohne Leine als ich gegen 04:45 Uhr zum Drückjagdbock am Hauptwechsel gelange. Hund auf den Sitz, Waffe und Lodenmandel ebenfalls. Ich merke, das mir der Nebel in das T - Shirt dringt, ich fange an zu frösteln und ziehe meinen Mantel an. Nun heisst es warten, bis um 06.00 Uhr sind immer mal wieder Sauen unterwegs. Oberhalb von mir, aus der Mönchsecke schreckt Rehwild, die Sauen kommen. Allerdings nicht direkt über den Wechsel sondern oberhalb der Fichten. Ich höre deutlich die Äste knacken als die Sauen an mir vorbei ziehen. In der Dunkelheit und bei diesem Nebel ist ein Ansprechen nicht möglich und nach wenigen Minuten ist der Spuk vorbei. Aus Richtung Bontkirchen höre ich ein Auto herannahen und als ich noch denke das der bei diesem Nebel sehr schnell unterwegs ist höre ich Aufschlag und Reifenquitschen auf der etwa 200 Meter entfernten Gemeindestrasse. Ich entlade die Waffe, nehme meine Utensilien und mache mich auf den Weg zur Strasse. Dort angekommen sehe ich die Bescherung, der junge Mann ist total aufgebracht und schimpft über ein Stück Wild, das ihm vor den Wagen gelaufen ist. Der Kühler und die Motorhaube haben den Crash nicht überlebt, auch ein Licht ist defekt. Nun, ich frage ihn, ob er gesehen habe was er angefahren hat, ausser einem Schulterzucken und einer Schimpfkanonade auf die Jäger, die zu wenig Wild erlegen, kann der junge Mann keine Angaben machen. Ich bin allerdigs verwundert, das sich der Fahrer in den Wagen setzt und mit quitschenden Reifen einfach davon braust. Nun, soll nicht meine Sorge sein, wie er der Versicherung den Unfall ohne Bescheinigung erklären will. Vielleicht habe ich doch vorhin eine Alkoholfahne gerochen ? Bin mir aber nicht ganz sicher . Wie dem auch sei, ich muss das angefahren Wild nachsuchen, Schweiß ( Blut ) oder Schnitthaar kann ich bei der Dunkelheit nicht erkennen . Die alte Hündin muss her, das Brinsel an der Halsung lasse ich die Hündin frei suchen, sie nimmt sofort die kalte Fährte auf, ich mit meiner Waffe hinterher. Nun wird die Hündin laut., ein Zeichen dafür, das das Tier - nicht wie vermutet - verendet und somit auf den Läufen ist. Standlaut löst den Hetzlaut ab, das Stück Wild ist also noch am Leben und die Hündin bindet das Stück an den Platz. Jetz weiss ich bereits, das es ein Wildschwein sein muss, Rehwild hätte die Hündin längst nieder gezogen und getötet. In dem Nebel komme ich aber nicht schnell genug durch Buchenrauschen, Unterholz und Brombeerranken. Die steilen Hänge lassen mich immer wieder ausrutschen. Die Hündin hält aber wacker den Schwarzkittel am Platz. Es ist Gott sei Dank so hell, das ich die Waffe nutzen kann und stehe 10 Minuten später im Fichtenhochwald am Ort des Geschehens. Die Hündin und der Keiler stehen sich gegenüber, der Rotpunkt meines Glases steht direkt oberhalb des rechten Vorderlaufs als das Geschoss den Körper der Sau durchschlägt. Die schwer verletzte Sau ist tot. Ich nehme die Hündin zurück, lasse sie ablegen und betrachte mir den Keiler von sicherlich 70 - 80 Kilo Gewicht. Bei der Begutachtung der Sau stelle ich eine schwere Fraktur der rechten Keule fest, auch das Gebräch ist seltsam verschoben. Durch den Aufprall ist sicherlich der Kiefer gebrochen worden, die Sau wäre zur Nahrungsaufnahme nicht mehr in der Lage und somit einem entsetzlichen Tod ausgeliefert gewesen. Ich nehme die Hündin und die Waffe und gehe den Weg zurück zum Auto . Auf dem Heimweg nach Heringhausen halte ich oberhalb von Rettungspunkt KB 108 an und " schieße " ein Foto . Heringhausen liegt im Nebel. Heraus ragt der Eisenberg. Wie einzigartig schön doch die Landschaft um den Diemelsee herum ist. Vielleicht hat sich der Unfallfahrer ja bereits bei der Polizei gemeldet ? Wir werden es erfahren - oder auch nicht -.