DIEMELSEE/RHENEGGE. Der NABU-Kreisverband Waldeck-Frankenberg und HGON-Arbeitskreis Waldeck-Frankenberg haben am 8. August 2012 eine gemeinsame Presseerklärung zu den geplanten Windkraftanlagen nördlich Diemelsee-Rhenegge herausgegeben. 112-magazin.de publiziert den Wortlaut:
"Der NABU-Kreisverband Waldeck-Frankenberg und der HGON-Arbeitskreis Waldeck-Frankenberg halten die Planungen für Windkraftanlagen im Naturpark Diemelsee nördlich Rhenegge zusätzlich zu den bereits in der Gemeinde Diemelsee errichteten 71 Anlagen aus Gründen des Natur- und Umweltschutzes für nicht genehmigungsfähig.
Zusammen mit den Anlagen zur Nutzung erneuerbarer Energien aus Wasserkraft und biologischem Anbau liefern die bereits bestehenden bzw. im Bau befindlichen Windkraftanlagen schon wesentlich mehr Strom, als in der Gemeinde benötigt wird. Bei günstigen Windverhältnissen und Sonnenschein müssen sogar Anlagen stillgelegt werden, da sonst das Leitungsnetz überlastet wird. Weitere Anlagen gehen somit am Bedarf vorbei. Der Verbraucher aber muss sogar den nicht erzeugten Strom per Umlage bezahlen!
Durch den Betrieb der bestehenden Anlagen sind bereits erhebliche Beeinträchtigungen an Lebensqualität für die Einwohner der angrenzenden Ortschaften eingetreten, außerdem verursacht jede Windkraftanlage Verluste an Tieren, insbesondere der Vogelwelt.
In der Vergangenheit haben wir der Bündelung von Anlagen in der Gemeinde unter der Voraussetzung zugestimmt, dass ein Korridor auf der Vasbecker Hochfläche für den Vogelzug, der gleichzeitig als Rastplatz von überregionaler Bedeutung war, freigehalten wurde. Diese Vereinbarung wurde von der Genehmigungsbehörde im Regierungspräsidium Kassel einseitig gebrochen, indem auch dieser zum Bau von Windkraftanlagen freigegeben wurde.
Mit dem Bau weiterer Anlagen würde eine überwiegend landwirtschaftlich genutzte, abwechslungsreiche Kuppenlandschaft, die fast vollständig von Wald umgeben ist, völlig entwertet. Da ebene Flächen für die Fundamente der Windräder fehlen, sind enorme Erdbewegungen erforderlich, kaum ein Stein bleibt auf dem anderen. Zwei gesetzlich geschützte Quellbereiche würden betroffen. Außerdem ist der Bau breiter Zufahrtsstraßen zu dem abgelegenen Gebiet erforderlich, um die bis zu 200 m hohen, riesigen Anlagen nebst Kränen anzuliefern und in der Zukunft zu warten.
Durch das Gebiet führt der zertifizierte Diemelsteig von Heringhausen am Diemelsee zum Besucherbergwerk Grube Christiane. Den Bemühungen des Naturparks Diemelsee, den Wandertourismus zu stärken und neben dem See Ruhe und Erholung in abwechslungsreicher Natur zu bieten, würde ein schwerer Schlag versetzt.
In den benachbarten Waldgebieten brütet eine Reihe von gefährdeten Vogelarten, für deren Erhaltung Deutschland eine besondere Verantwortung hat. Hierzu zählen u.a. Gabelweihe (Roter Milan) und Schwarzstorch sowie Kolkrabe und Uhu. Sie suchen in der abwechslungsreichen freien Landschaft nach Nahrung. Zum Europa weiten Netzwerk zur Erhaltung der Tier- und Pflanzenwelt sowie ihrer Lebensräume (Natura 2000) gehört das Naturschutzgebiet Mühlenberg sowie weitere Gebiete im angrenzenden Westfalen. Zu ihnen ist aus der Sicht der Naturschutzverbände ein Abstand von mindestens einem Kilometer einzuhalten.
Die ehemaligen Bergwerke, z.B. Grube Christiane und der Bismarckstollen, haben sich zu überregional bedeutsamen Winterquartieren für stark gefährdete Fledermausarten entwickelt.
Einige Arten nutzen den Diemelsee als Nahrungsrevier, andere die umliegenden Wälder, wieder andere die betroffene Kuppenlandschaft.
Mit dem Vorhaben, eine weitere Teillandschaft der Gemeinde durch den Bau von Windkraftanlagen schwer zu beeinträchtigen, wird endgültig die Belastungsgrenze für Einwohner und Gäste, für die Tier- und Pflanzenwelt und somit für die gesamte Landschaft überschritten. Dem möglichen Nutzen für Einzelne steht ein schwerer Schaden für das Allgemeinwohl gegenüber. Die Gemeinde Diemelsee würde durch die Zustimmung zu weiteren Anlagen der Akzeptanz für erneuerbare Energien einen Bärendienst erweisen, denn das rechte Maß wäre endgültig überschritten!
Der NABU-Kreisverband Waldeck-Frankenberg unterstützt den Naturpark Diemelsee bei seinen Anstrengungen, den Natur- und Artenschutz länderübergreifend zu fördern und somit eine nachhaltige Regionalentwicklung zu ermöglichen. Er lädt deshalb alle interessierten Bürger für Freitag, 17. August, 19.30 Uhr zu einem Vortrag von Prof. Dr. Jedicke nach Usseln in das Hotel Brügges Loui ein mit dem Thema: „Den Naturschutz im Naturpark Diemelsee fördern – eine Chance für die Region". Bereits um 17.00 Uhr führt Wolfgang Lehmann eine Exkursion von der Katholischen Kirche zum Osterkopf auf die Hochheide."
Im Auftrag der beiden Naturschutzverbände
Wolfgang Lehmann
Am Fischerweg 6
34497 Korbach
Tel. 05631/61172
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