KORBACH. Tag für Tag müssen sich die heimischen Rettungskräfte im Einsatz bewähren - nach Herzinfarkten oder anderen medizinischen Notfällen, bei Verkehrsunfällen oder anderen Unglücken müssen die Mitarbeiter von DRK, Johannitern oder Promedica in Sekunden die richtigen Entscheidungen treffen, um Menschenleben zu retten. Einmal im Jahr müssen sie ihre Kenntnisse auch vor einem Prüfungsausschuss unter Beweis stellen.
Wochenweise und aufgeteilt in Gruppen mit bis zu 20 Teilnehmern, stehen die rund 170 Rettungsassistenten und -sanitäter im Landkreis jedes Jahr einmal auf dem Prüfstand, zuletzt in dieser Woche in Korbach. Unter den wachsamen Augen der beiden Vorsitzenden des Prüfungsausschusses, Dr. Shahin Cyrus und Lehrrettungsassistent Mirko Esterhaus, und der weiteren Lehrrettungsassistenten Frank Dittrich und André Theiß, mussten 21 Retter im Feuerwehrstützpunkt sich in Theorie und Praxis beweisen. "Hier werden die erweiterten Versorgungsmaßnahmen geprüft", fasst André Theiß zusammen, der für den organisatorischen Teil der Prüfungswoche verantwortlich ist.
Das Berufsbild des Rettungsassitenten verlange es, noch vor Eintreffen des Notarztes eine adäquate Versorgung des Patienten zu gewähren. Dazu zähle beispielsweise, einen Venenzugang zu legen, den Patienten je nach Erkrankung oder Verletzung zu intubieren oder bestimmte Medikamente zu verabreichen. Neben einem theoretischen Prüfungsteil, in dem unter anderem EKG-Bilder richtig ausgewertet werden mussten, waren die Rettungskräfte in der Praxis an einer speziellen Puppe gefordert. Dieser Dummy "verhält" sich wie ein echter Patient, hat Puls und Atmung, kann intubiert oder sogar reanimiert werden. "Um die Prüfung sehr realitätsnah zu gestalten, bauen wir auch kleine Fehler oder Probleme ein", erklärt der niedergelassene und als Notarzt tätige Dr. Cyrus. Es "bringt ja nichts, hier nach Schma F vorzugehen", verdeutlicht der Ausschussvorsitzende. An der Einsatzstelle müssten die Retter auch mit Unwägbarkeiten oder Unvorhergesehenem rechnen - und in Sekundenschnelle richtig darauf reagieren.
Über die aktuell und in den vorausgegangenen Wochen Geprüften sagte Dr. Cyrus: "Wir haben hochqualifizierte Rettungsassistenten im Landkreis". Die Menschen könnten sich in einem Notfall darauf verlassen, ausschließlich von Profis auf ihrem Gebiet versorgt zu werden. In der aktuellen Prüfung habe ein Kandidat die Anforderungen knapp verfehlt, doch "das bedeutet kein Berufsverbot", unterstreicht Lehrrettungsassistent Theiß. Bei einer Nachprüfung bestehe die Gelegenheit, die Kenntnisse erneut unter Beweis zu stellen. Bis dahin dürfe der Rettungsassistent nicht als verantwortlicher Mitarbeiter in der stets zweiköpfigen Rettungswagenbesatzung tätig sein. In den sieben Jahren, in denen er die Prüfungen bislang abgenommen hat, kann sich Dr. Shahin Cyrus lediglich an einen Retter erinnern, der sich aus dem Dienst zurückziehen musste - und das auch selbst wollte.