Würdiger Abschied eines Rettungsfliegers

Montag, 28. Oktober 2024 13:15 geschrieben von  Matthias Böhl
Die letzten Minuten in "seinem" Rettungshubschrauber waren sehr berührend für den scheidenden Rettungspiloten Rainer Michely. Nach 40 Dienstjahren, davon 27 bei "Christoph 25" in Siegen, war am Samstagabend Schluss für den sympathischen Piloten. Die letzten Minuten in "seinem" Rettungshubschrauber waren sehr berührend für den scheidenden Rettungspiloten Rainer Michely. Nach 40 Dienstjahren, davon 27 bei "Christoph 25" in Siegen, war am Samstagabend Schluss für den sympathischen Piloten. Fotos: Matthias Böhl, 112-Magazin

SIEGEN-WITTGENSTEIN. Am Samstag hatte der Rettungspilot Rainer Michely mit „Christoph 25“ seinen letzten Dienst vor dem Ruhestand und am späten Nachmittag in Banfe bei einem Verkehrsunfall seinen letzten Einsatz. Nicht ganz: Denn Rainers Lebensgefährtin und seine Kollegen hatten sich für ihn noch etwas ganz Besonderes einfallen lassen: Kurz vor Sonnenuntergang wurde der Rettungshubschrauber zu einem Notfall nach Oberdielfen alarmiert, die Feuerwehr hatte vor Ort eine Wiese ausgeleuchtet und abgesichert, auf der der Hubschrauber landen sollte.

Bei dem knapp zwei Minuten dauernden Flug nahm Rainer Michely, einen Tag vor seinem 60. Geburtstag, direkt Kurs auf die angegebene Wiese am Ortstrand. Dabei überflog die Maschine auch die Oranienstraße und das dortige Bürgerhaus. Auf dem Innenhof dort hatten Tags zuvor Notfallsanitäter Erkan Okcu, der den letzten Dienst mit Rainer flog, und seine Kinder mit Straßenkreide eine große 60 aufgemalt. In dieser Formation standen nun Familienmitglieder, Freunde, Kollegen und Weggefährten und leuchteten mit Wachsfackeln für den scheidenden Piloten. Als der Hubschrauber die Oranienstraße überflog, wurde Rainer Michely klar, dass dieser Einsatz allein ihm galt. „Er hat den Autopiloten rein gemacht, er hat fest meine Hand genommen und vor Freude geweint“, berichtet Erkan Okcu von diesem sehr bewegenden Moment. Einige Zeit lang schwebte der Hubschrauber hoch über der Stelle, von der aus man die Menschen sehen konnte. Dann drehte der Pilot eine Kurve und setzte auf der ausgeleuchteten Wiese zu seiner letzten Landung an. Dort war es so, wie Rainer es sein ganzes Berufsleben lang kannte: Feuerwehrleute sicherten die Wiese ab, zahlreiche Interessierte schauten sich die Landung aus sicherem Abstand an, ein paar Fotografen standen am Rand. Diesmal aber wischten sich alle Tränen aus ihrem Gesicht, und auch Rainer stieg dieses Mal unter Tränen aus seinem Hubschrauber. Dabei wurde der Rettungspilot von allen Menschen dort mit tosendem Applaus begrüßt. Mit herzlichen Umarmungen bedankte sich Rainer bei seiner Besatzung und den Freunden vor Ort.

Der Rettungshubschrauber wurde direkt von Pilot Jan Weber wieder zurück ans Krankenhaus geflogen. Die Feuerwehrkameraden aus Oberdielfen fuhren Rainer mit dem Feuerwehrwagen zum Bürgerhaus, wo seine rund 60 Gäste ihn in Formation mit den Fackeln in Empfang nahmen. Unter Tränen und zutiefst gerührt begrüßte er seine Besucher: „Zu jedem Gesicht hier kenne ich eine Geschichte. Und das ist einfach toll. Herzlichen Dank, dass ihr alle hier seid“. Immer wieder hatte er dabei einen Kloß im Hals und ihm versagte die Stimme. Rainer Michely war von dem Engagement und den Mühen seiner Lebensgefährtin und seiner Kollegen und Freunde zutiefst gerührt. Von der Geschäftsführung der ADAC Luftrettung bis zur Bezirksregierung hatten alle Instanzen diesem tollen Vorhaben und dem letzten Flug und der Landung zugestimmt und den letzten Einsatztag für Rainer neben dem fliegerisch exzellenten Wetter so zu einem wirklich unvergesslichen Tag für ihn gemacht.

Neustes 112-Video

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