BAD BERLEBURG. Dichter Rauch quillt aus den Patientenzimmern der Station 21 im Bad Berleburger Krankenhaus. Menschen rufen in Panik und haben Angst um ihre Angehörigen. Eigentlich war eine junge Frau nur zur Knieoperation im Krankenhaus und liegt jetzt mit schwersten Verbrennungen in einem der Patientenbetten. In ihrem Zimmer hat es einen Brand gegeben, aufgrund ihrer Einschränkungen konnte sie den Flammen nicht entkommen. Andere Patienten laufen in Panik umher, schreien. Die Brandmeldeanlage hat ausgelöst, der Rauch hat sich mittlerweile auch auf den gesamten Stationsflur ausgeweitet, die Sicht geht gegen Null. Die automatischen Feuerschutztüren haben sich geschlossen, ein Hausalarm wurde ebenfalls automatisch ausgelöst. Jetzt wissen die Mitarbeiter, dass es zu einer Rauchentwicklung gekommen ist. Sie werden nun gebraucht, um die Patienten aus der betroffenen Station zu bringen, denn die Feuerwehr muss erst mal anrücken. Schnell und zügig, aber nicht in Hektik werden die Patienten aus ihren Zimmern geleitet, oder mit den Betten aus dem Gefahrenbereich gefahren. Es ist auch als Zuschauer ein mulmiges Gefühl und es ist beeindruckend, wie schnell der Rauch sich ausweitet.
Diese besondere Einsatzübung hatten die Klinikleitung der Vamed Klinik und Jens Schmitt als Leiter der Feuerwehr sich gemeinsam ausgedacht. Dr. Lars Pietschmann, ärztlicher Direktor der Klinik ist zugleich auch Feuerwehrarzt der Stadt Bad Berleburg. Er war auf Klinikleiter Elmar Knoche und Feuerwehrchef Jens Schmitt zugegangen und so hatte man seit März diese Übung ausgearbeitet. „Einige Dinge in den vorhandenen Notfallplänen von meiner Anfangszeit waren nicht ganz klar. Deshalb sind wir das mal angegangen“, erklärt Lars Pietschmann.
Die Ärzte, Pfleger und Schwestern des Krankenhauses schaffen die Patienten, die übrigens vom Notfalldarstellungsteam des Kreises Siegen Wittgenstein gestellt werden und entsprechend geschminkt und präpariert worden sind, in die Notaufnahme und die Cafeteria. Beeindruckend ist, wie gut die Verletzten und ihre Angehörigen ihre Rollen spielen. Da ist nicht zu unterscheiden, ob es echt oder „gespielt“ ist. „Als Du vorhin geweint hast, hätte ich fast mit geweint. Ganz super habt Ihr das gemacht“, wendet sich Kreisbrandmeister Thomas Tremmel, der als Beobachter der Übung mit vor Ort war, an die Darsteller.
Im Erdgeschoss der Klinik leiten die Mitarbeiter bereits die Erstversorgung der evakuierten Patienten ein. Auch ihnen merkt man an, dass sie voll bei der Sache sind. Von Übungskünstlichkeit keine Spur.
Die Feuerwehr, zunächst der Löschzug Bad Berleburg, der auch im Realfall gemeinsam mit der Polizei zu einer Auslösung der Brandmeldeanlage ausrückt, macht aus, welche Anlage ausgelöst hat und geht ins Gebäude vor. Aufgrund der Situation, dass es ein tatsächliches Feuer gibt und auch noch Menschen in Bereichen sind, die vom Krankenhauspersonal nicht mehr erreicht werden konnten, werden die Einsatzstichworte auf MANV 1 und Feuer 6 erhöht. Dabei steht MANV für Massenanfall von Verletzten, sodass nun auch eine Vielzahl an Rettungsmitteln in Gang gesetzt wird. Der eigentlich zunächst zuständige Notarztwagen aus Bad Berleburg befand sich zu dieser Zeit zunächst im Realeinsatz bei einem Verkehrsunfall in Raumland, aber andere Rettungsmittel standen ebenfalls in kurzer Zeit zur Verfügung. Zur Unterstützung der Feuerwehr kamen die Löschgruppen aus Schüllar-Wemlighausen und Berghausen mit zum Einsatz. Die Kameraden leiteten schnellstmöglich die Menschenrettung ein, führten im Innen- und Außenangriff eine Brandbekämpfung durch und sorgten für eine Wasserversorgung an der Einsatzstelle. Die Polizei sperrte dazu den Bereich rund um das Krankenhaus ab, kümmerte sich aber auch um die Brandermittlung – wie im echten Einsatz auch. In Siegen machten sich Ermittler der Kriminalpolizei auf den Weg nach Bad Berleburg.
Die Mitarbeiter der Vamed Klinik wurden bei der Versorgung der Patienten von den eintreffenden Rettungskräften unterstützt. „Transporte führen wir nur fiktiv durch. Das Übungsszenario endet mit der Versorgung und Übernahme an der Patientenablage“, erklärt Thomas Tremmel, Kreisbrandmeister und Amtsleiter des Amt 38 für Feuerwehr, Rettungsdienst und Bevölkerungsschutz. Ihm ist aber eines wichtig: „Am Anfang des Einsatzes wurde hier im Kreisel vor dem Krankenhaus geparkt. Der muss unbedingt frei bleiben. Hier kann man einen Abtransport gewährleisten. Die Rettungsmittel müssen einen freien Weg haben, sonst verbaut man sich den ganzen Einsatz. Deshalb werden wir einen Transport auch gleich durchführen, um das einfach noch mal zu verdeutlichen!“, macht er klar. Der durchgeführte Transport gilt der Patientin mit der Knieoperation. Sie wurde auf der Intensivstation weiter versorgt und muss nun mit dem Rettungshubschrauber weiter verlegt werden. Mit diesem Transport endet die Übung am Samstag.
Dr. Lars Pietschmann, Klinikdirektor Elmar Knoche, Feuerwehrchef Jens Schmitt, Marco Scheffel vom Deutschen Roten Kreuz und Martin Kroh als Leiter der Bad Berleburger Polizeiwache zeigen sich zufrieden mit der Übung und der guten Zusammenarbeit vor Ort. Vor allem die Leistungen der Krankenhausmitarbeiter, die all das während ihres normalen Dienstes noch „mit dazu“ machen mussten, sind nicht zu unterschätzen. Sie hätten hier im Ernstfall viele Leben gerettet.
„Wir haben aus der Übung sehr viel mitgenommen und werden das im kleinen Kreis besprechen. Klinikleitung und Feuerwehr“, resümiert Jens Schmitt zufrieden. Im Anschluss an die Übung gab es im Feuerwehrgerätehaus noch die Möglichkeit zum gemeinsamen Austausch.