Modernster Rettungshubschrauber des ADAC fliegt ab morgen als "Christoph 25" in Siegen

Montag, 11. März 2024 18:26 geschrieben von  Matthias Böhl
Rettungspilot Jan Weber von "Christoph 25" aus Siegen nimmt am Montagmittag den nagelneuen Rettungshubschrauber in Empfang. Rettungspilot Jan Weber von "Christoph 25" aus Siegen nimmt am Montagmittag den nagelneuen Rettungshubschrauber in Empfang. Fotos: Matthias Böhl, 112-Magazin

SIEGEN-WITTGENSTEIN. Premiere bei der ADAC Luftrettungsstation „Christoph 25“ in Siegen: Am Montagmittag schwebte der modernste und neueste Hubschraubertyp der ADAC Luftrettung auf dem Dach des Diakonieklinikums Jung-Stilling ein. Ab Dienstag ist der hochmoderne Rettungshubschrauber vom Typ H135 P3H der neue „Christoph 25“, der Rettungshubschrauber für den Kreis Siegen-Wittgenstein und die umliegenden Kreise.

Mit nur sechs Flugstunden auf der Uhr überführte Pilot David Blum die Maschine von der ADAC Luftfahrttechnik in Bonn-Hangelar zur Hubschrauberstation nach Siegen und übergab sie dort stellvertretend für die drei Piloten in Siegen an den Einsatzpiloten Jan Weber, der auch gleichzeitig der Flottenchef für die H135 bei der ADAC Luftrettung ist. Seine beiden Kollegen, Stationsleiter Markus Scheld und Rainer Michely, werden den Hubschrauber zusammen mit Jan künftig zu den Einsatzorten in Siegen-Wittgenstein und Umgebung fliegen. Bevor der erste Dienst am Dienstag mit Rainer Michely startet, ist noch eine Einweisung für das medizinische Personal erforderlich, denn es gibt Neuerungen in der Maschine: „Der komplette Innenraum ist mit der so genannten Kokon-Technik ausgebaut“, erklärt Siegens Stationsleiter Markus Scheld. Dieses Material macht den Innenraum und somit den gesamten Hubschrauber immens leichter. Dies ist einsatztaktisch sehr sinnvoll, ist es von der ADAC Luftrettung gGmbH doch geplant, den „Christoph 25“ mit einer Rettungswinde auszustatten. Damit wäre es der Siegener Besatzung möglich, auch an entlegenen Stellen den Notarzt – eben per Winde – schnellstmöglich zum Patienten zu bringen. Nicht nur im Hinblick auf die Katastrophe im Ahrtal erscheint eine solche Errungenschaft durchaus sinnvoll, sondern auch gerade in der Mittelgebirgslandschaft, die das gesamte Einsatzgebiet von Christoph 25 mit unzähligen Wanderwegen und vielen zigtausend Hektar Wald als Arbeitsplatz und Freizeitbeschäftigung, und künftig auch mit vielen Windparks prägt. So kam es ohne Winde bereits vor, dass eine Patientin über drei Stunden mit gebrochenem Becken im Schnee und bei Minusgraden ausharren musste, bis endlich Rettungskräfte zu ihr kommen konnten: Mit Fahrzeugen bei mehr als einem Meter Schnee unmöglich erreichbar, vom Hubschrauber aus zu sehen, aber keine Landemöglichkeit – mit der Winde eine Sache von etwa zehn Minuten. Mit dem neuen Kokon-Ausbau, den die Firma Heli-Air in Österreich übernommen hat, ein weiterer wichtiger Schritt in Richtung der Winde, wegen der enormen Gewichtersparnis. Aber nicht nur das: „Die Maschine hat mit dem neuen Ausbau auch viel mehr Innenraum, weil der Ausbau insgesamt viel niedriger ist und keine hohen Absätze mehr beinhaltet“, erklärt Markus Scheld. Auch für den Patienten direkt ist diese Tatsache angenehmer, weil der Tunnel, durch den die Trage eingeladen wird, nicht mehr so eng erscheint, wie vor dem Kokon-Ausbau aus Österreich.

Überhaupt bringt der neue Hubschrauber einige Neuerungen mit sich, die man in Österreich und Südtirol schon findet: An der Front des Hubschraubers sind sowohl oben am Cockpit, als auch darunter so genannte „Cable-Cutter“ angebracht, und die Kufen tragen vorne einen schräg ansteigenden, spitzen Aufsatz. „Das dient dazu, wenn man eine Leitung zu spät erkennt, oder nicht sieht, diese vom Hubschrauber und vom Rotor abzuleiten“, erklärt Jan Weber. Es sei in dieser Bauart nicht möglich, dass eine Leitung in gewisser Höhe, den Rotor erreicht. Die Leitung werde in die Cable-Cutter geführt und dort automatisch durchtrennt.

Für die Sicherheit wurde noch mehr investiert: So ist Christoph 25 nun auch mit Reflexstreifen beklebt, die im Licht reflektieren und ihn somit auch bei schlechteren Wetterverhältnissen oder in der Dunkelheit gut sichtbar machen. Außerdem verfügt der Hubschrauber nun über Scheinwerfer unter der Maschine, die mit LED Technik ausleuchten und die im Wechsel blinken und so eine deutlich bessere Sichtbarkeit im Landeanflug, beispielsweise auf Straßen, garantieren. Die Scheinwerfer können auch mit Infrarotlicht verwendet werden, und sind „NVIS“-kompatibel.

NVIS steht für Night Vision Imaging Systems und meint den Flug bei Dunkelheit mit speziellen Nachtsichtbrillen. „Für den NVIS-Flug und auch für den Instrumentenflug mit nur einem Piloten hat die Maschine die Zulassung“, erklärt Markus Scheld. Auch wenn ein genereller Nachtflug in Siegen zur Zeit nicht geplant ist, kommt es jedoch immer wieder zu Einsätzen, die auch in die Dunkelheit hinein gehen. Dafür lässt sich auch die Innenraumbeleuchtung in der Maschine anpassen: „Da kann man grünes oder blaues Licht verwenden, helles Licht, oder man kann es auch dimmen“, zählt Markus Scheld die Möglichkeiten auf.

Eine hochmoderne neue Maschine, die ab Dienstag in Siegen-Wittgenstein und Umgebung zum Einsatz kommt. „Davon gibt es Deutschlandweit nur zwei Stück. Einmal bei uns und einmal bereits mit Winde bei den Kollegen in Straubing. Dies ist die beste H135-Konfiguration für den Windeneinsatz“, erklärt Markus Scheld.

Nicht nur für die Luftretter aus Siegen, auch für die Firma Aribus Helicopters, den Hersteller des Hubschraubers, ist die Maschine mit der Kennung D-HXCD etwas Besonderes: Es ist die 1500 Maschine des „Urtyps“ „EC 135“ die der führende Hubschrauberhersteller Europas hier gebaut und ausgeliefert hat


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Zuletzt bearbeitet am Dienstag, 12. März 2024 09:44

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