WINTERBERG. Es ist kalt und zumindest etwas winterlich, als ich an der Bergrettungswache Winterberg klingele. Ich bin mit Marc Sartorius verabredet. Er ist ehrenamtlicher Bergwachtmann. Gibt auf viele Skifahrer und Besucher Acht. In seiner Freizeit. Neben seinen Diensten als Rettungssanitäter beim Hochsauerlandkreis.
Kilometerweit durch Schnee und Berge
Am späten Vormittag empfängt er mich und wir gehen in die Fahrzeughalle. Marc möchte mir zunächst sein heutiges Einsatzgebiet zeigen. Dazu fährt er ein wendiges Kettenfahrzeug aus der Halle. Ausgestattet mit Notfallrucksäcken, Blaulicht, und Einsatzhorn. Wie auf der Straße auch. Er setzt sich drauf und ruft: „So Matthias, kannst aufsteigen!“. Ich sitze hinter dem erfahrenen Bergretter und los geht es kilometerweit über Schnee bedeckte Skihänge, vorbei an tausenden von Skifahrern, an Schneekanonen, Liftanlagen und über Bergstationen, und Talstationen - an alle möglichen Punkte des Skigebietes. Den Überblick habe ich längst verloren, aber ich genieße die Fahrt durch den Schnee. Ich freue mich wie ein kleiner Junge über diese Rundfahrt und vergesse dabei fast, weshalb ich überhaupt da bin. Marc fährt mich routiniert und sicher über die Skihänge. Manchmal nur wenige Zentimeter an den vielen Gästen vorbei, während er in unzähligen Lenkbewegungen hochkonzentriert zwischen den Menschenmassen an der Liftstelle hindurch steuert. Dabei immer noch ein Lächeln für die Kleinsten, die den Mann von der Bergwacht von der Piste aus bewundern, oder ihm zuwinken. Viel zu schnell ist die Fahrt an diesem Samstagmorgen zu Ende. Dann folgen Fotos und unser Gespräch für die Serie.
Marc kenne ich schon länger. Immer wieder begegne ich ihm, wenn ich zur Berichterstattung für unser 112-Magazin unterwegs bin. Beim Rettungsdienst, oder eben bei der DRK Bergwacht. Manchmal auch bei der Feuerwehr. Der junge Niedersfelder ist in allen drei Organisationen aktiv. Immer mit nur einem Ziel: Menschen in Not zu helfen.
Eine besondere Eigenschaft, wie ich finde, in so facettenreichen und zugleich unterschiedlichen Hilfsorganisationen aktiv zu sein. Deshalb möchte ich Euch, liebe Leser, Marc Sartorius und sein Engagement etwas näher vorstellen.
Schon in Kindertagen zur Feuerwehr -später zur Bergwacht und zum Rettungsdienst
Marc ist 30 Jahre alt und hat bereits vor 19 Jahren mit seiner ehrenamtlichen Arbeit in der Feuerwehr seines Heimatortes Niedersfeld begonnen – damals als kleiner Jung ein der Jugendfeuerwehr. „Eigentlich war es damals nur ein Gruppenzwang in der Kindheit“, gesteht er mir im Gespräch. Aber dann – „Das hat mir richtig Spaß gemacht“, schwärmt er noch heute von seinen Jugendfeuerwehrdiensten. Da verwundert es nicht, dass der sympathische Rettungssanitäter heute selbst unter anderem auch für den Nachwuchs der Feuerwehr aktiv ist.
Im „normalen“ Feuerwehrdienst kümmert sich Marc als Gruppenführer und als aktive Einsatzkraft um alle Belange der Niedersfelder Feuerwehr. Gemeinsam mit seinen Kameraden ist er bei Verkehrsunfällen, Umweltkatastrophen, Such- und Rettungsaktionen, und natürlich bei den klassischen Brandeinsätzen im Einsatz. Bei letzteren trägt er auch je nach Anlass eine Atemschutzflasche auf dem Rücken über seiner dicken Einsatzkleidung. „Dann ist der Bart aber abrasiert“, lacht er. Denn sonst würde die Maske nicht richtig abdichten.
Im Einsatz für Gleitschirmflieger und Skifahrer - Krafttraining in der Freizeit
„Über zwei Freunde kam ich schließlich auch zur Bergwacht“, erklärt Marc mir seinen weiteren Werdegang. Und da war es ganz ähnlich, wie anfangs bei der Feuerwehr: „Das hat mir sooo viel Spaß gemacht“, erinnert er sich zurück. Doch einfach nur „in der Bergwacht sein“, ist da nicht. Viele Stunden Ausbildung musste Marc absolvieren. Genau wie auch alle seine Kameraden. In Bad Tölz beispielsweise, wo die Bergwachtler in einer Trainingshalle den Umgang mit der Rettungswinde eines Hubschraubers trainieren. Aber auch über Naturschutz, Notfallmedizin, Sommer- und Winterrettung, oder Seiltechniken musste Marc viele Details erlernen. „Die Arbeit in der Höhe macht für mich einen ganz besonderen Reiz aus“, erzählt er mir. Dabei muss der 30-jährige oft hoch hinaus: Immer wieder kommt es zwischen Eslohe, Olsberg, Schmallenberg und Winterberg – dem Einsatzgebiet der Bergwacht – zu Flugunfällen mit Gleitschirmfliegern, die im Baum hängen bleiben und dann gerettet werden müssen. Eine Kräfte zehrende Arbeit. Denn beim Aufstieg in den Baum müssen sämtliche Äste zunächst weg gebrochen werden. „Ein Geretteter hat mit mir auf dem Schützenfest mal ein Bier getrunken“, erzählt mir Marc. So etwas freut ihn – ganz klar. Neben Gleitschirmunfällen gehören aber auch Rettungen aus unwegsamem Gelände zusammen mit der Feuerwehr oder zur Unterstützung des Rettungsdienstes zu den Bergwachtaufgaben, die übrigens alle ehrenamtlich ausgeführt werden. Hinzu kommen über die Wintermonate die täglichen Dienste an den Skipisten in Winterberg. Für einen Ausgleich in der Freizeit sorgt da ein sehr guter Freundeskreis: „Meine Freunde mag ich auf gar keinen Fall missen“, macht Marc deutlich. Krafttraining macht der 30-jährige beim vielen Sport treiben, und beim Klettern.
Auch im Rettungsdienst arbeitet Marc. Da wiederum ist er über die Bergwacht hingekommen. „Ich habe keine Sekunde bereut und gehe jeden Morgen gerne zur Arbeit“, berichtet er mir mit einem Strahlen in den Augen. Das kommt von Herzen, zutiefst ehrlich. Seit vier Jahren hat der Niedersfelder im Rettungsdienst seinen Traumberuf gefunden, vorher übrigens als Bäcker gearbeitet. Die Bürger von Winterberg und Umgebung und die unzähligen Touristen nicht nur auf den Skihängen können sich sicher sein, dass sie mit Marc einen besonderen Helfer an ihrer Seite haben. Einen, der alle Facetten der Hilfsorganisation mit sehr viel Herzblut ausführt, der stets freundlich zugewandt ist, fundierte Ausbildungen in allen Hilfsorganisationen hat und für den immer das Wohl der Menschen im Vordergrund steht.