Motorradfahrer stirbt bei schwerem Unfall in Winterberg

Sonntag, 25. August 2019 23:18 geschrieben von  Migration
Der Motorradfahrer bei dem Verkehrsunfall am Winterberger Ortseingang. Der Motorradfahrer bei dem Verkehrsunfall am Winterberger Ortseingang. Fotos: Matthias Böhl, 112-Magazin

WINTERBERG. Ein Mann aus Warstein ist heute nicht mehr von seiner Motorradtour nach Hause gekommen. Bei einem schlimmen Verkehrsunfall in Winterberg wurde der Senior getötet.

Lange, lange Zeit hatten die Rettungskräfte um sein Leben gekämpft. Unermüdlich. Mitten auf der Straße bei sengender Hitze. Bis zum Schluss nicht aufgegeben, alles versucht. Manchmal aber, da ist die Gewalt eines Unfalles stärker als das, was unser menschlicher Körper aushalten kann. Da gewinnt einfach der Tod den Kampf um den Menschen.

So wie heute, bei dem 73-jährigen Mann aus Warstein. Die Gewalteinwirkung des Unfalles muss enorm gewesen sein. Ohne, dass ich vorher mit einem Polizeibeamten gesprochen hatte, konnte ich das beim Eintreffen am Winterberger Ortseingang bereits sehen. Eine lange Bremsspur zeugt von einem heftigen Aufprall. Ein Pkw aus Moers steht mitten in der Kreuzung. Daneben liegt ein Mensch, an dem all die Rettungskräfte arbeiten. Sehen kann ich das nicht. Aber erahnen. Denn einige Helfer halten Tücher hoch, um dem Unfallopfer einen geschützten Raum zu geben. Nicht, weil sich hier Menschen als Umstehende nicht benehmen würden. Im Gegenteil. Die Passanten, Familien und Kinder, die vielen Radfahrer und Wanderer sind sehr diszipliniert. „Nur geradeaus schauen“, sagt ein Vater zu seinen beiden kleinen Jungs, als sie an der Unfallstelle vorbei laufen. Dass die Menschen dort vorbeilaufen, oder viele es sehen, lässt sich nicht vermeiden. Die Unfallstelle befindet sich zwischen zwei großen Parkplätzen und einem Abenteuerspielplatz. Noch dazu an einer Fußgängerampel und einer Hauptzufahrtsstraße von Neuastenberg nach Winterberg.

Ich gehe zu einem Polizeibeamten. Vom Sehen kennen wir uns bereits. „Ich mache zunächst noch keine Fotos. Ich sehe, was los ist“, sage ich ihm. Der Hubschrauberpilot sieht mich. Ein kurzes Lächeln. Er hält eines der Sichtschutztücher. Er sieht anders aus, als sonst. Betroffener. Ruhiger.

Ich gehe zum Hubschrauber, der ein paar Meter weiter weg auf der Straße steht. Mittlerweile weiß ich auch, dass es ein Motorradfahrer war, der dort in den Unfall verwickelt wurde. Sehen konnte und wollte ich das bis dahin nicht. Nach einiger Zeit kommt die Hubschrauberbesatzung zurück. „Scheiß Nummer...“, sagt einer zu mir und füllt sein Protokoll aus. Jetzt arbeitet niemand mehr. Die Helfer stehen hinter dem Tuch und besprechen sich mit der Polizei. Kurze Zeit später startet der Pilot seinen Hubschrauber, den er direkt auf der Hauptverkehrsstraße gelandet hatte, um schnellstmöglich Notfallsanitäter und Notarzt zum Patienten bringen zu können. Am Straßenrand steht das Motorrad eines Parkbesuchers. Er hat von dem Einsatz gar nichts mitbekommen. „Machst Du das mal eben?“, ruft mir ein Polizist zu. Ich fasse das Motorrad mit einer Hand fest, damit es beim Downwash des Hubschrauberstarts nicht umfällt. Mit der anderen Hand fotografiere ich den Hubschrauber beim Startvorgang.

Nach einigen Minuten rückt die Feuerwehr an. Sie hat nun die traurige Aufgabe, die Fahrbahn zu reinigen und bei der Bergung der Unfallfahrzeuge behilflich zu sein. Die meisten Kameraden kenne ich. Sie lächeln mir zu. Ich schätze sie alle sehr. Und ziehe einmal mehr den Hut vor ihrer ehrenamtlichen Arbeit.

Ein Polizist kommt zu mir. Wir besprechen uns kurz. Er erklärt mir, dass der Bestatter bestellt wurde und die Fahrzeuge danach noch in der Ausgangsposition bleiben und dann fotografiert werden können. Ich stehe abseits, am Radweg. Ganz vorne, da möchte ich jetzt nicht sein. Einigen Passanten, die sich nicht auskennen und nach dem Weg fragen, kann ich in der Zwischenzeit helfen. Dann kommt der Bestatter an. „Hallo, Matthias“, höre ich ihn sagen. Ich bin verwundert und erkenne erst beim zweiten Hinsehen einen Feuerwehrmann, der bei einem Bestattungsunternehmen arbeitet. Wir reden kurz, bis Platz gemacht wurde und er mit seinem Kollegen zur Unfallstelle vorfahren kann. Ich verstehe nicht, wie Menschen so stark sein können, eine solche Aufgabe zu erfüllen. Ich könnte es nicht. Da bin ich mir sicher.

Der Bestatter rückt auch während dieser Gedanken bereits wieder ab. Ein Polizist winkt mich heran. „Jetzt können Fotos gemacht werden“, sagt er mir. Er bittet mich, die schlimmsten Spuren nicht zu fotografieren. Um den Passanten diesen Anblick zu ersparen, wird das Tuch weiterhin von Feuerwehrleuten hoch gehalten. Ich beschränke mich nur auf die beiden Unfallfahrzeuge und nicht auf die Spuren, die noch zurück geblieben sind. Das ist Ehrensache. Die Polizeibeamten wissen das und so darf ich auch ohne Begleitung die notwendigen Fotos machen.

Neben den Feuerwehrleuten, die zur Einsatzstelle angerückt sind, sind auch Notfallseelsorger da. Für die Leute, die auf dem Spielplatz waren, als der Unfall geschehen ist. Für die jungen Radfahrer, die sofort mit Wiederbelebungsmaßnahmen begonnen haben, als der Unfall geschehen ist. Vor allem aber für den 82-jährigen Pkw-Fahrer aus Moers, der nicht mehr rechtzeitig bremsen konnte, als der Motorradfahrer vor ihm an der roten Ampel wartete.

„Der Motorradfahrer wurde getroffen und auf die Motorhaube des Pkw geschleudert. Das Motorrad wurde 24 Meter nach vorne geschleudert“, erklärt mir ein Polizeibeamter. Und weiter: „Schau Dir nur die Windschutzscheibe an. Da ist fast ein Loch drin“.

Kein guter Sonntag. Viele Menschen haben mitbekommen, welchen Eindrücken sich die Rettungskräfte ausgesetzt haben. Was sie geleistet und versucht haben.

Und einer von diesen vielen – den hat es so sehr beeindruckt, dass er zur Feuerwache in die Schulstraße gefahren ist und sich mit einem Geldgeschenk für die Arbeit der Feuerwehr bei den ehrenamtlichen Helfern bedankt hat. Eine nette Geste am Rande. Für die wirklichen Helden des Alltags.

Abschließend habe ich eine Bitte: Hier ist ein Mensch gestorben. Polizei und Staatsanwaltschaft sind mit der genauen Ermittlung des Unfallherganges betraut. Bitte, liebe Leser, seht von Spekulationen über Ursachen oder Fahrverhalten ab.

Ein Like im Artikel sehen wir wie immer als Respekt und Anerkennung für die Arbeit aller Einsatzkräfte vor Ort und hier vor allem für die jungen Ersthelfer und den netten Herrn, der die Feuerwehr besucht hat.

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