WINTERBERG. Souverän, routiniert und durch nichts aus der Ruhe zu bringen. So kann man es beschreiben, was die Winterberger Rettungskräfte samt Feuerwehr und Polizei am Freitagabend geleistet haben. Es galt, eine verletzte Frau aus einem Auto zu befreien. Aber diesmal war etwas anders, als bei den meisten anderen Einsätzen dieser Art. Der Einsatzort war keine Landstraße, keine stark befahrene Bundesstraße, oder eine abschüssige Ortsverbindung. Diesmal war der Einsatzort mitten im Fokus. Im Fokus vieler Mc Donalds Besucher, vieler Autofahrer, die eigentlich zur Tankstelle wollten, oder Durchreisender, die gerade von den Skihängen kamen, an denen Flutlichtfahrten angeboten wurden. Große Sichtschutztücher halten die Feuerwehrkameraden hoch, um damit die im Auto sitzende Frau vor den Blicken der vorbeifahrenden Autofahrer zu schützen. Selbst, wenn die Autofahrer hier nicht mit Absicht hinsehen würden, würden sie zwangsläufig auf das Geschehen blicken, wenn sie durch den nahe gelegenen Kreisverkehr fahren. Der Verkehr staut sich von Mc Donalds zurück bis in den Kreisverkehr und die anschließende Haarfelder Straße.
Direkt nebenan, auf dem Gelände der Aral-Tankstelle arbeiten Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei Hand in Hand, um die Frau im Seat optimal zu versorgen. Dahinter steht ein Geländewagen, der im Laufe des Einsatzes weggefahren wird. „Ich hole jetzt mal den Fahrer hier hin, damit er wegfahren kann und sich das Drama nicht mit ansehen muss“, entscheidet einer der vor Ort befindlichen Polizeibeamten. Einfühlsam spricht er mit dem Mann. Hören kann ich das nicht. Aber ich kenne den Polizeibeamten, weiß, wie er „tickt“. Und ich sehe, die Gestik und Mimik der beiden während des Gespräches. Das Gespräch mit dem Polizeibeamten hilft dem Mann einen Moment lang. Er darf dann mit seinem Auto wegfahren. Beschädigt ist es augenscheinlich nicht. Nun wird die Sicht auf den Seat frei, in dem die Frau noch sitzt. Feuerwehre und Rettungsdienstmitarbeiter versorgen sie und bereiten deren Befreiung und Rettung aus dem Pkw vor. Dieser ist aber auch nicht beschädigt. Was dem Laien etwas rätselhaft vorkommt, ist dennoch recht einfach zu erklären: Zwei Frauen sind mit ihrem Seat vom Kreisverkehr auf das Tankstellengelände gefahren, der Geländewagen dahinter. Als der Seat etwas abbremste, bremste auch der Geländewagen ab, rutschte allerdings weiter, sodass er auf den Seat prallte. Dabei hat sich die Beifahrerin im Seat schwere Verletzungen, vermutlich im Bereich der Halswirbelsäule, zugezogen.
Der Rettungsdienst stellte somit die Indikation einer technischen Rettung aus dem Wagen.
Als ich vor Ort komme, laufen die Arbeiten noch auf Hochtouren. Ich gehe zum Streifenwagen und bleibe dort stehen. Ich möchte warten, bis die Patientin nicht mehr im Fahrzeug ist und dann erst Fotos machen. Aus der Distanz sehe ich die Arbeit der Einsatzkräfte. Ruhig sind die und sehr routiniert. Eine große Plane wurde ausgebreitet, auf der verschiedene Werkzeuge und Gerätschaften gelagert sind, die nach und nach benötigt werden.
Die Frau im Auto ist nicht alleine. Rettungsdienstmitarbeiter und ein Feuerwehrmann haben sich in das Auto dazu gesetzt. Jeder Schritt wird erklärt und angekündigt. Die Frau selbst wird beruhigt und es wird etwas gegen die Schmerzen, das Frieren und die Angst getan. Immer wieder höre ich das Durchtrennen von Metall durch die Rettungsschere. Das Dach wird vom Fahrzeug abgetrennt, auch die Windschutzscheibe wird mit einem speziellen Gerät zerstört und herausgenommen. Das Rettungsteam hat eine Trage mit Vakuummatratze vorbereitet, eine Spezialmatratze die Styroporkügelchen enthält. Darauf wird die Patientin gelagert und dann die Luft aus der Matratze abgesaugt. So passen sich die Kügelchen genau an den Körper
an. Wie ein rohes Ei muss man Menschen, die an der Wirbelsäule verletzt sind, versorgen. Den Einsatzkräften in Winterberg geling das. Hand in Hand arbeiten die NAW Besatzung und die Polizei, sowie die Feuerwehr unter der Einsatzleitung von Günter Braun zusammen. Nach einiger Zeit wird die Patientin vorsichtig aus dem Auto auf die Vakuummatratze gehoben und dann in den Rettungswagen gebracht, wo sie weiter versorgt, optimal betreut und in ein für die Verletzungen geeignetes Krankenhaus gebracht wird. Dann packen die Feuerwehrleute ihre Materialien wieder zusammen. Souverän, routiniert und durch nichts aus der Ruhe zu bringen.