FRANKENBERG. Vier Experten hatten in das Kreiskrankenhaus Frankenberg zu einer Patientenveranstaltung mit dem Titel „Schmerzen: Ursachen erkennen – gezielt behandeln“ eingeladen. Der Vortragsraum war gut gefüllt, was angesichts der Tatsache, dass Schmerzen über 20 Prozent der Deutschen betreffen, kaum verwunderlich ist. Die Fachärzte präsentierten in kurzen, prägnanten Vorträgen ihr Spezialgebiet. Ursachen, Diagnostik und Behandlungsmöglichkeiten standen im Mittelpunkt.
Rückenschmerzen
Anas Kalhout, Chefarzt der Wirbelsäulenchirurgie, erläuterte anhand von Bildern und Modellen, warum Rückenschmerzen so häufig sind. Er betonte, dass bei Schmerzen, die länger als sechs Wochen andauern oder in andere Körperregionen ausstrahlen, ein Arztbesuch ratsam ist. Bei akuten Lähmungen oder Fieber ist sofortiges Handeln notwendig, um dauerhafte Nervenschäden zu vermeiden. Im Anschluss gab er interessante Einblicke in seine Arbeit im Operationssaal.
Neurologische Ursachen
Neurologe Dr. med. Wael Marouf, Sektionsleiter der Neurologie, legte bei seinen Informationen den Fokus auf Polyneuropathien, die sich durch Kribbeln, Taubheitsgefühle oder Schmerzen in Füßen und Händen bemerkbar machen. Herr Dr. Marouf erklärte, die möglichen Ursachen seien sehr vielfältig. Mitunter sei der Auslöser ein Vitamin-B12-Mangel, der leicht zu therapieren sei. Kann die Ursache der Schmerzen nicht abgestellt werden, gibt es spezielle, auf Nervenschmerzen zugeschnittene Schmerzmittel. Sitzt der Schmerzauslöser im Handgelenk, sollte an das Carpaltunnelsyndrom gedacht werden. Hier kann zunächst eine Bandage helfen, in einigen Fällen wird eine Operation notwendig.
Schmerzen bei Durchblutungsstörungen
Über Schmerzen, die durch die Schädigung oder Verengung von Blutgefäßen entstehen, referierte der Gefäßchirurg Jan Schumacher, leitender Oberarzt der Allgemein- und Viszeralchirurgie. Er erklärte, dass für die Gesundheit der Gefäße die Prävention der wichtigste Faktor ist. Er warnte mit dem Beispiel eines starken Rauchers, dem im Alter von gerade einmal 46 Jahren ein Bein amputiert werden musste. Als weitere Risikofaktoren nannte er schlecht eingestellten Diabetes mellitus oder Bluthochdruck sowie zu hohe LDL-Cholesterinwerte. Er schilderte, wie der Körper bei Engstellen Umgehungsbahnen aktiviert, und riet, auch bei Schmerzen aktiv zu bleiben.
Ganzheitlicher Ansatz bei chronischen Schmerzen
Dass viel Bewegung ein wichtiger Schlüssel bei der Schmerzbewältigung ist, betonte im Anschluss auch Dr. med. Markus Schier, Oberarzt der Anästhesie und Intensivmedizin, der die moderne Therapie bei chronischen Schmerzen vorstellte. Dr. Schier ist Oberarzt der Anästhesiologie und Intensivmedizin und bietet eine multimodale Schmerztherapie an. Die Ursachen für chronische Schmerzen sind sehr vielfältig. Für jeden Patienten braucht es daher eine maßgeschneiderte Therapie, die aus vielen unterschiedlichen Optionen wie zum Beispiel Medikamenten, Physiotherapie, Bewegung, Elektrostimulation, Akupunktur, Naturheilkunde und psychotherapeutischer Begleitung zusammengestellt wird. Herr Dr. Schier verglich das Vorgehen mit der Planung eines Menüs und betonte, wie wichtig die Bereitschaft des Patienten zur Mitgestaltung sei, um Erfolge zu verbuchen und die Lebensqualität zu verbessern.
Interdisziplinäre Zusammenarbeit im Kreiskrankenhaus
Durch alle Vorträge zog sich wie ein roter Faden die interdisziplinäre Herangehensweise bei Schmerzpatienten. So ziehen sich die Kollegen im Kreiskrankenhaus immer wieder gegenseitig zu Rate, wenn es um die Diagnostik und Behandlung ihrer Patienten geht. Ambulante und stationäre Behandlung greifen dabei ineinander, denn einige Ärzte bieten auch ambulante Sprechstunden im MVZ Frankenberg an. Dieser enge interdisziplinäre Austausch unter den Kollegen im Kreiskrankenhaus und MVZ, in den auch weitere Experten, wie zum Beispiel das Team der Physiotherapie eingebunden werden, ist für die Patienten ein wertvoller Bonus. Hinzu kommen kurze Wege, unbürokratische Absprache der Behandler untereinander und schnelle Terminfindung für notwendige Untersuchungen oder Operationen, die im Kreiskrankenhaus stattfinden können. Die vier Referenten stellten klar, dass im Kreiskrankenhaus und MVZ alles dafür getan wird, dass den Patienten umfassend an einem Ort geholfen wird.