FRANKENBERG. Im Kreiskrankenhaus Frankenberg kommt seit kurzem ein neues Trainingswerkzeug zum Einsatz, das in der Region einzigartig ist. Patienten, die durch Erkrankungen oder altersbedingt sturzgefährdet sind, üben mit dem G-WEG-System sicheres Gehen. Begleitet werden sie dabei von Mitarbeitenden der Ergotherapie und Physiotherapie.
Die Ursachen für Gangunsicherheit und Sturzgefahr sind vielfältig. Besonders profitieren Patienten der Geriatrischen Frühkomplexbehandlung, aber auch Personen nach einem Schlaganfall, mit neurologischen Erkrankungen wie Morbus Parkinson oder frischoperierte orthopädische Patienten – etwa nach dem Einsatz einer Hüftgelenksprothese.
Das G-WEG-Konzept dient der Sturzprophylaxe. Es trägt zur Verbesserung des Gleichgewichts, der Muskelkraft sowie der Gedächtnisleistung und der Sprache bei. Das Gehwegmuster mit grünen Grasfeldern und grauen Steinkanten erinnert an das heimische Umfeld und motiviert die Patienten. Die Therapeuten leiten anhand von 98 Methodik- und Aufgabenkarten durch verschiedene Übungen, die über ein Ampelsystem in drei Schwierigkeitsgrade eingeteilt sind.
Die Gründerinnen von G-WEG verfügen über langjährige sportwissenschaftliche Praxiserfahrung. In den vergangenen zehn Jahren haben sie im Rahmen des Rehasports zahlreiche Senioren, Menschen mit Demenz und neurologisch Betroffene bei der Verbesserung ihrer Mobilität unterstützt. Ermöglicht wurde die Anschaffung des G-WEG-Systems durch Spendengelder des Fördervereins. Dessen Vorsitzender, Dr. Harald Schmid, testete das System persönlich und lobte die Gerätschaft sowie das Engagement des therapeutischen Teams. Er betonte: „Dies ist ein Baustein zur Wiederherstellung von Selbständigkeit und Lebensfreude.“
Dr. med. Dr. theol. Matthias Michael Gernhardt, Chefarzt der Geriatrie, zeigte sich überzeugt von dem innovativen und wissenschaftlich belegten Konzept. „Nicht nur die Koordination, sondern auch Aufmerksamkeit und Gedächtnis werden geschult. Die Übungen beinhalten unter anderem Dual-Task-Aufgaben, bei denen sich die Patienten auf zwei Dinge gleichzeitig konzentrieren sollen. Aus der Praxis ist bekannt, dass Stürze oft passieren, wenn die gangunsichere Person abgelenkt wird. Genau hier setzt dieser Aufgabentyp an.“
Ergotherapeut Lucas Büchel ergänzte aus seiner täglichen Arbeit: „Mit Hindernissen, die auf den Weg gestellt werden, wird die Koordination trainiert. Einige Aufgaben enthalten kognitive Komponenten, trainieren also Aufmerksamkeit und Gedächtnis. Andere Übungen sind für die Gruppentherapie konzipiert. Mit den umfangreichen Übungsmöglichkeiten können wir einen individuellen Trainingsplan erstellen, der auf die aktuellen Fähigkeiten des Patienten und seine medizinischen Diagnosen eingeht. Das System ist erst seit kurzem im Einsatz und wir entdecken bei der Arbeit selbst immer wieder neue Möglichkeiten. Unseren Patienten bereitet das Üben viel Freude und spornt sie an. Der Wunsch, die Sicherheit beim Gehen zurückzuerlangen, ist sehr groß, da sie für die Lebensqualität essenziell ist.“