Dr. Aßmann - Vom Kreißsaal in den Ruhestand

Freitag, 28. Februar 2025 10:48 geschrieben von  Michael Fränkel
Dr. Volker Aßmann blickt auf eine erfolgreiche Karriere in der Frauenheilkunde und Geburtshilfe zurück und geht nun in den wohlverdienten Ruhestand. Dr. Volker Aßmann blickt auf eine erfolgreiche Karriere in der Frauenheilkunde und Geburtshilfe zurück und geht nun in den wohlverdienten Ruhestand. Foto: Kreiskrankenhaus Frankenberg gGmbH

FRANKENBERG. Zum 28. Februar 2025 beendet der langjährige Chefarzt der Gynäkologie und Geburtshilfe am Kreiskrankenhaus Frankenberg seine berufliche Laufbahn und verabschiedet sich in den Ruhestand. Dies nehmen wir zum Anlass, um mit Dr. Volker Aßmann über medizinische Entwicklungen, seine Erfahrungen und die Zukunft seines Fachbereichs zu sprechen.

Interview mit dem scheidenden Chefarzt der Gynäkologie und Geburtshilfe am Kreiskrankenhaus Frankenberg:

A) Was waren Ihre wertvollsten Erfahrungen in Ihrer beruflichen Laufbahn?

„Die wertvollsten Dinge in meinem Leben stehen in einer bestimmten Reihenfolge: An erster Stelle steht mein Glaube an Gott, der mich stärkt und trägt. An zweiter Stelle kommen meine Familie und Freundschaften. Erst danach folgt die Arbeit, die ich mit Leidenschaft ausgeübt habe.“

„Die wertvollste Erfahrung in meinem Berufsleben ist die Dankbarkeit meiner Patientinnen, insbesondere von Krebspatientinnen, die sich bei uns gut aufgehoben fühlen. Das Wissen, dass wir ihnen in schwierigen Zeiten beistehen können, ist unbezahlbar.“

B) Welche bahnbrechenden Entwicklungen in der Frauenheilkunde haben Sie miterlebt?

„Die wichtigste Entwicklung ist die Nutzung minimalinvasiver Operationstechniken. Sie reduzieren die Belastung für die Patientinnen erheblich. Diese Entwicklung wird sich weiter fortsetzen.“

„Künstliche Intelligenz spielt in unserem Arbeitsalltag noch keine große Rolle, hat aber Potenzial, etwa in der Befundung von Bildmaterial. Die Einschätzung ihrer möglichen Zukunft überlasse ich gerne jüngeren Kollegen.“

C) Sind Geburten für Sie nach so vielen Jahren Routine?

„Ja, das kann man sagen. Doch jede Geburt ist einzigartig und bleibt ein Wunder.“

D) Was war Ihr schönstes Erlebnis auf der Geburtsstation?

„Die Geburt eines meiner Enkelkinder selbst begleiten zu dürfen – das war das größte Geschenk.“

E) Welche Projekte liegen Ihnen besonders am Herzen?

  • Brustzentrum Regio: Optimale Versorgung für Brustkrebspatientinnen durch interdisziplinäre Zusammenarbeit.

  • Lehrkrankenhaus: Kooperation mit der Philipps-Universität Marburg, wodurch viele junge Ärzte ihren Weg zu uns gefunden haben.

  • Soforthilfe Vergewaltigung: Ein wichtiges Projekt zur anonymen Beweissicherung für Gewaltopfer.

  • Modernisierung der Geburtshilfe: Renovierung der Kreißsäle und Station 11 im Jahr 2018, um werdenden Eltern eine angenehme Umgebung zu bieten.

F) Wie sehen Sie die Zukunft der Geburtshilfe in Frankenberg?

„Ich habe keine Zweifel daran, dass die Geburtshilfe in Frankenberg erhalten bleibt. Trotz rückläufiger Geburtenzahlen in Deutschland konnten wir unsere Geburtenrate steigern. Entscheidende Faktoren sind eine moderne Ausstattung, hohe fachliche Kompetenz und eine familiäre Atmosphäre.“

G) Welche Herausforderungen gab es für Sie als Chefarzt?

„Der wirtschaftliche Druck auf Krankenhäuser, der Fachkräftemangel und die Krankenhausreform sind große Herausforderungen. Wir begegnen ihnen als starkes Team, das auf Qualität und Menschlichkeit setzt.“

„Die geplante Fusion mit dem Stadtkrankenhaus Korbach ist eine große Chance. Sie muss sorgfältig vorbereitet werden, damit beide Kliniken als Partner auf Augenhöhe agieren.“

H) Wie sind Sie mit schlimmen Diagnosen und Fehlgeburten umgegangen?

„Mein Glaube gibt mir Kraft in Krisensituationen. Es ist mir wichtig, dass wir als Krankenhaus keine Abtreibungen anbieten, da ich das aus ethischen Gründen nicht vertreten kann.“

„Für die Mitarbeiter ist es essenziell, belastende Ereignisse im Team oder mit professioneller Unterstützung zu verarbeiten. Die Klinikseelsorge hat uns auch nach dem Brandereignis im Oktober sehr geholfen.“

I) Was schätzen Sie an Ihrem Team besonders?

„Loyalität, Verbindlichkeit und Wertschätzung – unser Team steht füreinander ein. Auch Fehler offen zu besprechen und Kritikfähigkeit zu zeigen, gehört dazu.“

J) Was werden Sie am meisten vermissen?

„Die Gespräche mit den Patienten, das Team, das Operieren und natürlich den Kreißsaal – aber nur tagsüber! Nachtschichten lasse ich gerne hinter mir.“

K) Welche Pläne haben Sie für den Ruhestand?

„Ich freue mich auf mehr Zeit fürs Reisen, Radfahren und Lesen. Meine Frau und ich bleiben in Frankenberg – hier fühlen wir uns wohl.“

Dr. med. Volker Aßmann

Geboren: 1962 in Dillenburg
Familie: Verheiratet, drei Kinder, sieben Enkel
Ausbildung: Studium der Humanmedizin an der Universität Köln (1983–1990), Promotion
Beruflicher Werdegang:

  • 1990–1993: Assistenzarzt in Engelskirchen

  • 1993–1995: Assistenzarzt in Bad Mergentheim

  • 1996: Oberarzt in Mühlacker

  • 1998: Leitender Oberarzt in Bad Mergentheim

  • Seit 2001: Chefarzt in Frankenberg

Schwerpunkte & Mitgliedschaften:

  • Gynäkologische Onkologie & Geburtshilfe

  • Deutsche Gesellschaft für Geburtshilfe & Perinatologie

  • Deutsche Gesellschaft für Senologie

  • DEGUM (Ultraschall in der Medizin)

Hobbys: Reisen, Radfahren, Lesen, Ehrenamtliches Engagement

Mit großer Anerkennung verabschieden wir Dr. Volker Aßmann in den wohlverdienten Ruhestand. Sein Engagement und seine Menschlichkeit haben das Kreiskrankenhaus Frankenberg nachhaltig geprägt. Wir danken ihm herzlich für seine langjährige Arbeit!

 

Zuletzt bearbeitet am Freitag, 28. Februar 2025 11:18

Neustes 112-Video

Werbeprospekte

Anzeige
Anzeige