WALDECK-FRANKENBERG. Der Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest (ASP) in Südhessen zeigt, dass diese Krankheit unvermittelt in Regionen weit entfernt von anderen betroffenen Gebieten ausbrechen kann. Die Folgen eines Ausbruchs sind weitreichend. Darauf macht die Waldeckische Domanialverwaltung aufmerksam.
In schweinehaltenden Betrieben betroffener Gebiete mussten bereits über 1000 Hausschweine getötet werden. In der rund 100.000 Hektar großen Restriktionszone gibt es zudem folgenschwere Einschränkungen für Land- und Forstwirtschaft sowie im Jagdbetrieb. Ziel ist es, die potenziell infizierten Schweine nicht durch Störungen in andere Gebiete zu treiben und so eine Verteilung des Virus zu vermeiden. Das bedeutet, dass es in betroffenen Regionen auch Ernteverbote für land- und forstwirtschaftliche Produkte und ein Jagdverbot gibt. Auch das Wildfleisch kann dort nicht mehr vermarktet werden. Diese Maßnahmen sind gut und richtig, um den Ausbruch der ASP schnellstmöglich einzudämmen.
Der wirtschaftliche Schaden für die Land- und Forstwirtschaft sowie die Einschränkung der Jagd sind dennoch eine extreme Belastung für betroffene Betriebe und Reviere. Daher ist es wichtig, dass bereits vor einem Ausbruch gemeinsam versucht werden muss, in Abstimmung mit dem Veterinäramt die Risikofaktoren für einen Seucheneintrag zu minimieren. Die Waldeckische Domanialverwaltung als größter Waldeigentümer und damit größter Verpächter von Jagden, leistet auf verschiedenen Ebenen einen Beitrag dazu. Wichtig ist hier zum einen die Rolle als Multiplikator von Informationen: Die auf der Fläche des Domaniums aktiven Jäger wurden aktuell über Maßnahmen zum Umgang mit der ASP informiert und nochmals aufgefordert, intensiv auf Wildschweine zu jagen.
Zum anderen werden die im Forstbereich tätigen Unternehmen informiert, dass keine Essensreste im Wald verbleiben sollen und nach Kontakt mit Wild- oder Hausschweinen Kleidung, Schuhe, Fahrzeuge und Werkzeug zu desinfizieren sind. Diese Vorsichtsmaßnahmen gelten natürlich auch für die Jägerschaft. Wichtig ist zudem das ASP-Monitoring durch Forstpersonal und Jägerschaft. Wenn es tatsächlich zu einem Ausbruch kommt, muss dieser schnellstmöglich erkannt werden, damit sofortige Maßnahmen zur Eindämmung ergriffen werden können. Bei sogenannten Indikatoren ist die Wahrscheinlichkeit eines positiven Befundes am höchsten. Das sind verendet oder schwer krank aufgefundene Wildschweine. Wird ein solches Tier gefunden, sollten Tupferproben genommen werden und an das Veterinäramt verschickt werden. Klare Verhaltensregeln in einem solchen Fall wurden in Absprache mit den Behörden den Jägern an die Hand gegeben.
Die ASP wird auch direkt von Tier zu Tier übertragen. Wildbiologen betonen im Zusammenhang mit der ASP die Notwendigkeit der Reduktion des Schwarzwildbestandes, um das Infektionsrisiko zu mindern. Sie haben festgestellt, dass revierübergreifende Bewegungsjagden ein entscheidendes Instrument dazu sind. Diese Erkenntnis wurde auch in der Rhodener Erklärung aufgegriffen, die die aktive Beteiligung aller Jagdreviere an abgestimmten revierübergreifenden Bewegungsjagden teilnehmen sollen. Hier leisten Waldeckische Jägerschaft und der Jagdschutzverein Edertal sowie die Hegegemeinschaften sehr viel Arbeit, um gemeinsame Termine abzustimmen und Jagden durchzuführen.
Erfolgreiche Bewegungsjagden auf großer Fläche auf Schwarz- und Rehwild wurden in den letzten Jahren gemeinsam organisiert. Auch die Domanialverwaltung unterstützt die Jägerschaft, z.B. durch die Anlage von Jagdschneisen auf den Jungwuchsflächen, um auf diesen Flächen auch weiterhin Wild erlegen zu können. Darüber hinaus hat es gemeinsame Termine zum Bau von Hochsitzen für Bewegungsjagden gegeben und die Domanialverwaltung unterstützt die Reviere bei der Organisation von Hunden für die Nachsuche und bei der Vermarktung des Wildfleisches.
In den Waldrevieren finden die Bewegungsjagden auf Schwarzwild vornehmlich im Herbst und Winter statt. Im Sommer macht es Sinn, die Wildschweine im Wald eher zurückhalten zu bejagen, damit dort Ruhe herrscht und die Wildschweine sich lieber im Wald als in den Feldern aufhalten und dort zu Schaden gehen. Zur Wildschadensabwehr wird dagegen in den Feldrevieren im Sommer sehr intensiv auf Schwarzwild gejagt. Diese Jagd findet hauptsächlich nachts statt und verlangt den Jägern viel Geduld und Zeit ab. Erschwert wird sie in den Feldern noch dadurch, dass es im Sommer durch die hohe Vegetation auch kaum Bereiche gibt, in denen Schwarzwild erlegt werden kann.
Jägerschaft und Forst erbringen einen hohen zeitlichen und finanziellen Aufwand, um das Schwarzwild intensiv zu bejagen und so Wildschäden und ASP-Infektionsrisiko zu reduzieren. Im Jagdjahr 2023/2024 wurden im Landkreis mit 4794 Wildschweinen deutlich mehr erlegt als im hessischen Durchschnitt. Außerdem sind Jäger und Förster ein wichtiger Baustein bei der Früherkennung der ASP. Um die Gefahr einer Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest zu vermeiden, müssen Politik, Verwaltung, Jägerschaft sowie Land- und Forstwirtschaft weiterhin intensiv zusammenarbeiten. (kr)
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