KORBACH. Für Eltern, Großeltern und Erzieher gleichermaßen ein Horrorszenario: Kleinkind mit schwerer Atemnot oder einer Bewusstlosigkeit nach einer Vergiftung. Jetzt nur schnell die richtigen Entscheidungen treffen und den Notruf 112 absetzen. Schwer erkrankte und verunfallte Kinder sind aber auch eine Herausforderung auch für jeden Notarzt und Rettungsassistenten, da sie zu einem Kindernotfall eher selten angefordert werden.
Vor allem die sichere und fachgerechte Erstversorgung innerhalb der ersten Minute am Unfallort ist für das Überleben bei guter Prognose der Kinder entscheidend. "100 Minuten dauert es im Durchschnitt, bis wir in der nächsten Kinderklinik nach der Erstversorgung und Transport ankommen", so Bernd Warnecke, Rettungsassistent und Initiator des Seminars. Jedoch stellt sich bei den allermeisten Notfällen nach den ersten Behandlungsschritten erfreulicherweise keine akute Lebensgefährdung mehr heraus, ergänzt er. Auch ein Rettungshubschrauber kann bei kritischen Notfällen die Transportzeit verkürzen. Alle Rettungswagen und Notarzteinsatzfahrzeuge im Landkreis haben spezielle Medikamente, Infusionen, medizinische Geräte für den Kindernotfall an Bord. Ein spezielles Gurtsystem auf der Trage fixiert das Kind oder den Säugling sicher.
Zum Seminar gibt es öffentlichen Vortrag
Das DRK Korbach-Bad Arolsen bietet ein zweitägiges Seminar zum Thema Kindernotfälle für medizinisches Fachpersonal und Ärzte an. In Kooperation mit dem Krankenhaus Korbach wurde Ulrich Atzbach als bekannter Dozent und Buchautor eingeladen. Am 30. März ab 19 Uhr startet das zertifizierte Seminar mit einem öffentlichen Vortrag für alle interessierten medizinischen Fachkräfte aus Arztpraxen, Krankenhäusern und von Rettungsdiensten aus der Region.
Der Anästhesist, Notarzt und Standortarzt am Krankenhaus Korbach, Dr. Volker Barth, hat den Kurs zudem bei der Landesärztekammer Hessen angemeldet, so dass wichtige Fortbildungspunkte erzielt werden. "Wir haben vor, wirklich alle wesentlichen Notfallsituationen an den Übungspuppen zu üben. Gerade weil Kindernotfälle auch so selten vorkommen", erläutert Dr. Barth.
Gerade durch die sehr überschaubare und strukturierte Vorgehensweise gelingt es rasch, die wichtigsten und oft lebensrettenden Maßnahmen zielsicher durchzuführen, so Atzbach. Anhand ausgewählter Fälle erfahren die Teilnehmer die notwendige Handlungsweise.
Am Samstag, 31. März, richtet sich das Seminar an Ärzte und Notärzte. Eingeladen dazu ist außerdem das Team des Simulationszentrums der Uni Gießen für realitätsnahe Szenarien. Nahezu alle wesentlichen kindlichen Notfälle können mit computerunterstützter Software an den Übungspuppen realistische Szenarien beübt werden. Die meisten Notfälle bei Kindern sind Krampfanfälle, häufig in Verbindung mit hohem Fieber, Infekte der Atemwege mit Atemnot, Unfälle jeglicher Ursache und unabsichtliche Vergiftungen.
Geschenkter Kurs "Erste Hilfe am Kind"
Zum 100-jährigen Jubiläum der DRK Bereitschaft bekommt auch die Bevölkerung ein Geschenk: Das Rote Kreuz bietet kostenfrei für 30 Eltern oder Erzieherinnen einen kompletten Kurs "Erste Hilfe am Kind" an. Vorkenntnisse sind nicht notwendig. Der Kurs umfasst alle wichtigen Maßnahmen der Ersten-Hilfe am Säugling und Kind und wird durch einen Arztvortrag der Korbacher Kinderärztin Dr. Meike Bökemeier ergänzt. Die Teilnehmer erhalten zudem das Kursbuch "Erste Hilfe am Kind". Der Termin steht noch nicht fest. Anmeldungen nimmt das DRK unter der Rufnummer 05631/9599-21 entgegen.
Einen chirurgischen Kindernotfall gab es vergangene Woche in Korbach:
Baby stürzt Kaufhaus-Rolltreppe hinab - Hubschrauber (02.03.2012, mit Video und Fotos)