Patient rastet aus: Sechs Klinikmitarbeiter schwer verletzt

Dienstag, 31. Mai 2016 16:09 geschrieben von  Migration

BAD WILDUNGEN. Ein psychisch erkrankter Patient ist am frühen Dienstagmorgen in der Bad Wildunger Asklepios-Stadtklinik völlig ausgerastet, hat sechs Mitarbeiter attackiert und schwer verletzt sowie beim Randalieren einen Schaden in fünfstelliger Höhe verursacht. Der 22-Jährige sprang anschließend aus einem Fenster im zweiten Stock und wurde schwer verletzt.

"Das hat es in dieser Form und in diesem Ausmaß noch nicht gegeben", sagte am Dienstag Notarzt und Asklepios-Mediziner Dr. Christian Wöhner gegenüber 112-magazin.de. Er hatte in der Nacht Notarzt-Dienst in der Badestadt und war gemeinsam mit einer RTW-Besatzung zu einem chirurgischen Notfall in die Klinik gerufen worden. Beim Eintreffen war der durch den Sprung aus etwa acht Metern Höhe unter anderem am Rücken verletzte Patient noch immer äußerst aggressiv. Er griff weiterhin Klinikpersonal und auch hinzu gerufene Polizisten an. Der in Bad Wildungen wohnende Mann wurde schließlich von Polizisten auf der Krankentrage fixiert und von Rettungskräften mit einem RTW zur medizinischen Behandlung in eine Klinik nach Kassel eingeliefert.

Wegen angeblicher Armschmerzen in Klinik
Das, was zuvor in der Klinik passiert war, gleicht einem absoluten Horror-Szenario und wird die traumatisierten Betroffenen wohl noch lange begleiten - die fünf jungen Frauen und ein Mann haben nicht nur schwere Kopf- und Gesichtsverletzungen erlitten, sondern werden nach Einschätzung Wöhners vor allem mit den psychischen Folgen der Attacke zu kämpfen haben. Und dabei deutete zunächst nichts auf einen solchen Angriff hin: Der 22-Jährige war nämlich am Abend gegen 21.30 Uhr von der Besatzung eines von ihm selbst gerufenen Rettungswagens in die Klinik gebracht worden, weil der junge Mann nach eigenen Angaben Schmerzen an einem Arm hatte.

Bei der Aufnahme stellte sich jedoch nach Asklepios-Angaben heraus, dass der Patient gar keine körperlichen Beschwerden hatte; vielmehr litt er unter einer Psychose, weshalb der Wildunger über Nacht in der Inneren Station im zweiten Stock aufgenommen werden sollte. Dort rastete er dann gegen 3 Uhr früh völlig aus - offenbar weil er sich vom Klinikpersonal verfolgt fühlte.

"Nicht mehr Herr seiner Sinne"
Der 22-Jährige schlug zunächst, auch mit Gegenständen, auf zwei Mitarbeiter der Inneren Abteilung ein, fügte ihnen schwere und teils stark blutende Verletzungen zu. Die Mitarbeiterin der Aufnahme im Erdgeschoss, die zufällig in diesem Moment die Station betrat, wurde ebenfalls angegriffen und verletzt. Die Attackierten verschanzten sich und suchten Schutz  vor dem außer Kontrolle geratenen Patienten. Am schwersten traf es Augenblicke später eine junge Assistenzärztin (25), die auf die Station eilte und dem wild um sich schlagenden Mann genau in die Arme lief: Mit einem zwei Meter langen Stück Holz, das er aus der Verkleidung eines Stationstresen gerissen hatte, schlug der 22-Jährige mehrfach auf die junge Medizinerin ein - ins Gesicht, auf den Kopf und in den Nacken. Die Ärztin erlitt zudem Verletzungen an den Armen, als sie die Schläge abzuwehren versuchte.

Vom Lärm und den Schreien aufgeschreckt, kamen zwei weitere Mitarbeiter einer anderen Station hinzu, und auch sie bekamen die volle Wucht der Aggressionen schmerzhaft zu spüren. "Der Mann war nicht mehr Herr seiner Sinne", erklärte der Notarzt, der von Verfolgungswahn des 22-Jährigen sprach. Der ausgerastete Patient habe in seinem Zustand mehrere Computer- und medizinische Überwachungsmonitore zu Boden gerissen, diverse weitere Gegenstände zerstört und mit "allem zugeschlagen, was er in die Hände bekam", schilderte Dr. Wöhner. Allein der Sachschaden betrage rund 10.000 Euro. Zum Glück für das Personal habe der junge Mann dann dem massiven Übergriff selbst ein Ende gesetzt und sei aus dem Fenster aus dem zweiten Stock in die Tiefe gesprungen.

Trotz schwerer Verletzungen Dienst fortgesetzt
Die Mitarbeiter der Klinik, die dazu noch in der Lage waren, eilten dem Schwerverletzten draußen auf einer Wiese zur Hilfe. Trotz der erlittenen Wirbelfrakturen sei der Mann noch auf das Personal und zwei Polizisten losgegangen. Während sich ein anderer Asklepios-Artz schließlich die Versorgung des Angreifers übernahm, eilte Wöhner auf die Innere Station. Dort habe er zunächst eine Sichtung vorgenommen, welche der sechs verletzten Personen am dringendsten ärztlicher Hilfe bedürfen. Ein Problem sei gewesen, dass die Patienten der Klinik hätten weiter versorgt werden müssen. Die Kollegen hätten trotz ihrer Verletzungen weiter ihren Dienst versehen, teilweise mit Kühlakkus auf den verletzten Stellen. Erst nach und nach sei es wegen der personellen Situation in der Nacht möglich gewesen, die Verletzten in der chirurgischen Ambulanz behandeln zu lassen.

"Schutzlos ausgeliefert"
Im Rückblick auf den äußerst gewaltsamen Vorfall in der Nacht sagte der Notarzt, die Kollegen seien dem Mann "schutzlos ausgeliefert" gewesen. Es habe in der Vergangenheit immer wieder Aggressionen und teilweise auch Angriffe gegen Klinikpersonal gegeben, doch dieser Fall übertreffe alles ihm bisher Bekannte und Erlebte. "Was löst das aus", stellte der Mediziner stellvertretend für die sechs Verletzten die Frage nach den Folgen. Ob eine der fünf jungen Frauen und der junge Mann in naher Zukunft angesichts der erlittenen Traumata in der Lage seien, zum Beispiel Nachtdienste zu versehen, werde sich zeigen. Auf jeden Fall habe die Attacke gezeigt, wie gefährlich die Tätigkeit in einem Pflegeberuf sein kann, meinte Dr. Wöhner. Ihm selbst war vor vielen Jahren in einem Rettungseinsatz die Nase gebrochen worden, als er einen Patienten versorgen wollte.

Welche Konsequenzen zieht Klinik?
Für den 22-Jährigen wird der Fall polizeiliche Ermittlungen nach sich ziehen. So stehen unter anderem Vorwürfe wie gefährliche Körperverletzung und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte im Raum. Ob der Mann jedoch wegen seiner Erkrankung strafrechtlich zur Rechenschaft gezogen werden kann, steht derzeit noch nicht fest. Unklar ist laut Notarzt Dr. Christian Wöhner auch noch, wie die Klinik auf den Vorfall reagiert - zum einen in Bezug auf zivilrechtliche Forderungen, zum anderen aber auch wegen eventueller künftiger Sicherheitsvorkehrungen.

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Zuletzt bearbeitet am Dienstag, 31. Mai 2016 17:11

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