HERZHAUSEN. Nach einen ungewöhnlichen Unfall auf einem Campingplatz bei Herzhausen vor zweieinhalb Monaten liegt der Polizei nun das Gutachten eines Sachverständigen vor. Die Expertise stellt den seinerzeit geschilderten Ablauf jedoch in Frage.
Ein 19-Jähriger aus Dautphetal (Marburg-Biedenkopf) war am Samstagabend, 7. Juli, in seinem Zelt liegend von einem Auto überrollt und schwer verletzt worden. Bei der Unfallaufnahme durch die Frankenberger Polizei stellte sich der Sachverhalt so dar, dass sich ein ungenügend gesicherter Mercedes auf einem leichten Gefälle selbständig gemacht hatte, losrollte und den schlafenden Dautphetaler in seinem Zelt überrollte. Der junge Mann wurde nach der Erstversorgung durch Rettungskräfte und den Notarzt mit dem Siegener Rettungshubschrauber Christoph 25 in eine Marburger Klinik geflogen.
"Was zunächst wie ein tragischer Unfall aussah, wird jetzt durch ein Gutachten in Frage gestellt", sagte am Freitag Polizeisprecher Volker König. Bei der Rekonstruktion des Unfallgeschehens am Unfallort habe der Gutachter nämlich festgestellt, dass dieser Tathergang "nicht plausibel erscheint". Die Polizei hofft nun auf die Zeugenaussagen, um Licht ins Dunkel zu bringen. Auf dem Campingplatz hielten sich am Abend des Vorfalls zahlreiche Besucher auf. Die Zeugen, sowohl aus dem Umfeld des Verletzten als auch des Fahrzeugnutzers, seien bislang nicht gehört worden - man habe zunächst das Gutachten abwarten wollen, sagte König auf Nachfrage.
Der 24 Jahre alte Nutzer des Wagens macht als Beschuldigter bislang von seinem Recht Gebrauch, die Aussage zu verweigern, und lässt sich durch einen Rechtsanwalt vertreten. Der Verletzte hat laut Polizeisprecher immer noch mit den Folgen des Unfalls zu kämpfen. Nach mehreren Operationen befindet er sich in einer Reha-Maßnahme. "Es ist fraglich, ob er gesundheitlich wieder voll hergestellt werden kann", sagte König am Freitag.