KORBACH. Januar – die Zeit des Schülerpraktikums der Alten Landesschule Korbach. Wie jedes Jahr haben die Schüler der 9. Klasse die Chance, für zwei Wochen in die Arbeitswelt einzutauchen. Zahlreiche Betriebe und Behörden haben sich dazu bereiterklärt, Praktikanten anzunehmen – darunter auch das Amtsgericht Korbach und das 112-magazin.
Heute bin ich mit meiner Klassenkameradin und Freundin Anna-Lena Ebert und ihrer Betreuerin, Elke Mayer, im Amtsgericht verabredet, um mir ein Bild von ihrem Praktikumsplatz zu machen.
Schwere Türen, knarrende Treppen – irgendwie finde ich das Amtsgericht ja doch ganz schön beeindruckend. Nachdem wir unseren Weg durch die neue Sicherheitskontrolle gemacht haben, warten Anna-Lena und Rechtspflegerin Mayer auch schon auf uns. "Also ich interessiere mich seit gut einem Jahr fürs Thema Jura, als wir darüber in der Schule gesprochen haben", sagt Anna-Lena Ebert, "es ist einfach toll, wie vielseitig die Arbeit eines Juristen ist. Auch interessant finde ich es, zu erfahren, wie viele Menschen mit welchen Mitteln dazu beitragen, dass zum Beispiel Sachverhalte aufgeklärt, Menschen verurteilt oder Bürgerstreitigkeiten geschlichtet werden", so Anna-Lenas Antwort auf die Frage, wie es denn zum Interesse für die "Juristerei" kam.
Praktikanten als zusätzliche Belastung?
Diese Antwort dürfte auch Elke Mayer freuen, da das Interesse der Praktikanten für den Job einer der Gründe ist, warum sie die Jugendlichen so gerne betreut - auch wenn die insgesamt eine gute Handvoll Praktikanten im Korbacher Amtsgericht einen zusätzlichen Aufwand für die Bediensteten darstellt. Diesen Eindruck hat Anna-Lena jedoch nicht bekommen. Egal, wen sie etwas fragt, sie bekommt immer eine freundliche und ausführliche Antwort. Sie wird auch von allen ernst genommen. "Das mache ich daran fest, dass ich Aufgaben, die zwar klein sind, aber trotzdem Verantwortungsbewusstsein fordern, zugeteilt bekomme. Ich muss nicht den ganzen Tag nur rumsitzen und zuhören und werde auch nicht anders behandelt als die Kollegen."
Vor dem Praktikum hatte sie aber noch ein ganz anderes Bild vom Amtsgericht. Sie dachte, dass die Menschen und ihre Arbeit immer perfekt und total durchorganisiert sind. Die Schülerin hatte auch Angst, dass sie als Praktikantin die Arbeit der anderen stören und nicht ernst genommen werden würde. Aber das hat sich ja erfreulicherweise nicht bestätigt.
Über Gleichberechtigung und Zukunftspläne
"Unsere Praktikanten werden genau so behandelt wie alle anderen Mitarbeiter", versichtert Frau Mayer. Auf die Frage, ob es zum Beispiel beim Umgang mit Daten von Angeklagten oder anderen Beteiligten Bedenken gibt, wenn Praktikanten dabei sind, sagt die Rechtspflegerin: "Nein, da gibt es keinerlei Bedenken. Unsere Praktikanten unterliegen genauso wie unsere Angestellten der Schweigepflicht, was sie auch unterschreiben mussten. Bei Verstoß drohen strafrechtliche Konsequenzen."
Da stellt sich die Frage von Praktikantin zu Praktikantin: Wäre das ein Job für dich? "Ich habe zwar noch keine konkreten Pläne für die Zukunft, könnte mir aber schon vorstellen, in die juristische Richtung zu gehen. Vor allem finde ich den Beruf des Richters sehr interessant", fasst die 15-Jährige ihre ersten Eindrücke zusammen. Da es so viele verschiedene Abteilungen gibt, "ist es in der Justiz immer abwechslungsreich. Außerdem finde ich es toll, nicht nur mit, sondern auch für Menschen zu arbeiten." Da hat Anna-Lena gerade schon einen der Gründe genannt, warum das Amtsgericht überhaupt Praktikanten annimmt.
Einblick ins Berufsleben
"Wir wollen zum einen dazu beitragen, den Jugendlichen einen Einblick in das Berufsleben zu bieten, deswegen sind sie auch in verschiedenen Abteilungen untergebracht. Ein weiterer Grund ist, dass vor allem kleine Wirtschaftsbetriebe oft gar keine Chance dazu haben, Praktikanten zu betreuen. Deswegen will das Amtsgericht den Jugendlichen erst recht die Möglichkeit geben, hier ihr Praktikum zu machen."
Hört sich doch alles super an! Aber anstrengender als Schule ist das Praktikum irgendwie schon. Ich frage mich, ob Anna-Lena das auch so sieht. "Es gibt andere Sachen, die man verarbeiten muss, wie zum Beispiel die vielen neuen Eindrücke. Man weiß auch nicht genau, was einen am nächsten Tag erwartet, was in der Schule anders ist. In der Schule muss man Projekte, Schul- und Hausaufgaben machen, woran man schon gewöhnt ist. Hier muss man zuhören, verstehen und anwenden können, was meiner Meinung nach eine andere Art von Anstrengung ist." Wie gut, dass ich mit meiner Meinung nicht allein bin.
Und nun wieder die breite, knarrende Treppe hinunter und durch die schwere Eingangstür hindurch. Wir verabschieden uns kurz von Anna-Lena und Frau Mayer und bedanken uns für ihre Mühe. Mich persönlich hat das Gespräch mit den beiden echt umgestimmt – von wegen Akten entstauben! Ich dachte, die Arbeit im Amtsgericht wäre super langweilig, vor allem als Praktikantin!
Mich hat es gefreut, auch mal zu sehen, wie andere ihr Praktikum erleben. Ich hoffe natürlich, dass alle anderen mit ihren Platz auch so zufrieden sind wie Anna-Lena und ich. Und wenn nicht, auch nicht schlimm – dann weiß man hinterher immerhin, was man später mal NICHT machen will!
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