Tödlicher Zusammenstoß mit Linienbus

Dienstag, 03. Dezember 2019 08:32 geschrieben von  Migration
Der Audi Q5 wurde beim Aufprall mit dem Bus bis zur Unkenntlichkeit zerstört. Der Audi Q5 wurde beim Aufprall mit dem Bus bis zur Unkenntlichkeit zerstört. Fotos: Matthias Böhl, 112-Magazin

SOMPLAR. „Wahnsinn. Das muss man sich mal vorstellen. Ach Du Schande...“, die Stimme des Feuerwehrmannes verstummt. Viel sagen muss er auch nicht. Sein Gesichtsausdruck, der spricht Bände. Der ehrenamtliche Helfer steht vor dem Wrack, aus dem er gerade einen Menschen befreit hat, der seine Fahrt auf der L 3073 von Frankenberg in Richtung seiner Heimat Hallenberg nicht überlebt hat. Der Audi Q5 des 74-jährigen steht im Graben kurz vor Somplar. Gedreht entgegengesetzt zur Fahrtrichtung und bis zur Unkenntlichkeit zerstört.

Zuvor war der Senior mit einem Linienbus frontal zusammengestoßen – warum, das ist bislang völlig unklar. Die Landstraße zwischen Somplar und Frankenberg ist voll gesperrt. Sie gleicht einem Trümmerfeld. Der Gelenkbus, der auf der anderen Fahrspur steht, wurde in die Leitplanken gedrückt und im Frontbereich so sehr zerstört, dass er nicht mehr fahrbereit ist. Das Vorderrad des Audis wurde herausgerissen und im Bereich der Lenkung des Busses eingeklemmt.

„Was wir sehen, spricht für sich“, sagt mir ein Polizeibeamter. Er war mit seinen Kollegen der Frankenberger Polizeistation gerufen worden, um die Unfallaufnahme durchzuführen. Neben ihm und seinen Kollegen waren rund 25 Feuerwehrleute aus Bromskirchen und Somplar im Einsatz. Der stellvertretende Kreisbrandinspektor, der Gemeindebrandinspektor von Bromskirchen, ein Notfallseelsorger, mehrere Rettungswagen von DRK und Maltesern, ein Notarzt, ein Gutachter der Dekra. Sie alle waren auf die Landstraße geeilt, um den Beteiligten dieses schweren Unfalles zu helfen, die Schuldfrage zu klären und die Einsatzstelle sicher zu machen. Aber der Notfallseelsorger auch, um für die Kameraden und Ersthelfer da zu sein, für die die vor Ort erlebten Eindrücke zu zermürbend gewesen sein könnten.

Für jenen jungen Lkw-Fahrer vielleicht, der als Ersthelfer an der Unfallstelle war. Der noch versucht hat, dem Mann im Fahrzeug zu helfen. Er kommt mit mir ins Gespräch, schildert mir seine Eindrücke, die er vor Ort erlebt hat. Wir vereinbaren, dass diese unter uns bleiben. Aber eins steht fest und darf hier auch gesagt werden: Ein toller Mensch!

Vielleicht für den Praktikanten des Rettungsdienstes, der als dritter Mann in einem der Rettungswagen mit zur Einsatzstelle gefahren ist. Vielleicht für die Feuerwehrleute, die einen toten Menschen aus einem Auto befreien mussten. Vielleicht für die Polizeibeamten, die nun nur noch die persönlichen Gegenstände des Mannes aus dem Auto suchen und den Hinterbliebenen übergeben können. Vielleicht für die Beifahrerin des Audis, die mit einem Schock ins Krankenhaus kam. Vielleicht auch für den Unfallgegner. Einen Busfahrer, der mit seinem Gelenkbus in Richtung Frankenberg unterwegs war und von dem Wagen getroffen wurde. Denn sie alle sind nur Menschen, auch wenn sie vielleicht öfters als der Normalbürger mit Extremsituationen zu Recht kommen müssen.

Wie eingefroren wirken die beiden zerstörten Fahrzeuge. Sie wurden mit Kreidestrichen auf der Fahrbahn markiert. „Es gibt keine Zeugen“, erklärt mir der Polizeibeamte. Er kann mir nicht viel zum Unfallhergang sagen. Das muss alles noch ermittelt werden. Der Mann von der Dekra, der scheinbar routiniert seine Arbeit aufnimmt – der soll einen großen Teil dazu beitragen. Er beginnt mit Vermessungen, Aufzeichnungen, Fotografien. Nimmt alles genau in Augenschein. Er kann die Spuren gegebenenfalls zum Reden bringen und so für die Beteiligten und Hinterbliebenen die quälende Frage klären, was hier in den Sekunden vor dem Aufprall geschehen ist. Die Staatsanwaltschaft Marburg, die in die Ermittlungen eingebunden wurde, hat die beiden Unfallfahrzeuge sicherstellen lassen. Nach Stundenlanger Sperrung wurden der Audi und der Bus geborgen und abgeschleppt. Die Rettungswagen fuhren zurück in ihre Standorte. Die Feuerwehrkameraden rückten ein. Die Polizeibeamten fuhren die Wache an, die Abschlepper waren weg. Was blieb waren die stummen Zeugen dieses Dramas und die Kreidestriche auf der Fahrbahn.

Ein Like unter dem Artikel sehen wir als Daumen hoch für den tollen Lkw-Fahrer der nicht weggeschaut hat, als jemand seine Hilfe brauchte. Für die ehrenamtlichen Feuerwehrleute, die sich immer wieder extremen Eindrücken aussetzten. Die Rettungsdienstmitarbeiter, die hier leider trotz hervorragender Ausbildung nicht mehr helfen konnten. Die Polizeibeamten und die Notfallseelsorger, die bei den Hinterbliebenen die richtigen Worte finden mussten. Den Mann von der Dekra, der die vielen offenen Fragen klären soll. Und auch für die Bestatter, die den Senior nach seinem Tod an der Unfallstelle abholen mussten.

Zuletzt bearbeitet am Dienstag, 03. Dezember 2019 09:34

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