BAD AROLSEN. Einen hochmodernen Einsatzleitwagen (ELW) durfte die Feuerwehr der Residenzstadt Bad Arolsen am 9. Februar in Empfang nehmen. Das Fahrzeug löst den mittlerweile in die Jahre gekommenen alten Einsatzleitwagen ab, der mit der modernen Technik einfach nicht weiter Schritt halten konnte.
Die Einführung des hessenweiten Digitalfunkes versagte dem Fahrzeug dann endgültig den Dienst, da eine effektive Umrüstung hier nicht wirtschaftlich gewesen wäre. Mit der Aufnahme des neuen ELW in den Bedarfs- und Entwicklungsplan, legte Stadtbrandinspektor Karl-Heinz Meyer bereits im Jahr 2014 den Grundstein der Neubeschaffung.
Neben Lösch- und Hilfeleistungsfahrzeugen braucht eine Feuerwehr eben auch leistungsfähige Führungsfahrzeuge, die im Einsatzfall die Kommunikation und Dokumentation übernehmen, einen Besprechungsraum bieten, oder für besondere Aufgaben abgestellt werden können, erklärte der Bad Arolser Feuerwehrchef.
Die Kommunikation der Einsätze ist in den vergangenen Jahren immer wichtiger geworden und wird häufig noch im Nachgang von Staatsanwälten oder Versicherungen angefragt. Die Notwendigkeit eines solchen Fahrzeuges ist daher nicht verhandelbar, stellte Meyer in seiner Eröffnungsrede fest. Neben dem ersten Kreisbeigeordneten und Dezernenten für Brand- und Katastrophenschutz Karl-Friedrich Frese, war auch Landtagsabgeordneter Armin Schwarz sowie zahlreiche Abgeordnete der umliegenden Feuerwehren zur feierlichen Fahrzeugübergabe in die Barockstadt gekommen. Da der neue Einsatzleitwagen nicht nur den Feuerwehren zur Verfügung steht, nahmen auch Vertreter des Rettungsdienstes sowie der DLRG an der Veranstaltung teil.
Bürgermeister Jürgen van der Horst betonte in seinem Grußwort die Notwendigkeit, mit der man der dynamischen Entwicklung von Informationstechnologien folgen müsse. Sonst laufe man Gefahr, von diesen Technologien abgehängt zu werden. Gerade unter diesem Aspekt wurde auch das Fahrzeug speziell auf die Belange der Feuerwehr Bad Arolsen zugeschnitten. So habe man zwar auf die Förderungen von Kreis und Land verzichtet, doch konnte auf diese Weise viel mehr Einfluss auf die Ausstattung des Fahrzeugs genommen werden. Die Anschaffungskosten in Höhe von 124.000 Euro stemmte allein die Stadt Bad Arolsen, mit weiteren 10.000 Euro unterstützte der Verein der Feuerwehrkameradschaft Bad Arolsen.
Die wohl weiteste Anreise an diesem Abend hatte Herr Vrielink, der als Vertreter der Firma BOS Mobile Systeme zur Fahrzeugübergabe angereist war. Das norddeutsche Unternehmen aus Haren an der Ems hat sich auf den Ausbau von Sonderfahrzeugen spezialisiert. Nachdem die Feuerwehr Bad Arolsen im Juni 2015 erste Kontakte mit der Firma auf der Interschutz in Hannover knüpfte, reiste eine Abordnung im Jahr 2016 zur Firmenbesichtigung nach Norddeutschland. Als zielstrebig und bestens über die technischen Möglichkeiten informiert, beschrieb Vrielink die Arolser Feuerwehrkameraden.
Er lobte die Zusammenarbeit als äußert positiv und konstruktiv auf einem sehr freundschaftlichen Verhältnis. Im Anschluss an die Grußworte übergab Bürgermeister van der Horst das neue Fahrzeug an die Bad Arolser Kameraden. Stellvertretend für die neuen Technologien, überreichte er einen symbolischen Schlüssel auf einem iPad. Das Fahrgestell des rund 4,6 Tonnen schweren ELW bildet ein Mercedes- Benz Sprinter mit Automatikgetriebe und kräftigen 163 PS.
Er bietet sechs Sitzplätze und kann in zwei separate Räume unterteilt werden. Fahrer- und Beifahrersitz lassen sich hierbei um 180° schwenken, sodass im mittleren Fahrzeugteil ein Besprechungstisch mit vier Sitzplätzen entsteht. Im hinteren Teil des Fahrzeuges stehen zwei Funkarbeitsplätze zur Verfügung, die über jeweils zwei Monitore sowie die notwendigen Peripheriegeräte verfügen.
Das neue Fahrzeug kann drucken, faxen und scannen, bietet aber auch die Möglichkeit Mails zu schreiben oder Daten per Telefon oder Funk auszutauschen. Ein eigenes W-LAN sowie Telefone runden die Möglichkeiten des Informationsaustausches ab. Im Heck des Fahrzeuges befinden sich weitere Materialien wie ein Antennenmast, 50 Meter Netzwerkkabel, Leitungsroller, Türöffnungs- und Absperrmaterial sowie Gasmessgeräte und Beleuchtungssysteme.
Mit 10.000 Euro hat sich auch der Verein der Feuerwehrkameradschaft Bad Arolsen am neuen Fahrzeug beteiligt und etwa die hinteren drehbaren Sitze, die Klimaanlage, das Xenonlicht sowie die Martinhornanlage gesponsert. Diese Ausstattungen bieten nicht nur höheren Komfort, sondern erhöhen auch die Sicherheit im und am neuen Fahrzeug. Die drehbaren Sitze sind somit nicht nur bequemer als Bürostühle, sie erlauben nun auch die sichere Mitnahme von zwei weiteren Personen im hinteren Bereich des Fahrzeuges, was im alten Fahrzeug nicht möglich war.
Die Klimaanlage soll dafür sorgen, dass bei sommerlichen Temperaturen nicht nur die Technik möglichst lange durchhält, sondern auch die Kameraden immer einen kühlen Kopf bewahren. Seinen ersten Einsatz hatte das neue Fahrzeug bereits auf der Überführungsfahrt nach Bad Arolsen, als sich auf der Autobahn ein Unfall unmittelbar vor dem neuen Einsatzleitwagen ereignete. Mit Blaulicht und der auffälligen Heckwarnbeklebung sicherten die Kameraden die Unfallstelle bis zum Eintreffen der Polizei ab.
Die heimische Feuertaufe erlebte das neue Fahrzeug dann beim Sturmtief "Friederike", bei dem auch die Bad Arolser Kameraden eine Vielzahl an Einsätzen abarbeiten mussten. Diese Einsätze wurden hierbei direkt aus dem neuen Einsatzleitwagen geführt, der Umgang mit der Technik funktionierte aufgrund zahlreicher Übungseinheiten bereits tadellos.