HERZHAUSEN. Das ist schon ein starkes Stück: Die Rettungsschere der Feuerwehr Herzhausen ist von unbekannten Tätern gestohlen worden. Gemeindebrandinspektor Bernd Schenk und Bürgermeister Matthias Stappert sind fassungslos, die Polizei ermittelt. Mit einem Leihgerät bleibt die Wehr vom Edersee vorerst einsatzbereit, die Anschaffung einer neuen Hydraulikschere ist bereits auf den Weg gebracht.
Die etwa 5000 Euro teure und ohne Zubehör rund 20 Kilogramm schwere Rettungsschere vom Typ Weber RSX 200-107 war erst im November 2011 angeschafft worden. Verlastet, wie es im Feuerwehrjargon heißt, war das hydraulische Rettungsgerät mit einer Schneidkraft von mehr als 100 Tonnen auf dem Löschgruppenfahrzeug LF 10/6 der Feuerwehr Herzhausen. Vom Gerätehaus in der Ederstraße rückten die Kameraden unter Leitung von Jan-Kristof Homann mit der Rettungsschere vor allem zu Verkehrsunfällen auf der Bundesstraße 252 aus.
Wann genau es zu dem Diebstahl gekommen ist, steht nicht zweifelsfrei fest. Als die Feuerwehr Herzhausen am 23. Januar beim Brandeinsatz in Dorfitter gefragt waren, da war die Rettungsschere nach Auskunft von Gemeindebrandinspektor Bernd Schenk noch an Ort und Stelle im LF 10/6. Auch einen Tag später, als die Vöhler Wehren ihre Frankenauer Kameraden bei einem Verkehrsunfall mit zwei eingeklemmten Frauen unterstützten, war das Gerät noch da. Bei den Vorbereitungen für die Ausbildung bemerkte der Gemeindebrandinspektor dann am 16. Februar im Gerätehaus von Herzhausen, dass die Rettungsschere fehlt.
"Hastig herausgenommen"
"Es sah alles so aus, als wäre das Gerät hastig aus dem Fahrzeug genommen worden", sagt Schenk auf Anfrage von 112-magazin.de zu den Umständen. Auch seien die Drahtseile, mit denen die Verschlusskappen der Hydraulikkupplungen befestigt waren, mit einem Seiten- oder Bolzenschneider durchtrennt worden. Weil das Löschgruppenfahrzeug nach den genannten Einsätzen nicht mehr bewegt wurden, muss der Diebstahl laut Gemeindebrandinspektor im Gerätehaus begangen worden sein. Da es aber keine Spuren eines Einbruchs festzustellen waren, kommt für Gemeindebrandinspektor Schenk und Bürgermeister Matthias Stappert nur ein Tattag in Betracht: Der 7. Februar - an diesem Abend hielt die Wehr ihre Jahreshauptversammlung ab, das Gerätehaus war nicht verschlossen.
"Wer macht so etwas in dem Wissen, dass die Feuerwehr dieses Gerät braucht, um Menschenleben zu retten", fragt sich der Chef der Gemeindeverwaltung. Laut Stappert könne man von großem Glück sprechen, dass der Diebstahl der Rettungsschere vor einem Ernstfall bemerkt und die Wehr nicht an einer Unfallstelle vom Fehlen des hydraulischen Werkzeugs überrascht wurde. Die Nachricht vom Diebstahl der Schere habe bei ihm Fassungslosigkeit ausgelöst, sagt der Bürgermeister. Es bedarf schon einer "großen Portion krimineller Energie", eine solche Tat zu begehen. Über die Hintergründe könne er nur spekulieren.
HSK: Geldautomat 2014 mit gestohlenem Spreizer geknackt
Auch Gemeindebrandinspektor Schenk ist ratlos, da das für den Betrieb der Schere notwendige Hydraulikaggregat nicht gestohlen wurde. Im vergangenen Jahr hatten Einbrecher in Niedersfeld den Spreizer der dortigen Feuerwehr gestohlen - mitsamt Zubehör. Wenig später setzten die Unbekannten das Gerät ein, um einen Geldautomaten mit der unbändigen Kraft des hydraulischen Rettungsgerätes zu knacken (112-magazin.de berichtete, zum Artikel hier klicken). Im Herzhäuser Fall hat die Polizei die Ermittlungen aufgenommen, wie Polizeisprecher Volker König auf Anfrage bestätigte. Eine heiße Spur verfolge man aber derzeit nicht. Hinweise auf den oder die Täter nimmt die Wache in Korbach unter der Rufnummer 05631/971-0 entgegen.
Die Anschaffung einer neuen Rettungsschere werde für die Gemeinde aller Voraussicht nach keinen finanziellen Kraftakt bedeuten. Laut Bürgermeister Stappert sind die Feuerwehrfahrzeuge samt Inhalt versichert. "Wir gehen davon aus, dass die Versicherung die Kosten für die Neubeschaffung erstattet", sagt der Verwaltungschef. Man werde zudem alle Vorkehrungen treffen, dass sich ein solcher Fall nicht wiederholt.
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