Kripo warnt vor Schockanrufen

Samstag, 26. Mai 2012 15:35 geschrieben von  Migration

MARBURG-BIEDENKOPF. Die Kripo Marburg ermittelt in bislang zehn Fällen, in denen perfekt russisch sprechende Anrufer sich als Familienangehörige ausgeben und frei erfundene, dramatische Unglücke schilderten, um Gelder zwischen 3000 und 17.000 Euro zu erhalten. Betroffen in Marburg waren ausschließlich Männer und Frauen mit entsprechender Herkunft im Alter zwischen 50 und 82 Jahren.

Bislang kam es aus verschiedenen Gründen noch nicht zu einer Geldübergabe. Die Kripo warnt ausdrücklich vor diesen sogenannten Schockanrufen. Hierbei handelt es sich um eine besonders perfide und verwerfliche Variante des bekannten Enkeltricks, also um Betrug. Der Anrufer ist einzig und allein auf das Geld aus. Die wie auch immer dargestellte Notsituation ist frei erfunden und entbehrt jeder Grundlage. Verschiedene Opfer konnten über das Display ihres Telefons diverse Telefonnummern mit litauischer Kennung ablesen.

Die Polizei rät dringend, bei solchen Anrufen nicht auf die Forderungen einzugehen, sich die angezeigte Rufnummer zu notieren und sprachliche Besonderheiten des Anrufers einzuprägen. Wer zu einem Rückruf aufgefordert wird, sollte nicht anrufen, sondern die genannte Rufnummer - sie beginnt meistens mit der Vorwahl 00370 für Litauen - unverzüglich der nächsten Polizeidienststelle melden.

Diese bundesweit immer wieder auftretenden Schockanrufe sind nicht neu. Im Landkreis Marburg-Biedenkopf kam es seit vergangenem Sonntag zu dieser Vielzahl von bislang bekannten Anrufen. Die Angerufenen waren ausnahmslos deutsche Staatsbürger mit Herkunft aus den ehemaligen Sowjetstaaten. In allen Fällen schilderten die unterschiedlichen Anrufer (Männer und Frauen) in perfektem Russisch ein schädigendes Ereignis wie zum Beispiel einen schweren Sturz oder einen Verkehrsunfall. Die dramatisch geschilderten Folgen der Vorfälle mit bevorstehender Haft oder schwerwiegenden Verletzungen der Angehörigen und/oder von angeblich nicht versicherten Dritten wirkten bei jedem der Opfer sehr schockierend. Diesen Schockzustand nutzten die Anrufer. Sie begründeten die zur Hilfe notwendigen, finanziellen Forderungen mit den Kosten für operative Eingriffe, ärztliche Behandlungen oder aber zur Abwendung der Inhaftierung.

Die Anrufer gingen in allen Fällen geschickt und vielfältig vor. Teilweise erfolgten "Ausspähungsanrufe", die einzig dem Ziel dienten, die Familien- oder Freundschafts- oder Bekanntenverhältnisse auszukundschaften und Namen zu erfahren. Später riefen dann die vermeintlichen nahen Angehörigen oder guten Bekannten an und schoben das gepresste oder weinerliche oder undeutliche Sprechen auf die erlittenen Verletzungen zurück. Wenn die Namen durch die Voranrufe nicht herauszubekommen waren, versuchten sie nun durch die weitere geschickte Gesprächsführung, "ihren" Namen zu erfahren. Klappte das auch nicht, schwenkten die Anrufer um und kündigten wegen der Schwerfälligkeit des Sprechens den Rückruf eines bereits beauftragen "Rechtsanwalts" an. Der meldete sich auch prompt und versuchte dann, auf dieselbe Masche, an das Geld des Anrufers zu kommen.

Die Kripo Marburg verteilt in den nächsten Tagen in öffentlichen Gebäuden Handzettel und Plakate, die in russischer und deutscher Sprache vor diesen Schockanrufen warnen und hilfreiche Verhaltenstipps enthalten. Wer einen solchen Schockanruf erhält, sollte je nach Ergebnis des rückversichernden Anrufs bei dem angeblichen Verwandten oder Bekannten unbedingt die für seinen Wohnort zuständige Polizei aufsuchen und eine Anzeige wegen des versuchten Betrugs erstatten.

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