NORDHESSEN. Unbekannte Betrüger haben am Mittwoch (5. Juli 2023) eine Frau aus Bad Emstal (Landkreis Kassel) und einen Senior aus Gudensberg (Schwalm-Eder-Kreis) mit der miesen Masche des Schockanrufs um ihre Ersparnisse gebracht. In beiden Fällen gingen die Täter äußerst geschickt vor und dirigierten ihre Opfer nach Kassel, wo am Nachmittag insgesamt mehrere zehntausend Euro an zwei Geldabholer übergeben wurden. Die Beamten der Kasseler Kripo führen die weiteren Ermittlungen zu den beiden Betrugstaten, die auf das Konto ein und derselben Täterbande gehen dürften. Die Polizei erbittet Zeugenhinweise.
Kind angeblich nach Unfall in Lebensgefahr
Zunächst war gegen Mittag der Anruf auf dem Festnetztelefon der Frau aus Bad Emstal eingegangen. Eine weinende Frau gab sich als ihre Tochter aus und schilderte, dass sie bei einem schweren Verkehrsunfall ein Kind angefahren und lebensgefährlich verletzt habe. Dann übernahm sofort ein Mann das Telefonat und stellte sich als Polizist vor. Dieser bestätigte die Lebensgefahr bei dem Kind nach dem schweren Unfall und erklärte, dass die Tochter festgenommen wurde und nun in Haft müsse. Nur durch die Zahlung einer hohen Kaution ließe sich das noch abwenden, so der vermeintliche Beamte. Im guten Glauben, ihrer Tochter in einer Notlage zu helfen, stellte die schockierte Bad Emstalerin einen mittleren fünfstelligen Betrag in Aussicht und ließ sich von den Tätern nach Kassel lotsen. Auf einem Parkplatz vor einem Restaurant in der Goethestraße, Ecke Querallee, übergab sie das Geld gegen 13.30 Uhr an eine Abholerin. Am Nachmittag flog der Betrug schließlich auf, woraufhin das Opfer die Polizei alarmierte. Von der Geldabholerin liegt folgende Beschreibung vor.
- weiblich
- 40 bis 55 Jahre alt
- etwa 1,65 Meter groß
- hellblonde Haare, vermutlich gefärbt
- stark geschminkt
- schwarz gekleidet
- steckte das Geld in eine Handtasche
- sprach mit englischem Akzent
Zweite Geldübergabe nahe des Holländischen Platzes
Ähnlich trug sich der zweite Fall zu, bei dem der Anruf einer vermeintlichen Polizeibeamtin gegen 13.45 Uhr auf dem Festnetzanschluss des betagten Mannes aus Gudensberg eingegangen war. Glaubhaft berichtete die Frau am anderen Ende der Leitung, dass die Tochter des Seniors über eine rote Ampel gefahren sei und eine junge Fußgängerin totgefahren habe. Kurz wurde der Hörer auch an die angeblich festgenommene Tochter übergeben, die weinte und völlig aufgelöst war, da ihr nun die Untersuchungshaft drohe. Im weiteren Verlauf des Gesprächs übte die vermeintliche Polizistin mit hohen Geldforderungen großen Druck auf den Gudensberger aus. Nachdem der Senior mehrere zehntausend Euro bereitstellte, um seiner Tochter zu helfen und sie freizubekommen, fuhr er den telefonischen Instruktionen folgend nach Kassel. Gegen 15.30 Uhr erfolgte schließlich auf einem Parkplatz in der Henschelstraße, nahe des Holländischen Platzes, die Geldübergabe an einen Mann, der das Geld in eine Umhängetasche steckte und anschließend davonging. Nachdem der telefonische Kontakt zu den Tätern abgebrochen war, erkannte der Senior, dass er einem Betrug aufgesessen war und erstattete Anzeige bei der Polizei. Der Abholer wird wie folgt beschrieben.
- männlich
- etwa 40 Jahre alt
- 1,60 bis 1,65 Meter groß
- dunkle Haare, die nach vorne gekämmt waren
- bekleidet mit einer dunklen Hose und einem hellen Pullunder
- trug eine grüne Umhängetasche
Zeugen gesucht
Zeugen, die am gestrigen Nachmittag an einem der beiden Übergabeorte verdächtige Personen oder Fahrzeuge gesehen haben, werden gebeten, sich unter der Telefonnummer 0561/9100 beim Polizeipräsidium Nordhessen zu melden. (ots/r)
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