WITTGENSTEIN. Wie viele Menschen er mit seiner liebenswerten und sympathischen Art glücklich gemacht hat, wie viele er mit seinem Lächeln inspiriert hat, wie vielen er selbst ein Lächeln ins Gesicht gezaubert hat, wie vielen er mit seinen Fotos von Einsatzstellen geholfen hat – das lässt sich nicht mehr nachvollziehen.
Am Montagmorgen ist unser lieber Freund und Kollege Patrick Krause im Alter von nur 19 Jahren für immer von uns gegangen. Trotz seines intensiven Lebenswillens, seines Kampfgeistes, seiner immer positiven Grundeinstellung und einer tollen einzigartigen und fürsorglichen Familie, hat er das Ringen mit der heimtückischen Krebserkrankung verloren.
Seit 2014 hat Patrick unser Team beim 112-Magazin bereichert. Er hat er uns gezeigt, was es heißt, glücklich und zufrieden zu sein und eine Arbeit mit Liebe und Herzblut auszuführen. Weit mehr als ein Hobby, oder ein Nebenjob – eine Berufung, eine Lebensaufgabe war es für ihn, an den Einsatzstellen zu arbeiten, wobei seine besondere Liebe stets der Luftrettung galt.
Angefangen hatte er über ein geplantes Schülerpraktikum, was damals kurz vor Beginn durch die Schule wieder abgesagt wurde, weil man keinen Praktikumsbesuch von Bad Berleburg aus nach Korbach machen wollte. Trotzdem haben wir uns entschieden, Patrick ein Praktikum zu ermöglichen und ihn in seiner Wittgensteiner Heimat dann mit zu Einsätzen genommen. Eine der besten Entscheidungen, die je getroffen wurde – denn aus dem ursprünglich geplanten Praktikum ergab sich schnell, dass Patrick dauerhaft an unserer Seite bleiben wird.
Es hat allen im Team gleichermaßen Freude bereitet, einen so jungen Menschen so begeistert und erfüllt bei seinen Aufgaben zu sehen und eine so tolle und intensive Freundschaft erleben zu dürfen.
Diese Begeisterung blieb nicht nur in unserem Team, sondern schnell hatte Patrick mit seiner liebenswerten und bescheidenen Persönlichkeit die Herzen von zahlreichen Einsatzkräften im Sturm erobert. Hubschrauberpiloten, Polizeibeamten, Feuerwehrleute, THW-Helfer oder Rettungsdienstkräfte – sie alle schätzten unseren Freund sehr schnell.
Aber damit nicht genug: Auch die Menschen, die durch einen Unfall, oder einen Brand in Not geraten sind, lernten Patricks Werteeinstellungen schnell zu schätzen. Denn mit Fotos von der Einsatzstelle, die Patrick immer mit größter Wahrung der Privatsphäre von Betroffenen machte, und sie den Beteiligten hinterher stets mit einer herzlich formulierten Mail kostenlos zur Verfügung stellte, konnten viele vor Gericht oder bei Versicherungen ihre Ansprüche geltend machen und wurden so oftmals vor finanziellen Notlagen bewahrt. „Ich wünsche Ihnen trotzdem noch einen schönen Tag, auch wenn Ihr Unfall scheiße war. Freuen Sie sich, dass Sie nicht so schwer verletzt wurden...“, hatte Patrick in einer seiner ersten Mails an einen Unfallbeteiligten geschrieben.
Einmal, vor Eintreffen von Hilfskräften, war Patrick zu einem älteren Herrn ins Auto gestiegen, der aufgrund von Kreislaufproblemen im tiefsten Schneetreiben von der Fahrbahn abgekommen war und hatte seine eigene Kleidung ausgezogen, um damit den Senioren zu wärmen. Um den Mann wach zu halten, hatte Patrick ihm über sein Handy Geschichten aus dem Internet vorgelesen, bis der Mann aus dem Wagen befreit werden konnte – aufgrund der Schneelagen fast eine Stunde lang.
Nicht nur für das 112-Magazin war Patrick an Einsatzstellen tätig. Er engagierte sich auch in der Freiwilligen Feuerwehr seiner Heimatstadt Bad Berleburg und war ehrenamtlich beim DRK Bad Laasphe aktiv, wo er sogar während seiner schweren Erkrankung noch eine Ausbildung zum Rettungshelfer sehr erfolgreich absolvierte. Hauptberuflich war Patrick bei der Bundeswehr in München tätig – als Sanitäter.
Als Patrick im Oktober 2017 die zermürbende Diagnose erhielt, war das für ihn kein Grund, seine Arbeit beim 112-Magazin aufzugeben. Bis zum Schluss, bis ihn die Kräfte verließen, ist er mit größter Begeisterung Einsätze mit uns gefahren. So blieb ihm der letzte Einsatztag, an dem er noch einmal mitfahren konnte, mit einem Chemieeinsatz in Bad Laasphe und einem weiteren Einsatz mit einem Rettungshubschrauber, bei dem er mit dem Piloten Jan Weber noch einmal eines seiner größten Vorbilder getroffen hat, lange in bester Erinnerung. Beschwert oder beklagt hat Patrick sich nie. Vielmehr hat er sich um seine Mitmenschen gesorgt und alles dafür getan, dass es ihnen gut geht. Seine eigenen Bedürfnisse hat er zum Wohle seiner Mitmenschen auch während seiner Krebserkrankung bis ganz zum Ende stets hinten angestellt.
Nun müssen wir versuchen, ohne Patricks Begleitung klar zu kommen. Eine Aufgabe, die im Moment unmöglich erscheint. Die Lücke, die Patrick hinterlässt, wird nie geschlossen werden können. Ein sehr großer Teil von uns ist hier für immer weg gebrochen. Es wird immer etwas fehlen an den Einsatzstellen und vor allem im privaten Freundeskreis. Den Kollegen, den Rettungskräften, den Polizeibeamten, den Feuerwehrleuten und Hubschrauberpiloten. Wir sind unsagbar traurig.
Lieber Patrick, wenn Du zukünftig von oben auf uns herabschaust, dann habe ein Auge darauf, dass wir die Arbeit genau so weiter machen, wie sie Dir wichtig war. Und sei Dir gewiss, dass Deine Freunde Dich in Gedanken bei jedem weiteren Einsatz mit dabei haben, dass die Piloten Dir beim Abflug mit dem „Hubi“ auf halber Höhe einen lieben Gruß ganz nach oben senden und dass wir alle Dich niemals vergessen werden.
Mach`s gut, mein Freund.