Feuerwehr und Betreuer retten Heimbewohner

Donnerstag, 20. September 2018 22:19 geschrieben von  Migration

Bad Berleburg. Wenn die Bewohner des AWO-Behindertenwohnheimes in Bad Berleburg in Zukunft die Feuerwehr zum Einsatzort eilen sehen, dann haben sie wahrscheinlich keine Angst mehr. Eher werden Erinnerungen daran wach, dass die Feuerwehr es gut mit ihnen meint und ausrückt, um Menschen in Not zu helfen.

Diese Erfahrung konnten die Bewohner im Lerchenweg Dank der tollen Zusammenarbeit ihrer Betreuer der Einrichtung und der Feuerwehren aus Bad Berleburg, Berghausen und Schüllar-Wemlighausen am Donnerstagabend machen. Gerne waren die Einsatzkräfte dem Wunsch der AWO-Mitarbeiter nachgekommen, einmal eine Räumungsübung am Wohnheim durchzuführen. Hiervon profitierten drei Seiten: Die Mitarbeiter des Behindertenheimes, die ehrenamtlichen Einsatzkräfte der Feuerwehr und ganz besonders die geistig und körperlich teils schwer behinderten Bewohner der Einrichtung.

Um kurz vor 19.00 Uhr wurden die Feuerwehren alarmiert – und rückten wie im Ernstfall auch mit Blaulicht und Martinshorn zur Einsatzstelle aus. Die großen Wagen wurden vor und neben dem zu Hause der Bewohner in Stellung gebracht, eine Wasserversorgung oberhalb des Gebäudes aufgebaut und die Drehleiter zur Menschenrettung an einem Fenster an der unteren Hausseite in Position gebracht.

„Dachstuhlbrand“ lautete die Einsatzmeldung auf dem Funkmeldeempfänger. Die besondere und größte Herausforderung bei der Übung: Die Bewohner aus dem Haus retten und aus dem Gefahrenbereich bringen. Denn: „Unsere Bewohner haben kognitive Fähigkeiten auf dem Stand von dreijährigen Kindern, selten mal von fünfjährigen Kindern. Deshalb muss man sehr behutsam sein“, erklärt Ildiko Nebli-Spies, Einrichtungsleitung am Lerchenweg. Das tun die Feuerwehrleute. Ganz behutsam und pfleglich sprechen sie die Bewohner an, reichen ihnen die Hand, haken sie ein, oder tragen sie aus dem Gebäude. Sie stützen sie beim Gehen, und sprechen ruhig mit ihnen, ermutigen sie. Und es gelingt: Größtenteils ohne Angst und entspannt vertrauen die Menschen ihr Leben den ehrenamtlichen Feuerwehrleuten an. Auf dem Weg vom Haus zum Sammelplatz halten die Feuerwehrleute ihnen die Hand, und reden ganz ruhig mit ihnen. Und die Bewohner danken es ihnen sofort: Viele sagen den Feuerwehrkameraden während des Tragens nette Sätze ins Ohr, lächeln sie an, reichen ihnen die Hand und sind teilweise auch begeistert, von einem echten Feuerwehrmann gerettet zu werden. „Habe ich gut mitgemacht?“, fragen sie die Wehrleute. Für die Feuerwehrleute ist es eine echte Herausforderung, den schmalen Grat zwischen notwendiger Eile und dem erforderlichen Einfühlungsvermögen zu finden. Dass sie das geschafft haben, zeigen ihnen die behinderten Menschen ganz von selbst: Vom Sammelplatz aus winken sie ihren Helden zu, rufen zu ihnen und schauen aufmerksam dem weiteren Treiben zu.

Nicht zu unterschätzen sind dabei aber auch die Mitarbeiter des Wohnheimes, die den Bewohnern vertraut sind: Sie alle helfen mit – arbeiten mit der Feuerwehr Hand in Hand. Selbstlos, beispiellos, professionell und ruhig. Beide Seiten. Dies überträgt sich auf die Bewohner, für die dieser Einsatz eine Ausnahmesituation darstellt.

„Wir haben hier in der Einrichtung 20 Mitarbeiter. Alle sind zum Verhalten bei Notfällen geschult und einige haben zusätzlich eine Unterweisung zum Brandschutzhelfer“, erklärt Ildiko Nebli-Spies. AWO-Mitarbeiter und Feuerwehrleute haben in kurzer Zeit alle 24 Bewohner aus dem Haus gerettet und sich am Sammelplatz nochmals überzeugt, dass niemand fehlt. Damit endet die Übung am Donnerstagabend. Stolz sind die rund 60 Kameraden und die Freude über den geglückten Einsatz und den herzlichen Empfang durch die Bewohner können weder sie noch die Mitarbeiter der Einrichtung jetzt verbergen.

Durch psychologische Betreuung im Vorfeld der Alarmübung wurde den Bewohnern am Mittwochnachmittag erst nahe gebracht, dass die Feuerwehr zu einer Übung anrücken wird. Eine Tatsache, die sich beim realen Einsatz sicher als wertvoll herausstellen wird.

Als die Menschen wieder zurück in ihr zu Hause dürfen, da bleiben sie stehen bei den Feuerwehrwagen und den Kameraden, die sie zuvor aus dem Haus gerettet haben. Ein Händedruck, eine Umarmung, ein Lächeln und nette Worte. Strahlende Augen bei den Bewohnern und auch dem ein oder anderen Feuerwehrmann. Ein Blick in die Löschfahrzeuge, ein herzliches „Tschüss“ und ein Winken. Dann rückt auch die Feuerwehr wieder ab. Mit Blaulicht. Auf Wunsch der Bewohner.

 

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